Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
bis fünfzehn Jahre hier.«
»Ich tu niemand was, der mir nichts tut. Aber drau ßen in der bösen, bösen Welt muss sich’ne Frau doch wohl verteidigen.«
»Vielleicht, aber da Sie auch hier drinnen wohl kaum den ersten Preis für Umgänglichkeit gewinnen, müssen Sie frühestens in zehn Jahren wieder in die böse, böse Welt zurück.«
»Meinen Sie, das kratzt mich? An einem Ort wie dem hier kriegt man zehn Jahre bequem im Kopfstand und sich den Hintern kratzend rum.«
»Besteht hier drin die Möglichkeit, Herrenbesuche zu empfangen, Sanchez?«
Plötzlich wurde ihre Miene interessiert. »Sicher. Das gehört zur Rehabilitation. Schließlich muss man die Maschine schmieren, damit sie keinen Rost ansetzt.«
»Aber Sie haben eine Neigung zur Gewalt. Und Gewaltverbrecherinnen kriegen für gewöhnlich nur Droiden zugeteilt. Vielleicht wäre es möglich, dass ich Ihnen einen lizensierten Gesellschafter besorge. Einen echten warmen Männerkörper für eine Nacht voller Romantik. Natürlich nur im Tausch gegen Informationen.«
»Woll’n Sie mich verarschen?«
»Nein. Ich besorge Ihnen einen professionellen Callboy, wenn Sie mir irgendetwas geben, was ich verwenden kann. Also los, was wissen Sie? Mit wem hat sie gesprochen, wen hat sie benutzt?«
»Ich will einen großen, gut aussehenden Typen, der seinen Schwanz so lange oben behalten kann, bis ich selber komme.«
»Erzählen Sie mir etwas, was ich hören möchte, und ich besorge einen Kerl. Der Rest liegt dann bei Ihnen. Also, zurück zu Julianna Dunne.«
Sie könnte echten Sex bekommen oder aber eine Bullenfotze in die Wüste schicken, überlegte Sanchez. Und entschied sich für den Sex. »Zicke. Hielt sich für eine verdammte Texas-Gringo-Schönheitskönigin. Hielt sich so weit wie möglich von uns anderen fern. Hat vor dem Personal gebuckelt, als ob sie Lehrer in der Sonntagsschule wären. Ja, Ma’am, bitte, Ma’am, danke, Ma’am. Wenn man das gehört hat, hätte man am liebsten gekotzt. Aber sie sind total drauf abgefahren und haben ihr dafür jede Menge Sonderrechte eingeräumt. Außerdem hatte sie Kohle, hat damit ein paar Leute geschmiert und ein paar der Lesben echt gut dafür bezahlt, dass sie sie nach Kräften drangenommen ham. Ihre Freizeit hat sie in der Bücherei oder im Fitness-Studio zugebracht. Irgendwann hat sie sich Loopy ausgeguckt - dabei ging’s
nicht um Sex, sie war eher so was wie ein Schoßhündchen für sie.«
»Und Loopy ist?«
»Lois Loop, ein Junkie. Sie hat ihren alten Herrn gehimmelt und dafür zwanzig Jahre kassiert. Sie hatte die Zelle neben der alten Hexe. Manchmal habe ich die beiden miteinander reden gehört.« Sanchez zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Sie hatte Loopy versprochen, sie zu sich zu nehmen, wenn sie freigelassen wird. Meinte, sie hätte jede Menge Knete und eine wirklich hübsche Bleibe, in der es sich bestens leben lässt. Vielleicht in Texas.«
»Sie hatte die Absicht, nach Texas zurückzugehen?«
»Sie hat gesagt, sie hätte noch was in Dallas oder so zu erledigen. Irgend’ne Sache, die nicht abgeschlossen ist.«
Eve speicherte diese Informationen ab und schickte dann nach Lois Loop. Sie hätte die Beschreibung, die Sanchez ihr gegeben hatte, nicht gebraucht, da der guten Lois aufgrund von ihrer ausgeblichenen Haut, dem fahlen Haar und den pinkfarbenen Kaninchenaugen die Funk-Süchtige überdeutlich anzusehen war. Eine der Nebenwirkungen des Hirnumneblers war die Auslöschung sämtlicher Pigmente, und selbst eine Entgiftung brachte die Farbe nicht zurück.
Ein Blick auf die stecknadelkopfkleinen Pupillen reichte, dass Eve wusste, dass die Entziehungskur eindeutig fehlgeschlagen war. »Setzen Sie sich, Loopy.«
»Kenne ich Sie? Ich kenne Sie nicht.«
»Setzen Sie sich trotzdem.«
Mit ruckartigen Bewegungen marschierte Lois Richtung Tisch. Woher auch immer sie das Zeug bekam, sie
hatte anscheinend schon seit längerem nichts mehr erhalten, dachte Eve.
»Sie sind anscheinend auf Entzug. Wann haben Sie zum letzten Mal was eingeworfen, Loopy?«
Loopy leckte sich die weißen Lippen. »Ich kriege täglich synthetischen Ersatz. Das gehört zum Entzug. Darauf habe ich einen rechtmäßigen Anspruch.«
»Ja, richtig.« Eve beugte sich über den Tisch. »Hat Julianna Ihnen Geld gegeben, damit Sie sich das echte Zeug besorgen konnten?«
»Julianna ist meine Freundin. Kennen Sie Julianna?«
»Ja, wir kennen uns bereits sehr lange.«
»Sie ist wieder draußen.«
»Stimmt. Hat sie gesagt, dass
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