Einmal gebissen, total hingerissen
ich, vor
allem deshalb, weil man das die Leute in Filmen immer
rufen hört, wenn sie sich in einer unmöglichen Situation wie dieser befnden. Im Hinterkopf ist mir natürlich bewusst, dass er wahrscheinlich sehr wohl damit
davonkommen wird. Mit alledem hier. Im echten Leben
leben die Bösen nämlich glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Wenn ihr mir nicht glaubt, werft einen Blick auf meinen Dad.
»Und womit, bitte schön, glaubst du, dass ich nicht durchkommen werden?«, fragt Maverick und verschränkt die Arme vor der Brust. Er trägt schwarze Lederhosen, eine
Lackfetischweste und ein Samtcape.
»Damit, dass Sie Magnus' Leute mit Ihrem blöden,
blutverseuchenden Virus giften«, sage ich. »Wir sind Ihnen längst auf der Spur und wissen, was Sie tun. Und wir werden Sie aufhalten. Vielleicht nicht speziell ich, aber ich bin eine von vielen.«
»Verstehe«, erwidert Maverick und streicht mit Daumen
und Zeigefinger über sein Ziegenbärtchen. »Kennst du
zufällig Rachel und Charity?«
Zuerst habe ich keine Ahnung, von wem er redet, dann fällt mir etwas ein. »Magnus' Spenderinnen?« Furcht umklammert mein Herz, während ich darauf warte, was er
als Nächstes sagen wird.
Maverick lächelt ein stereotypes, allen bösen Schurken
eigenes Lächeln. »Ja. Magnus' Spenderinnen. Charmante
Mädchen. Wir hatten sie heute in der Blood Bar zu Gast.«
»Warum sollten sie in die Blood Bar kommen?«, frage ich und versuche, dieses letzte Rätsel zu lösen. Wieso kommen all diese Spender, die bereits täglich gebissen werden, aus freiem Willen in die Bar? Warum sollten sie das Bedürfnis verspüren, sich aussaugen zu lassen?
»Eine leichte Frage. Weil sie blöde Möchtegernvampire
sind, alle durch die Bank«, erklärt Maverick. »Wir haben einige Blutsgefährteneinladungen vom Zirkel gefälscht. Sie denken, sie kommen hierher, um sich endlich ihren lebenslangen Traum zu erfüllen, Vampire zu werden.«
Ah. Ziemlich clever, obwohl es natürlich wahnsinnig böse ist. »Und stattdessen vergiften Sie sie. Und schicken sie dann wieder weg, damit sie ihre eigenen Vampire ihrerseits vergiften. Sie abscheulicher Bastard.«
»Du solltest nicht mit diesen köstlichen Komplimenten um dich werfen, meine Liebe«, entgegnet Maverick mit einem Grinsen. »Aber ja, die Spender, darunter Rachel und Charity heute Abend, sind alle vergiftet worden. Und sobald Magnus sich sein nächtliches Mahl gönnt, wird er ebenfalls vergiftet werden. In einigen Tagen wird er all seine Kräfte verlieren und daher außerstande sein, über den Zirkel zu herrschen.«
»Aber warum? Was haben Sie gegen Magnus?«
Maverick zuckt die Achseln. »Eigentlich nichts. Nur dass er meinen Job hat.«
»Das ist doch Unfug. Es ist sein Job. Er ist Lucifents
Erstgeborener.«
»Klar, das ist der Unsinn, den er herumtrötet«, sagt
Maverick und ballt seine Hände mit den schwarzen
Fingernägeln zu Fäusten. »Aber das ist nicht wahr. Ich war Lucifents Erster. Doch er hat mich im 19. Jahrhundert wegen einer geringfügigen Unannehmlichkeit enterbt.«
Ich kann nicht einmal erahnen, von was für einer
Unannehmlichkeit er spricht oder wie geringfügig sie
wirklich war. Aber jetzt kapiere ich, warum Maverick so einen Pik auf Magnus hat.
»Also, wenn Sie so versessen auf Rache sind, warum
greifen Sie Magnus dann nicht persönlich an? Diese
Virusgeschichte ist doch über die Maßen kompliziert,
meinen Sie nicht auch?«
»Ich musste etwas erschaffen, das Magnus' gesamte
Streitkräfte schwacht, nicht nur ihn. Wenn ich ihn lediglich töten würde, würde irgendein anderer lästiger Anführer an seine Stelle treten. Jemand wie dieser weinerliche kleine Trottel Jareth oder so was.«
Jareth. Allein der Name beschwört eine kleine Hoffnung in mir herauf. Wenn er lebend aus dem Gebäude herausgekommen ist, könnte er Hilfe holen gehen. Die
Armee herbringen und mich rette. Ich könnte lange genug leben, um einen weiteren Tag lang als Jägerin zu versagen.
»Auf diese Weise werde ich all seine Anhänger von innen langsam unschädlich gemacht haben, bevor auch nur einer dieser Idioten weiß, welches Pferd ihn getreten hat. Der Blutzirkel wird in Alarmzustand versetzt werden und ich werde eingreifen, um sie in eine bessere Zukunft zu führen.«
»Und dann werde ich Sie töten«, erwidere ich und
versuche, eine tapfere Miene zu machen.
Er schüttelt den Kopf. »Nein. Das wirst du nicht tun, weil du tot sein wirst.«
Bevor ich mir ganz sicher bin, was passiert, hat er
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