Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
neuerlichen Schock. Sie trug ein schlabberiges weißes T-Shirt, schwarze Leggins, und die Zehennägel ihrer nackten Füße waren pinkfarben lackiert.
»Dennis? Wer hast du gesagt … aber hallo, Eve.«
»Tut mir Leid. Ich hätte nicht einfach unangemeldet hier erscheinen sollen. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause und ich … ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich Sie zu Hause störe. Ich, äh, ich komme einfach morgen früh in Ihr Büro.«
Es war selten, dachte Dr. Mira, dass man Eve verlegen sah. »Sie stören uns nicht im Geringsten. Trinken wir einen Wein, Dennis?«
»Tun wir das?« Wieder bekam er einen leicht verwirrten Blick, starrte dann aber auf die Flasche, die er in der Hand hielt, und stellte nickend fest: »Oh, ja, genau. Ich hole schnell ein drittes Glas.«
»Nein, bitte. Machen Sie sich keine Mühe. Ich sollte gar nicht hier sein. Ich werde einfach wieder gehen.«
»Reden Sie doch keinen Unsinn.« Dr. Mira sah sie lächelnd an. »Setzen Sie sich doch. Falls Sie noch im Dienst sind, haben wir sicher auch etwas Alkoholfreies für Sie.«
»Nein, ich bin nicht mehr im Dienst, aber …«
»Gut.« Dr. Mira durchquerte das Zimmer, blieb kurz vor ihrem Gatten stehen und knöpfte ihm mit einer derart schlichten Vertrautheit die Jacke richtig zu, dass sich
Eve noch störender vorkam, als hätten die beiden eine Reihe feuchter, schlabberiger Küsse ausgetauscht. Dann holte Dr. Mira sich ein Glas aus der Vitrine, drückte ihren Gast sanft in einen bequemen Sessel und nahm ihm gegenüber Platz.
So kam es, dass Eve plötzlich in dem hübschen, farbenfrohen Wohnzimmer der Psychologin saß und ein Glas Wein entgegennahm.
»Wir war Ihr Urlaub?«, wollte Dr. Mira von ihr wissen.
»Schön. Er war wirklich schön.«
»Sie sehen ziemlich erholt aus.«
»Tja, nun, die Hälfte der Zeit habe ich auch nur herumgegammelt.«
»Das haben Sie und Roarke auch dringend gebraucht. Ich nehme an, es geht ihm gut.«
»Ja.« Eve rutschte unbehaglich auf ihrem Platz herum. »Es geht ihm gut.« Und sie würde dafür sorgen, dass es auch weiterhin so blieb.
Dr. Mira nippte vorsichtig an ihrem Wein und nickte mit dem Kopf in Richtung ihres Mannes. »Ich spreche oft mit Dennis über irgendwelche Fälle, aber wenn es Ihnen lieber ist, können wir auch oben in meinem Arbeitszimmer miteinander reden.«
»Nein, ich möchte Ihnen sicher nicht das bisschen Freizeit rauben, das Sie haben. Ich habe kein Recht dazu, mit irgendeinem Fall hier bei Ihnen zu Hause zu erscheinen. Außerdem haben Sie bestimmt noch keine Zeit gehabt, sich die Akte anzusehen.«
»Doch, die hatte ich.«
»Was halten Sie …« Eilig brach Eve wieder ab. »Dann rufe ich morgen in Ihrer Praxis an und vereinbare einen Termin.«
»Entspannen Sie sich, Eve. Wir können vollkommen problemlos jetzt schon miteinander reden. Sie wären nicht hierher gekommen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Es freut mich ungemein, dass Sie, wenn auch vielleicht nur vorübergehend, so viel Vertrauen zu mir hatten, dass Sie einfach vorbeigekommen sind. Es hat eine Zeit gegeben, die ist noch gar nicht lange her, da hätten Sie nicht mal im Traum daran gedacht, so etwas zu tun.«
»Ich habe Ihre Fähigkeiten schon immer respektiert.«
»Respekt und Vertrauen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Sie sind wegen Julianna Dunne gekommen, stimmt’s?«
»Das Böse«, sagte Dennis zu niemand Bestimmtem, »tritt in allen möglichen, häufigäußerst verführerischen Formen auf.« Mit einem plötzlich völlig klaren, wachen Blick wandte er sich an Eve. »Glauben Sie an das Böse?«
»Ja.«
»Gut. Sie können es nämlich nicht aufhalten, wenn Sie nicht daran glauben.«
»Dennis hat das besondere Talent, alles auf das Wesentliche zu reduzieren. Damit ist er mir häufig eine gro ße Hilfe.«
Abermals trank Dr. Mira einen kleinen Schluck von ihrem Wein und stellte dann ihr Glas auf einem runden Tischchen ab. »Julianna Dunne wurde vor und während ihres Prozesses wiederholt gründlich getestet und evaluiert. Nach Meinung der für diese Tests herangezogenen Experten hat ein Mitglied ihrer Familie sie sexuell missbraucht und dadurch ein Trauma, das heißt geistige und
auch emotionale Schäden bei ihr hervorgerufen. Infolge dieses Traumas hat sie sich als Erwachsene an andere Männer herangemacht und sie stellvertretend für den Mann, der sie geschädigt hatte, bestraft.«
Sie machte eine kurze Pause und zog ihre hübschen, wohlgeformten Beine unter sich. »Da sie die Morde
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