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Einmal gebissen, total hingerissen

Einmal gebissen, total hingerissen

Titel: Einmal gebissen, total hingerissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Du kriegst nicht viel mit, was, Rayne?
    »Oh, dieses alte Ding?«, fragt sie und errötet heftig, während sie über ihr Kleid streicht. »Das habe ich schon seit Jahren.«
    »Nur zu deiner Information, das wäre viel glaubwürdiger, wenn du das Preisschild abmachen würdest«, meine ich und deute auf ihren Ärmel.
    »Oh.« Die Röte vertieft sich noch, als sie das fragliche Preisschild abreißt. »Ich schätze, ich habe es noch nie angehabt.«
    Quiek. Die Frau ist die schlechteste Lügnerin im ganzen bekannten Universum. »Raus damit, Mom.«
    Sie seufzt und gibt mir ein Zeichen, in ihr Schlafzimmer mitzukommen. Ich folge ihr und werfe mich auf das altmodische Himmelbett, das Grandma ihr nach ihrem Tod hinterlassen hat. Es wäre ein elegantes Möbelstück, wenn Mom nicht eine grellbunte, handgenähte Decke aus ihren Kommunetagen darüber gelegt hätte. Trotzdem muss ich zugeben, dass der Raum insgesamt ziemlich gemütlich ist.
    Als Sunny und ich klein waren, sind wir, wenn gewaltige Gewitter über der Stadt niedergingen, immer zu dem übergroßen Bett gelaufen und zu Mom und Dad unter die Decke gekrochen. Erst dann haben wir uns warm und sicher gefühlt.
    Ähm, wie dem auch sei .. .
    Also, Mom macht die Tür hinter uns zu und setzt sich zu mir aufs Bett. Sie versucht, wie immer die Füße unterzuschlagen, dann begreift sie, dass sie ein schönes Kleid anhat, und entscheidet sich stattdessen dafür, anmutig die Knöchel zu verkreuzen. Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht zu lachen.
    »Und?«, hake ich nach.
    »Und ich habe ein Date«, flüstert sie und ihre Augen glänzen schelmisch. Sie hat total vergessen, dass sie sauer wegen meines Haares ist.
    »Ein Date?«, rufe ich. »Das ist ja toll!«
    Sie mustert mich und ihr Blick wird mütterlich. »Bist du dir sicher? Ich meine, ich weiß, das muss dir ein wenig komisch vorkommen. Deine Mom geht mit jemandem aus.«
    »Nein! Es ist überhaupt nicht komisch. Ich finde es großartig.«
    Schließlich brenne ich seit Jahren darauf, dass die Frau mehr aus dem Haus kommt. Sie hat wie eine Nonne vor sich hin geschmachtet und gehofft, dass, wenn sich die Tür das nächste Mal öffnet, mein Dad hindurchtreten wird. So kann einfach kein Mensch leben. Nicht mal eine Mom.
    »Also, wer ist der Glückliche? Wo hast du ihn
    kennengelernt?«
    Einen Moment lang frage ich mich, ob ich ihr erzählen sollte, dass Dad zu der Geburtstagsparty kommt, aber dann entscheide ich mich dafür, ihr nicht gerade jetzt die Petersilie zu verhageln. Wir haben fast eine Woche Zeit, um ihr die Neuigkeit schonend beizubringen, und ich will ihr großes Date nicht ruinieren.
    Ein rosafarbener Hauch überzieht ihre Wangen. Es ist entzückend. Ich finde es wunderbar, sie so aufgeregt zu sehen. »Tätsächlich bin ich gestern Abend im Bio-Supermarkt auf ihn gestoßen.«, sagt sie. »Buchstäblich. Wir haben beide nach denselben gefrorenen Kichererbsenbratlingen gegriffen.«
    Ich lächle. Offensichtlich Liebe auf den ersten Blick. Mit der einzigen anderen Person im bekannten Universum, die tatsächlich Kichererbsenbratlinge essen würde. »Schön.
    Und der hat dich zum Essen eingeladen?«
    »Ja, wir wollen bei Abe and Louis in Boston zu Abend essen.«
    Ich stoße einen Pfiff aus. »Ir-re.«
    Sie kichert. So habe ich sie seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Vielleicht habe ich sie noch nie so gesehen. Ich finde es toll.
    »Woher kommt dieser Mann? Womit verdient er sich seinen Lebensunterhalt?«, frage ich.
    Sie zuckt die Achseln. »Ich habe ihn in der
    Tiefkühlabteilung keinem Kreuzverhör unterzogen,
    Rayne.«
    »Klar. Hm, dann musst du heute Abend alle wichtigen Infos sammeln«, bemuttere ich meine Mutter. »Wir wollen doch sicherstellen, dass er der Richtige für dich ist. Wir können nicht zulassen, dass du mit irgendjemandem ausgehst.«
    Sie lacht. »Okay, Schätzchen. Ich verspreche, ich werde mir sämtliche Informationen verschaffen.«
    In diesem Moment klingelt es. Meine Mom springt vom Bett und ist wie der Blitz an der Tür. »Das muss er sein«, sagt sie und dreht sich mit einem Grinsen zu mir um.
    »Wünsch mir Glück!«
    Ich verkreuze die Finger. »Viel Glück!«
    Sie huscht die Treppe hinunter und ich nutze die
    Gelegenheit, aus ihrem Fenster zu spähen, das einen guten Blick auf die Veranda vor dem Haus bietet. An der Tür steht ein Mann - bekleidet mit nichts Geringerem als einem Smoking. Ich kann sein Gesicht nicht erkennen, aber er scheint gut gebaut zu sein und er hat volles Haar.

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