Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
erklären“, versuchte Walter beschwichtigend auf Phil
einzureden. Was aber nicht ganz die gewünschte Reaktion hervorrief, denn seine
Miene wurde noch finsterer.
„Das
ist meine Schwester mit der Ihr Euch vergnügt und keine billige Hure! Verlasst
sofort diesen Raum oder ich vergesse mich!“, schrie Phil ihn an.
„Phil,
lass das!" Vermittelnd stellte ich mich zwischen die beiden, doch er schob
mich beiseite und warf mir einen kalten Blick zu.
„Zu
dir komme ich später!“ Er hielt Raleigh weiterhin am Arm fest und ging mit ihm
Richtung Tür. Und was tat Raleigh? Nichts, er ließ es einfach mit sich machen,
er wehrte sich nicht im geringsten und ließ Phil gewähren. Dieser Mann war ein
Pirat, der nichts dabei fand spanische Schiffe auszurauben, aber hier völlig
ruhig blieb. Was war denn plötzlich mit ihm los? Die beiden wechselten einige
hitzige Worte, allerdings konnte ich nichts verstehen. Zu mir drangen nur
zischende Laute, die nahelegten, dass es sich hier nicht nur um eine
Unterhaltung ums Wetter handelte. Kurz darauf war ich mit Phil alleine. Mit
wutentbranntem Gesicht drehte er sich zu mir und kam auf mich zu.
„Was
glaubst du eigentlich, was wir hier machen? Das ist kein Ausflug zu deinem
Vergnügen!“, fauchte er mich an.
Wie
hatte ich vor wenigen Minuten noch glauben können, dass ich ihn in verliebt
sein könnte? Was bildete er sich eigentlich ein? Wahrscheinlich hatte er schon
mit Dutzenden von Frauen während seiner Reisen rumgemacht. Und er glaubte, dass
nur, weil ich eine Frau war, für mich andere Spielregeln galten? Alter
Höhlenmensch!
„Ich
mache nur meinem Job. Mehr nicht!“
„Aber
das heißt nicht, dass du mit ihm in die Kiste hüpfen musst!“, ereiferte er
sich.
„Siehst
du hier ein Bett? Nein, ich auch nicht. Er hat mich nur geküsst. Ich habe dabei
nichts Schlimmes gesehen und ich muss sagen, dass ich es gar nicht mal so
unangenehm fand!“ Warum sagte ich das überhaupt? Warum musste ich ihn noch mehr
reizen? Wo ich doch genau wusste, dass es der falsche Mann gewesen war, der
mich geküsst hatte.
„Und
du bist dir sicher, dass es nur bei diesem einen Kuss geblieben wäre? Man kann
es auch ohne Bett miteinander treiben, das wäre wohl der geringste
Hindernisgrund. So eine schnelle Nummer zwischen Tür und Angel hat bestimmt
auch ihren Charme. Es reicht doch, wenn du den Rock hochhebst, mehr braucht es
nicht! Hast du mal einen Moment darüber nachgedacht, welche Konsequenzen das
mit sich bringen könnte? So was wie Schwangerschaft zum Beispiel“, brüllte er
mich an. Was glaubte er denn, wer er war? Seine Wut schien auf mich überzugehen
und ich spürte heißen Zorn in mir aufsteigen.
Ohne
nachzudenken, verpasste ich ihm eine Ohrfeige. Das Geräusch meiner Hand auf
seiner Wange hallte im ganzen Raum nach und für einen Moment schien die Zeit
stillzustehen.
„Ich
weiß nicht, warum du dir anmaßt, mir Vorschriften zu machen. Aber lass dir eins
gesagt sein, wenn ich es hätte mit ihm tun wollen, dann ist das immer noch
meine Sache und du hast mir nichts vorzuschreiben.“ Für einen Augenblick
starrten wir einander wortlos an. Gänsehaut überkam mich, denn eisblaue Feuer
blitzten mich wütend an, der Rest seines Gesichts war völlig versteinert.
„Dann
wäre wohl alles gesagt. Einen schönen Abend noch!“, zischte er mir mit verbissener
Miene zu. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um und ging.
Was
sollte ich tun? Ihm hinterherlaufen und sagen, dass es mir leidtat? Dass ich es
nicht so gemeint hatte? Aber stimmte das überhaupt? Tat es mir wirklich leid?
Ich wusste es nicht. Ich wusste eigentlich weder ein noch aus. Meine Gefühle
waren durcheinandergewirbelt wie nach einem tropischen Wirbelsturm. Wie sollte
es nun weitergehen? Ich spürte, wie die verräterischen Tränen sich ihren Weg in
meine Augen suchten. Schnell blinzelte ich und versuchte mich zusammenzureißen.
Flennen hatte noch keinen in einer solchen Situation weitergebracht. Am besten
wäre es, wenn ich einfach zurück in den Saal ginge, mich bei Raleigh für das
Benehmen meines Bruders entschuldigte und versuchte zu retten, was noch zu
retten war. Phil konnte von mir aus in der Hölle schmoren.
Ich
wollte gerade zur Tür heraus, da hörte ich aus einer Ecke des Raums ein
quietschendes Geräusch. Die Seite des Raumes, aus dem das Geräusch gekommen
war, lag im Halbschatten, da das Licht der Kerzen nicht bis dorthin drang.
Neugierig schlich ich mich in die Ecke und betrachtete sie
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