Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
Ausschalten. Es flackert, die Tastenbeleuchtung geht an, geht wieder aus. »Komm schon, mach schon!«
Der Expresstrain hat Brooklyn verlassen, rast unter dem East River durch, die nächste Station ist in Manhattan. Das Kreischen der Türen, Rick wird gegen die Wand geworfen. Er hält das Telefon so vorsichtig fest, als hätte er einen kleinen Vogel in der Hand. Leute
steigen ein, die Fahrt geht weiter. Noch drei Stationen bis zum Times Square.
»Kann mir jemand sein Handy leihen?«, ruft Rick in die Runde. »Meins ist leider …« Er hebt es hoch, es flackert.
Die New Yorker reagieren, wie sie gewohnt sind, auf die Spinner in ihrer Stadt zu reagieren: Sie behandeln ihn wie Luft. Sie blicken nicht von ihren Büchern und Zeitschriften auf, sie starren aus dem Fenster. Einer, der gerade noch ein Telefonat machen wollte, steckt sein Handy rasch weg.
»Sir, bitte, es ist verdammt wichtig …« Rick springt auf den gut gekleideten Mann zu. Wieder kommen ihm die Schnürsenkel in die Quere, aber zum Zubinden fehlt ihm die Zeit.
»Es ist immer verdammt wichtig«, antwortet der Business-Typ mit verschlossener Miene. »Keinen Schritt näher, Junge.«
In diesem Moment macht Ricks Handy einen fiependen Ton. Hoffnungsvoll hält er es vors Gesicht. Die Beleuchtung ist wieder da, er tippt meine Nummer zum zweiten Mal. Der Expresstrain bremst und hält, es wird tierisch laut. Der Zugfahrer bellt seine Ansage ins Mikro, es blubbert und quäkt aus den Lautsprechern. Rick presst das Telefon ans Ohr. Als sich die Türen schließen, kriegt er mich endlich an die Leitung. Viele sind zugestiegen, das Abteil ist brechend voll. Rick ist umgeben von Körpern und Ohren.
»Ja?« Ich erkenne Ricks Nummer auf meinem Display.
»Rick hier«, flüstert er. »Es ist nicht morgen, es passiert heute.«
»Was? Du musst lauter sprechen.«
Donnernd rast der Expresstrain Richtung Norden, geradewegs auf das Zentrum Manhattans zu.
»Big Apple!«, schreit Rick über den Lärm hinweg. »Es findet heute statt, jetzt gleich!«
Ich verstehe nur die Hälfte. »Wo bist du?«
»Big Apple, Big Apple«, wiederholt er.
»Ja, ja, was ist damit?«
»Die Enthüllung am Times Square! Die Bombe!«
So laut es im Zug ist, dieses Wort versteht jeder. Dutzende Augenpaare wenden sich zu Rick. Er lächelt vertrauenerweckend in die Runde. Was er am allerwenigsten brauchen kann, ist, dass die Leute ihn für einen Bombenleger halten. Sein Overall steht halb offen, er zeigt auf die nackte Haut: Da ist keine Bombe. Rick presst das Handy ans Ohr. »Haben Sie mich verstanden?«
Inzwischen habe ich mir die Bruchstücke zusammengereimt. »Times Square, heute, zwölf Uhr?«
»Ja!«, zischt er.
»Woher weißt du das?«
»Storm hat es aufgeschnappt – von Hoxha.«
Der Zug bremst.
Ich sehe auf die Uhr. »Die Enthüllung am Big Apple ist… in zehn Minuten!«
»Ich weiß«, antwortet er. »Ich bin fast da.«
»Wie soll ich in zehn Minuten … ?« Einen Augenblick wird mir übel, ich reiße mich zusammen. »Okay. Ich tu, was ich kann.« Ich lege auf und greife zum anderen Telefon. Ich rufe das Rathaus an, den Security-Dienst des Bürgermeisters. Währenddessen wird die Nationalgarde alarmiert.
Der Expresstrain hält unter der 34th Street. Rick will aussteigen.
»Officer, der Junge hat irgendwas von einer Bombe gefaselt.« Es ist der Business-Typ, der spricht.
Rick ist fast an der Tür. Beim anderen Eingang steigt ein NY-Police-Officer ein und wirft einen neugierigen Blick auf den seriös wirkenden Mann, dessen Finger auf Rick zeigt.
»Halten Sie ihn fest«, sagt er.
Rick springt aus dem Zug.
»Halt, Junge!«, ruft der Polizist.
Rick hat keine Zeit für Diskussionen. Andererseits ist ein Police Officer genau das, was er braucht. Rick bleibt stehen, der Uniformierte folgt ihm auf die Plattform. Der Zug setzt sich in Bewegung.
»Alarmieren Sie sofort Ihr Kommando«, sagt Rick im Befehlston.
»Immer langsam«, antwortet der Polizist. »Dein Name, deine Adresse.«
»Bitte glauben Sie mir, es ist wichtig, dass Sie sofort …«
»Zeig mir mal deinen Ausweis.« Der Officer bleibt
cool, aber Rick entgeht nicht, dass er seine Hand auf das Halfter mit der Dienstwaffe legt. Rick verflucht seine Idee, die Polizei einzuschalten. »Entschuldigung, war nicht so wichtig.« Er will weiter.
»Sekunde, Kleiner.« Der Officer hält ihn am Arm fest. Am verwundeten Arm. An der Stelle, die unverbunden unter dem Overall steckt. Der Officer greift in Blut. Jetzt bemerkt auch
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