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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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etwas in der Richtung gelesen hatte. Über die Fähigkeit des Gehirns, sich zu regenerieren, besonders, wenn es so junge Menschen betraf …
    Die Haustür ging auf, und Jörgen und Kalle kamen herein. Warfen ihre Sporttaschen im Flur auf den Boden und riefen Hallo zur Begrüßung. Das abendliche Unihockeytraining war beendet.
    Eva Backman stand auf und beschloss schnell, ihnen nichts zu erzählen. Es war besser, bis morgen zu warten, wenn sie mehr wusste. Es war besser, sich zuerst selbst ein wenig zu sammeln. Aber ein Gespräch am Küchentisch über alles Mögliche, das würde sie jetzt nicht schaffen.
    »Es gibt Brot und Nudelsalat in der Küche«, sagte sie. »Ich muss noch eine Stunde arbeiten, ihr kommt doch allein zurecht? Viktor schläft bei den Zetterbergs.«
    »Wir kommen schon klar, Mütterchen«, erklärte Kalle und drückte sie fest an sich.
    »Au«, sagte Eva Backman. Verließ ihre Söhne und zog sich ins Schlafzimmer zurück.
    Das fungierte auch als Arbeitszimmer; so hatten sie es gemacht, als sie noch verheiratet waren, und der Schreibtisch stand auch zwei Jahre später immer noch hier.
    Alles sah überhaupt noch so aus wie vor ihrer Scheidung, es fiel ihr deutlich schwerer, hier in der Villa zu funktionieren als in ihrer Wohnung in Pampas, und das war ja kein Wunder. Absolut kein Wunder. Die Ehe mit Ville befand sich in jeder Kaffeetasse, in jeder Tapetenblume, in jedem verdammten Fleck auf dem Holzfußboden vor der Spüle. Aber in ein paar Jahren wird das vorbei sein, dachte sie, es gibt keinen Grund, sich zu beklagen. Sie hatte … sie hatte zumindest keine Gehirnblutung gehabt.
    Ihr war klar, dass sie nicht so einfach einschlafen konnte. Nicht nach der Nachricht. Nicht mit Marianne und Barbarotti im Sahlgrenska. Die Vibrationen des Erdbebens klangen immer noch in ihr nach.
    Besser, sich etwas Sinnvollem zu widmen und darauf zu warten, bis der Schlaf sich meldete, beschloss sie. Oder darauf, dass Barbarotti noch einmal anrief und etwas mitzuteilen
hatte.
    Aber das würde er natürlich nicht tun. Wenn es etwas aus dem Krankenhaus mitzuteilen gab, dann waren es die Kinder, die ganz oben auf der Liste standen. Johan und Jenny natürlich an erster Stelle, aber auch die anderen.
    Nein, irgendein Gespräch mit Barbarotti würde es an diesem Abend und in dieser Nacht nicht mehr geben, das war Eva Backman klar. Sie holte ihre Aktentasche hervor und schaltete die Schreibtischlampe ein. Zog Sandlins Ordner heraus, zögerte dann jedoch.
    Also ging sie wieder in die Küche, zu den Unihockeystars. Kochte sich eine Kanne Tee, erklärte, sie wolle nicht gestört werden, wünschte eine gute Nacht und kehrte zurück an den Schreibtisch.
    Jetzt konzentrieren wir uns, dachte sie. Jetzt legen wir Gunnar und Marianne in eine dunkle Ecke des Kopfes und richten unser Augenmerk auf die Gänseschlucht.
    Nein, keine dunkle Ecke, schwach erleuchtet musste sie sein, die Ecke. Und gepolstert.
    Sie begann mit der Karte. Der Gedanke war ihr ja schon vormittags draußen im Wald gekommen.
    Zu versuchen, die Positionen der sieben Pilzsucher an diesem Sonntag im September vor fünfunddreißig Jahren exakt zu ermitteln. Sie war sich nicht wirklich sicher, wozu das gut sein sollte, aber da sie nun einmal ein Fragezeichen in ihren Schädel bugsiert hatte, war es nur gut, es wieder auszumerzen.
    Doch nachdem sie den ersten Schluck Tee getrunken hatte, musste sie einsehen, dass es sich nicht nur um ein Fragezeichen handelte, sondern um mehrere.
    Beispielsweise: Konnte sie sich auf Sandlins Karte verlassen?
    Wahrscheinlich nicht zu hundert Prozent, aber vielleicht war es möglich, trotzdem mit ihrer Hilfe die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wenn man … wenn man zum einen annahm, dass Maria Winckler tatsächlich ermordet worden war, zum anderen, dass es sich nicht um eine gemeinsame Aktion handelte – ein Gedanke, der ihr, wie ihr jetzt einfiel, bereits vor ein paar Tagen durch den Kopf gegangen war, oder war es erst heute Vormittag gewesen? –, ja, dann konnte man wohl voraussetzen, dass alle bis auf den Mörder ihr Kreuz auf dem Gelände einigermaßen richtig gesetzt hatten? Wo befanden Sie sich, als Sie den Schrei gehört haben?
    Oder?
    Sie betrachtete nachdenklich die Karte. Kreuz Nummer eins markierte Maria unterhalb des Steilhangs, die übrigen sechs verteilten sich in einem unregelmäßigen, nicht ganz gleichmäßigen Halbkreis südlich und südwestlich des Hangs. Ein Kreuz – Anna Berglunds – ein bisschen weiter östlich. Als

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