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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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ist nicht eure Sprache«, zischt er. »So habe ich dich nicht erzogen.«
    Ich bemühe mich, ruhig zu bleiben. Er fühlt sich bedroht, weil er nichts versteht.
    »Hallo, Martin«, wechsel ich das Thema.
    »Hallo!« Er huscht an meinem Vater vorbei ins Wohnzimmer. »Noch zwei Tage bis zum großen Tag. Ich habe noch kein Büro für dich, aber ich dachte, fürs Erste könntest du eine Ecke in meinem bekommen. Mir Gesellschaft leisten.«
    »Vielen Dank für das Angebot.« Ich versuche, nicht sarkastisch zu klingen, muss jedoch die Zähne zusammenbeißen. »Aber wie ich meinem Vater bereits gesagt habe, muss ich höflich ablehnen.«
    »Daisy!«, mahnt mein Vater. »Ich dulde keinen Ungehorsam!«
    »Die hat Mumm!« Martin reibt sich frohlockend die Hände. »Gefällt mir. Eine Herausforderung.«
    »Es reicht jetzt!«, rufe ich und stehe auf. »Ich werde nicht bei dir arbeiten, sondern zurück nach England gehen.«
    »Das tust du nicht«, sagt mein Vater wütend.
    »Versuch doch, sie aufzuhalten«, sagt meine Mutter. Beim Klang ihrer ruhigen Stimme drehen wir uns alle zu ihr um. »Martin, könntest du bitte im Büro warten?«, sagt sie.
    »Warum?«, will mein Vater wissen.
    »Danke.« Meine Mutter sieht dem davonhuschenden Martin vielsagend nach.
    »Wie kannst du es wagen, mich so zu blamieren!«, explodiert mein Vater.
    Meine Mutter ignoriert ihn. Sie wendet sich auf Italienisch an mich. »Wann hast du den Wagen bestellt?«
    »Ich wollte mir unten einfach ein Taxi suchen.«
    »Aber du kannst doch den Wagen nehmen!«, ruft sie.
    »Was redet ihr da? Was sagt ihr?« Mein Vater sieht uns beide abwechselnd böse an. Er sieht fast komisch aus.
    »Ein Taxi ist in Ordnung«, sage ich zu meiner Mutter. »Ich gehe jetzt«, sage ich auf Englisch zu meinem Vater. »Ich muss noch meinen Flug erwischen.«
    »Wag es nicht!«, warnt er mich. »Du wirst nie wieder einen Cent von mir bekommen. Wag es nicht!«
    »Ich will dein Geld gar nicht«, gebe ich zurück, und zum ersten Mal ist meine Stimme fest. »Ich werde mein eigenes verdienen.«
    »Was?«, brüllt er. »Mit Tellerwaschen? Kartoffelschälen?«
    »Wenn’s sein muss.«
    »Du bist eine Schande!«
    »Auf Wiedersehen, Mutter.« Ich drehe mich zu ihr um.
    »Ich bringe dich raus«, sagt sie.
    »Kommt zurück!«, schreit mein Vater, als wir den Raum verlassen. »Kommt sofort zurück!«
    »Er meint es nicht so«, sagt meine Mutter im Fahrstuhl, der nach unten saust.
    »Doch. Aber es ist egal, weil ich es auch ernst gemeint habe.«
    Sie nickt. »Ich weiß. In der Beziehung bist du genau wie deine Großmutter.«
    Zumindest weiß ich, dass wir vom selben Blut sind, denke ich traurig.
    »Was machst du jetzt? Er wird total sauer sein, wenn du hochgehst.«
    »Ja. Aber er beruhigt sich auch wieder. Und Candida hat eine wunderbare Lammkeule im Ofen, die wird ihn aufheitern.«
    Welch sonderbare Vorstellung …
    Bei Regen steige ich ins Flugzeug, und als es über die Startbahn saust und abhebt, erhasche ich nur noch einen flüchtigen Blick auf New York, dann fliegen wir durch Wolken. Ich habe meine Mutter angelogen. Es wird sehr, sehr lange dauern, bis ich zurückkomme.

Kapitel 23
    »Trinkst du ein Glas mit?« Holly hält eine Flasche Rotwein hoch.
    »Klar.«
    Ein Grinsen macht sich auf ihrem Gesicht breit.
    »Aber den brauchst du nicht.« Ich weise auf den Korkenzieher, den sie aus der Küchenschublade geholt hat. Fragend schaut sie mich an. »Der hat einen Schraubverschluss«, erkläre ich ihr.
    »Aha … Und das konntest du von da hinten sehen?«
    Ich sitze am Küchentisch, sie steht an der Arbeitsfläche einige Meter weiter.
    »Logisch! Wenn es um Öffnen von Alkoholika geht, bin ich ein Profi.«
    »Mensch, hast du mir gefehlt!« Sie dreht die Flasche auf, schenkt zwei sehr große Gläser voll und bringt sie herüber.
    »Danke, dass ich bei dir wohnen kann«, sage ich.
    »Kein Problem. Bleib, so lange du willst. Klar, ich weiß, dass du dir eine eigene Wohnung suchen willst, aber von mir aus ist es nicht eilig. Ich mache dir keinen Druck. Ist ja nicht so, als ob hier noch jemand wäre außer Holly allein zu Haus.«
    So, jetzt reicht es.
    »Holly, ich weiß Bescheid mit Simon.« Ich sehe ihr in die Augen.
    »Was?«, fragt sie zaghaft.
    »Ich weiß, dass du was mit ihm hast.«
    Das Blut fließt ihr aus dem Gesicht. »Wie hast du das herausbekommen?«, flüstert sie und sinkt auf einen Stuhl. »Wissen das alle?«
    Sofort tut sie mir leid. »Nein, nein. Nur ich. Und Luis«, füge ich

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