Einmal rund ums Glück
den Schultern. »Sie interessiert sich für Mode und den ganzen Kram.«
Na, super. Ein umwerfendes Society-Girl. »Hört sich an wie bei Wayne und Coleen«, sage ich bemüht locker und unbeeindruckt.
»Ich muss doch sehr bitten«, ruft er. »Damit willst du doch wohl nicht sagen, dass ich wie Wayne Rooney aussehe.«
Ich lache. »Nein, ich würde eher sagen, wie Leonardo DiCaprio. Aber nicht der aktuelle«, füge ich schnell hinzu. »Sondern wie damals zu
Titanic
-Zeiten, als er noch richtig gut aussah.« Verflucht, Daisy! Jetzt glaubt er, ich fände ihn gut! Instinktiv lege ich die Hände auf die Wangen, damit sie nicht so heiß werden.
Belustigt betrachtet er mich. Eifrig schaue ich auf die Uhr. Zehn Uhr. »Wo Holly bloß bleibt?«, frage ich auf der Suche nach einem Themenwechsel. Ich krame mein Handy aus der Tasche. »Ich versuch’s noch mal bei ihr.« Diesmal klingelt das Telefon, aber sie geht nicht dran. Schließlich springt wieder die Mailbox an, und ich versuche es erneut. Beim zehnten Klingeln meldet sie sich.
»Holly! Wo steckst du?«
»Ich bin noch auf der Rennstrecke.« Ihre Stimme ist gedämpft.
»Was?«
, rufe ich. »Warum?«
»Hier ist doch mehr zu tun, als ich dachte.«
»O nein! Sind die alle sauer auf mich, weil ich mich verdrückt habe?«, frage ich besorgt.
»Nee! Überhaupt nicht. Die anderen sind schon weg. Ich helfe nur noch bei ein paar Kleinigkeiten.«
»Hm, gut. Kommst du gleich her?«
»Ähm …« Sie zögert. »Weiß nicht genau. Warte nicht auf mich. Wenn ich es schaffe, rufe ich dich an. Sorry.«
»Mach dir keine Gedanken, ist schon gut.«
Ich lege auf und schaue Will an. »Ich glaube, sie kommt nicht mehr.«
»Nicht?« Er wundert sich.
»Das tut mir total leid.« Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, ihn hierher geschleppt zu haben.
»Schon gut«, sagt er.
»Sollen wir zurück zu den anderen gehen?«, frage ich und will aufstehen.
»Klar. Los!« Er trinkt sein Bier aus und folgt mir nach draußen.
In der anderen Bar kann ich mich einfach nicht entspannen. Ich bin nicht in der richtigen Stimmung, um mich unter die Leute zu mischen, aber ich kann auch Will nicht noch länger für mich beanspruchen, deshalb sage ich Pete nach einer Stunde, ich würde zum Hotel zurückgehen. Ich lehne sein Angebot ab, mich zu begleiten – es ist schließlich nicht weit, und die Straßen sind voller Touristen, so dass ich keine Angst habe.
Als ich im Hotel ankomme, entdecke ich Frederick in der Bar, der sich mit Klaus einen Schlummertrunk gönnt.
Italien! Ich muss ihn wegen Italien fragen!
Ich setze mein bestes Bettelgesicht auf. Bitte, bitte, bitte, Frederick!
»Eigentlich sollte Holly mitkommen«, sagt Frederick.
»Holly?«, frage ich verwirrt.
»Ja, so eine Kleine mit blonden Haaren, zierliche Figur. Zieht immer mit einer anderen Mitarbeiterin von mir, auch so ein ungezogenes Mädchen, um die Häuser und besäuft sich.«
»Haha«, mache ich sarkastisch. »Ich weiß, wer Holly ist, ich wusste nur nicht, dass sie nach Italien fährt.«
Frederick ist verblüfft.
»Egal«, sage ich. »Kann ich auch mitkommen?«
»Was ist mit den Catering-Jobs in London, die du mit Ingrid abgesprochen hast?«
Ich trete von einem Fuß auf den anderen. »Meinst du, ihr könnt vielleicht Ersatz für mich besorgen?«, frage ich flehend.
»Ich denke mal, Charlotte könnte für dich einspringen.«
Charlotte ist eine Kollegin, mit der ich auch hin und wieder arbeite. Sie studiert Kunst und arbeitet deshalb nur Teilzeit.
»Und, darf ich?«
»Denke schon. Aber du musst mit Ally sprechen, damit sie dir ein Hotel besorgt …«
»Jetzt kommt das Beste«, grinse ich. »Ich kann bei meiner Großmutter in den Bergen wohnen. Das heißt, nur mein Flug muss bezahlt werden.«
»Aha«, macht er. »Na, dann melde dich mal besser bei Ally.«
»Yeah! Danke, Chef!«
»Jetzt ab mit dir! Ich will mein Glas in Ruhe austrinken.« Er hebt es und nimmt einen Schluck, und ich laufe schnell nach oben, damit er es sich nicht noch anders überlegt.
Als ich in unser Zimmer gehe, liegt Holly schon im Bett. Ich schüttel sie wach.
»Was soll der Scheiß?«, fährt sie mich müde an.
»Ich fliege nach Italien! Du auch?«
Sie öffnet ein Auge. »Was soll das heißen: Du fliegst nach Italien?«
»Mit dir! Du fliegst doch auch, oder!«, frage ich noch einmal.
Sie öffnet das andere Auge und setzt sich im Bett auf. »Ja.« Dann gähnt sie laut.
»Warum eigentlich?«
»Simon hat mich gebeten mitzukommen«,
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