Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
hatte doch bestimmt schon mehrere Beziehungen gehabt. Vielleicht hatte einer
der von ihr abservierten Männer die Tat aus Eifersucht begangen. Oder sie selbst hatte von langer Hand geplant, sich den reichen alten Kerl zu angeln, sich von ihm heiraten zu lassen und ein paar Monate später als reiche Witwe über seinem Grab zu stehen.
Dann war da noch die Ex-Frau, die sich vielleicht dafür an ihm hatte rächen wollen, dass sie einfach von ihm fallen gelassen worden war.
Vielleicht war Pettibone ja nicht der Heilige gewesen, als den alle Welt ihn sah? Vielleicht hatte er Julianna gekannt? Vielleicht war er vor zehn Jahren eine potenzielle Zielperson gewesen und hatte eine Affäre mit ihr gehabt. Oder sie hatte sich während der Jahre im Gefängnis eingehend mit ihm befasst und sich erst nach ihrer Entlassung an ihn herangemacht.
Das erschien Eve am wahrscheinlichsten, doch um andere Möglichkeiten auszuschließen, war es noch zu früh.
Wenn man den Mörder kennen wollte, musste man das Opfer kennen, überlegte sie. Dieses Mal war ihr die Mörderin bereits bekannt, um aber ein Motiv zu finden, müsste sie versuchen zu erfahren, wer Walter Pettibone gewesen war. Und ihre Bekanntschaft mit Julianna Dunne erneuern, überlegte sie.
Nach zwanzig Bahnen fühlte sie sich locker, stellte sich am flachen Becken-Ende hin und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Als sie sich jedoch aus dem Wasser ziehen wollte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine leichte Bewegung inmitten des Dschungels tropischer Pflanzen wahr und wirbelte herum.
»Tja, wenn das der Anblick ist, den Sie den bösen Buben bieten, bevor Sie sie verhaften, ist es das reinste
Wunder, dass die nicht sofort auf die Knie sinken und um Gnade flehen.«
Phoebe kam an den Rand des Pools und reichte ihr ein Handtuch. »Tut mir Leid. Ich weiß, Sie haben nicht gehört, als ich hereingekommen bin. Ihr Anblick hat mich derart gebannt, dass ich nichts sagen konnte. Sie schwimmen wie ein Fisch.«
Da sie auch so nackt war wie ein Fisch, wickelte sich Eve so schnell wie möglich in das Handtuch ein. »Danke.«
»Roarke hat mir gesagt, wo ich Sie finde. Ich habe Ihnen frischen Kaffee mitgebracht.« Sie zeigte auf den riesengroßen Becher, der auf einem Tisch neben dem Becken stand. »Und eins von Sams erstaunlichen Croissants. Ich wollte zu Ihnen, um mich bei Ihnen für Ihre Gastfreundschaft zu bedanken.«
»Kein Problem. Haben Sie sich, äh, schon etwas eingelebt?«
»Es wäre wirklich schwierig, sich hier nicht auf der Stelle einzuleben, glauben Sie nicht auch? Hätten Sie vielleicht kurz Zeit, oder haben Sie es eilig?«
»Tja, ich …«
»Das Croissant ist frisch.« Sie hielt Eve den Teller so dicht vor das Gesicht, dass der verführerische Duft ihr direkt in die Nase stieg. »Sam hat es geschafft, Summerset dazu zu überreden, dass er ihn die Küche mitbenutzen lässt.«
»Einen Moment habe ich sicher Zeit.« Um sich einen Bademantel anzuziehen, hätte sie erst aus dem Handtuch steigen müssen, und so nahm sie einfach Platz und brach - Phoebe zu Gefallen - ein Stück des frischen Teilchens ab.
»Mmm.« Sofort schob sie sich die zweite Ecke in den Mund. »Schmeckt wirklich phänomenal.«
»Sam ist ein hervorragender Koch und Bäcker. Eve - ich darf doch Eve zu Ihnen sagen? Ich weiß, nur wenige genießen dieses Privileg.«
Vielleicht lag es an ihrem ruhigen Blick, an ihrer ruhigen Stimme oder auch an beidem. Auf alle Fälle rutschte Eve ein wenig unbehaglich auf der Bank, auf der sie saß, herum. »Sicher, meinetwegen.«
»Sie fühlen sich, wenn Sie mit mir zusammen sind, nicht wohl. Ich wünschte, das wäre anders.«
»Nein, Sie … ich kann einfach nicht besonders gut mit Menschen umgehen.«
»Ich glaube nicht, dass das stimmt. Sie sind sehr gut zu Delia. Außergewöhnlich gut. Und erzählen Sie mir nicht, das wäre Teil von Ihrem Job, denn ich weiß, dass das nicht stimmt.« Phoebe hob einen Becher Tee an ihre Lippen und blickte Eve, während sie trank, über den Gefäßrand hinweg an. »Sie hat sich im letzten Jahr verändert. Sie ist gewachsen, ich meine als Mensch. Dee schien immer schon zu wissen, was sie wollte, aber erst, seit Sie sich ihrer angenommen haben, hat sie ihren Platz gefunden. Die Dinge, die sie gesehen hat und die sie machen musste, haben sie bewusster und vielleicht auch etwas trauriger gemacht. Vor allem aber stärker. In allen ihren Briefen und auch wenn wir miteinander telefonieren, geht es sehr häufig um Sie. Ich frage mich, ob Sie
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