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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Italienisch und huscht davon.
    »Brauchst du Hilfe?«, rufe ich ihr nach.
    »Nein, nein«, versichert sie mir.
    Ich drehe mich wieder zu Will um. Er mustert mich, wendet den Blick aber schnell ab und verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Sollen wir auf die Terrasse gehen?«, frage ich.
    »Gern.« Er lässt mich vorausgehen. Auf der Terrasse bleibe ich stehen und atme die kristallklare Luft tief ein.
    »Ist das nicht herrlich?«, sage ich und schaue auf die Berge.
    »Hm«, macht er leise.
    »Bitte sehr, Kinder.« Nonna betritt die Terrasse. Sie stellt ein kleines Tablett auf die schwere Steinmauer und reicht jedem ein Glas Minzwasser. Wir sitzen nebeneinander auf der Steinbank, ich in der Mitte.
    Will beugt sich vor. »Wohnen Sie schon lange hier?«, fragt er Nonna.
    Ich übersetze unwillkürlich, doch sie schneidet mir das Wort ab. »Ich verstehe«, sagt sie langsam auf Englisch. »Zweiundfünfzig Jahre.«
    »Zweiundfünfzig Jahre!«, ruft Will. »Das ist ja doppelt so lange, wie ich auf der Welt bin.«
    »Bei mir auch«, füge ich hinzu.
    »Bist du sechsundzwanzig?«, fragt er neugierig.
    »Ja.«
    »Hm.«
    »Dachtest du, ich wäre älter?«
    »Nee, ich wunder mich nur, dass wir gleich alt sind«, sagt er.
    »Irgendwie ein schöner Zufall, finde ich.«
    »Und noch etwas, das wir gemeinsam haben.«
    »Ja.« Wir lächeln uns an. »Entschuldigung, Nonna.« Ich lehne mich auf der Bank zurück, damit ich ihr nicht im Blickfeld bin, doch sie steht schon wieder auf.
    »Das Lamm!«, ruft sie auf Italienisch. »Bleibt er zum Essen?«, fragt sie mich.
    Ich werfe Will einen zögernden Blick zu. »Ich denke, er muss zurückfahren.«
    »Frag ihn!«, drängt mich Nonna.
    »Um was geht’s?«, fragt Will.
    »Sie möchte wissen, ob du zum Essen bleibst. Ich habe gesagt, du müsstest bestimmt zurück …«
    »Ich muss nicht zurück.«
    »Du musst nicht zurück?«
    »Nein.«
    Ich sage zu Nonna: »Er bleibt.« Sie strahlt und eilt in die Küche.
    Will sieht mich an. »Das heißt, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Natürlich nicht!«
    Ich blicke in die Ferne. Dunkle Wolken ziehen sich über den Bergen zusammen.
    »Das sieht nicht gut aus«, bemerke ich.
    Will nickt, und wir schweigen. Kurz darauf ruft Nonna uns an den Tisch.
    »Das war wirklich gut«, sagt Will nach dem Essen und weist auf seinen leeren Teller. »Sie sind eine hervorragende Köchin.«
    »Ach, das war gar nichts«, antwortet Nonna bescheiden, doch ich weiß, dass sie stolz auf ihre Kochkünste ist. Sie steht auf, und ich beeile mich, ihr beim Abräumen zu helfen.
    »Ihr jungen Leute geht schon mal ins Wohnzimmer. Ich bringe euch gleich einen Kaffee. Los!«, beharrt sie, als ich zögere.
    Nonna hat nur zwei Sitzgelegenheiten in ihrem kleinen Wohnzimmer. Die eine ist ein Sofa, die andere ein Sessel. Ich nehme mit Will auf dem Sofa Platz, damit der Sessel für meine Oma frei bleibt.
    Nach einer Weile seufzt Will.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Am liebsten würde ich hier bleiben und ein paar Tage ausspannen.«
    »Echt?« Erfreut sehe ich ihn an.
    »Ja. Diese Hotels gehen mir so auf den Geist. Und hier ist es so … so
gemütlich

    »Ja, das finde ich auch. Klar, es ist eng hier, aber es fühlt sich –«
    »– richtig an«, beendet er meinen Satz.
    »Ja, genau.«
    »Meinst du, du könntest deine Großmutter überreden, dass sie in mein Haus in Chelsea zieht, und wir bleiben stattdessen hier?«
    Ich muss lachen. »Das wäre toll. Aber sie würde niemals hier wegziehen.«
    Und deine Freundin wäre wahrscheinlich auch nicht begeistert, füge ich in Gedanken hinzu. Aber ich werde sie ganz bestimmt nicht erwähnen.
    »So!«, ruft Nonna, als sie mit einem kleinen Tablett hereinkommt.
    Auf einmal hallt ein gewaltiges Krachen in den Steinwänden wider.
    »War das ein Donner?«, fragt Will entgeistert.
    »Ja«, erwidert Nonna und lauscht, als sich draußen die Himmel auftun. »Großes Gewitter. Sehr trügerisch, diese Berge«, fährt sie in gestelztem Englisch fort, während sie das Tablett auf einem kleinen Beistelltisch absetzt und uns winzige weiße Espressotassen reicht, ehe sie sich hinsetzt.
    »Hoffentlich ist das bis morgen vorbei«, sagt Will.
    »
Cazzo
, ja! Tut mir leid, Nonna«, entschuldige ich mich für meine Ausdrucksweise, als sie mich streng ansieht. »Will meinte gerade nur, er hofft, dass das Gewitter morgen vorbei ist, sonst werden sie mit den Filmaufnahmen nicht fertig«, erkläre ich auf Italienisch.
    »O nein, nein, nein!«, ruft Nonna verärgert und

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