Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Tastenkombination freischaltete und auf das Icon einer unscheinbaren App
tippte. Auf dem Bildschirm tauchte etwas auf, das wie eine Mischung aus Google
Earth und Kalender aussah. Bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass unsere
Position bis ins kleinste Detail angezeigt wurde. Neben unserer Position waren
im Rahmen nebenan Tag, Monat, Jahr und sogar Uhrzeit aufgeführt. Im unteren
Rand des Rahmens leuchtete ein grüner Punkt.
„Wir
haben es geschafft“, verkündete Phil freudestrahlend.
„Das
sagt dir der grüne Punkt? Und was ist, wenn die Zeitmaschine dir anzeigt, dass
was nicht in Ordnung ist?“
„Na
was schon? Wir haben rotes Licht!“ Phil tat so, als wäre das die
selbstverständlichste Sache der Welt und jeder müsste wissen, wie es ablief. Bislang
war ich davon ausgegangen, die Zeitmaschine sei ein sehr umständlich zu
bedienendes Gerät, dass es sich nun als so simpel erwies, überraschte mich
allerdings.
„Das
ist alles? Wir können also jetzt sofort nach Hause?“ Ich konnte es gar nicht
mehr abwarten, der Drang nach Hause zu kommen, war plötzlich unbändig stark.
Was mich dort alles erwartete: Meine Dusche, mein Bett ohne Bettgenossen, egal
ob zwei-, vier- oder sogar sechsbeinig, Strom, "Grey's Anatomy", ach
so vieles von dem ich geglaubt hatte, es für immer hinter mir gelassen zu
haben. Und vor allen Dingen Sven!
„Wir
sollten noch unsere Sachen im Inn abholen. Das Zeug möchte ich nur ungern hier
lassen und dann geht es zurück!“
Gemeinsam
verließen wir das Theater und schlugen den Heimweg in Richtung "George
Inn" ein. Ein letztes Mal führte uns unser Weg über die London Bridge und
Wehmut überkam mich. Auch wenn ich mehr als glücklich darüber war, dass es
zurück in die Gegenwart ging, bedauerte ein kleiner Teil von mir, dass dieser
Ausflug zu Ende war.
Auf
dem Weg ins Gasthaus sprachen Phil und ich noch einmal über die seltsamen
Worte, die der Auftragsmörder von sich gegeben hatte, sowie über das Verschwinden
des Adeligen, der den ersten Mann umgebracht hatte.
„Vermutlich
war das der Auftraggeber, der sehen wollte, ob sie Erfolg gehabt haben. Als er
sah, dass beide gescheitert sind, ist er still und heimlich verschwunden",
philosophierte Phil.
„Glaubst
du, dass es einer der abtrünnigen Zeitreisenden war?“
„Die
Frage habe ich mir auch schon gestellt. Gut möglich.“
„Wer
immer den Mord beauftragt hat, wusste, was er damit anrichten würde. Immerhin
hat der Typ zugegeben, dass er den Jungen umbringen sollte, Sir Robert war nur
die Ablenkung. Das kann kein Zufall gewesen sein!“
„Stimmt,
wenn ich doch nur das Gesicht gesehen hätte, aber es ging alles so schnell. Ich
wüsste noch nicht mal, was der Kerl angehabt hatte, geschweige denn würde ich
ihn wiedererkennen.“
Im
Gasthaus angekommen, gingen wir auf unser Zimmer, nahmen unsere Beutel mit
unseren modernen Kleidern und beglichen beim Wirt unsere offene Rechnung.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, führte Phil mich in den Hof, wo, wie
schon in den letzten Tagen, rege Betriebsamkeit herrschte. In einem
unbeobachteten Moment schlüpften wir in den Stall. Im Gegensatz zu draußen, war
es hier sehr ruhig, außer dem Schnauben und dem gelegentlichen Wiehern der
Pferde waren keine weiteren Geräusche zu hören. Wie schon zu Beginn unserer
Zeitreise kletterten wir die Leiter in den oberen Teil des Stalls hinauf. Mit
der Ausnahme, dass ich dieses Mal hinter Phil emporklomm und dafür mit einem
recht ansehnlichen Anblick seines verlängerten Rückens belohnt wurde. Oben
angekommen half Phil mir die Bänder meiner Korsagen zu lösen und ich verschwand
hinter der Strohwand, wo ich mich umzog. Als ich wieder mit Jeans und T-Shirt
bekleidet hinter dem Schutzwall hervortrat, wartete schon der Phil des 21.
Jahrhunderts auf mich.
Er
nahm das Handy in die Hand, stellte die Zeit genau auf den Zeitpunkt ein, an
dem wir abgereist waren, nahm meine Hand in seine und drückte einen Knopf auf
der Zeitmaschine. Wie schon bei unserer ersten Reise wurde langsam wieder alles
schwarz um uns herum.
12.
Kapitel
„Wir
haben es geschafft! Wir sind wieder zurück“, jubelte ich lauthals, als die
Schwärze vor meinen Augen verschwand und ich meine Umgebung wahrnahm. Wie auch
bei der Hinreise verspürte ich erneut dieses komische Gefühl im Magen. Ob ich
mich schon daran gewöhnt hatte, oder was auch immer der Grund war, es war auf
alle Fälle nicht mehr ganz so intensiv wie beim ersten Mal. Zwar befanden wir
uns
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