Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
auch wenn Sven wesentlich reservierter war als sonst. So fiel auch unser
Abschied an diesem Tag nicht ganz so herzlich aus. Wir trennten uns lediglich
mit einem „Bis bald!“, ohne wie sonst üblich einen Termin für unser nächstes
Treffen zu vereinbaren, was für einen schalen Nachgeschmack bei mir sorgte.
Konnte es sein, dass Sven meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit brauchte und
zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich bereit dazu war ihm diese zu geben.
14.
Kapitel
Das
Thema Zeitreisen oder besser gesagt die Entscheidung, die ich zu treffen hatte,
hatte ich den ganzen Tag über mehr oder weniger erfolgreich verdrängt. Als ich jedoch
am Abend gemütlich auf der Couch saß und mich durch die Fernsehkanäle zappte,
blieb ich bei „Zurück in die Zukunft“ hängen. Musste von allen möglichen
Hollywoodfilmen ausgerechnet dieser heute laufen? Hätte es nicht eine
millionste Wiederholung von „Beverly Hills Cop“ oder „Bridget Jones“ auch
getan? Schlagartig wurde ich daran erinnert, dass ich noch eine Entscheidung zu
treffen hatte, die ich morgen Herrn Lermin mitteilen musste. Und noch immer
hatte ich nicht den blassesten Schimmer, was ich tun sollte. Es gab so viel
abzuwägen und zu bedenken.
Es
war die Stelle an der Marty feststellte, dass er seine Eltern zusammenbringen
musste, damit er folglich geboren werden kann, an der meine Entscheidung fiel.
Mir bot sich die unglaubliche Chance Dinge zu tun, von denen ich fast mein
ganzes Leben nur geträumt hatte. Ich konnte an Ereignissen teilnehmen, die ich
nur aus Büchern kannte und was tat ich? Ich war drauf und dran diese einmalige
Gelegenheit mit den Füßen zu treten. Und das nur, weil ich Angst vor der
eigenen Courage hatte, und meine Bequemlichkeit mich davon abhalten wollte. Ich
wusste, dass es nicht immer einfach werden würde. Aber mal ganz ehrlich, was
war eine heiße Dusche im Vergleich zur Uraufführung von „Romeo und Julia“ wert?
Es lag ganz klar auf der Hand, dass ich meine Prioritäten überdenken musste und
das würde ich auch tun! Mein Entschluss stand fest: Ich würde mit Phil zu Herrn
Lermin fahren und ihm mitteilen, dass ich Zeitreisende werden wollte. Basta!
Mit
der am Vorabend getroffenen Entscheidung ging ich am Montag in die Schule.
Während mir ansonsten Phil bei jeder sich bietenden Gelegenheit über den Weg
lief, schien er an diesem Morgen wie vom Erdboden verschluckt. Ob er
kurzfristig in die Vergangenheit hatte reisen müssen? War das der Grund
gewesen, warum er an manchen Morgen zu spät gekommen war?
„Na
Laura, schönes Wochenende gehabt?“, begrüßte mich Corinna Wissner im
Lehrerzimmer mit einem gewissen Unterton in der Stimme, der klarmachte, dass
sie etwas ganz anderes im Sinne hatte, als sich nach meinem Wochenende zu
erkunden. Sie war eine der wenigen Kolleginnen, mit denen ich nicht so gut
auskam. Obwohl sie nur ein wenig älter als ich war, glaubte sie dennoch, ich
sei das Küken. Ein Küken, das noch viel von ihr lernen konnte, wenn es um
Pädagogik ging. Immerhin konnte sie zwei Kinder ihr eigen nennen, ganz im
Gegensatz zu mir. Immer wieder ließ sie mich spüren, dass sie mich als
alleinstehende Frau bedauerte, da in ihren Augen meine biologische Uhr extrem
laut tickte und ich nicht mehr viel Zeit hatte. Für sie schien Frau nur eine
Bestimmung zu haben: Muttersein.
„War
ganz nett, danke. Warum fragst du?“, antwortete ich argwöhnisch. Nettigkeit und
Corinna waren zwei sich auseinander schließende Begriffe. Sie wollte auf etwas
hinaus und worauf, verriet mir ihre Antwort:
„Weil
am Samstagabend bei unserem Treffen nur zwei Leute gefehlt haben. Du und Herr
Berger! Habt ihr etwa eure Projektarbeit am Abend im stillen Kämmerlein
weitergeführt?“, fragte sie mit einem süffisanten Grinsen. Diese alte Hexe! Ich
hatte bisher nicht gewusst, dass Phil ebenfalls nicht zu dem Treffen gegangen
war, das sorgte natürlich für Aufsehen. Sie musste nur ein paar dumme
Bemerkungen im Lehrerzimmer fallen lassen und schon sorgte es für die schönsten
Gerüchte. Gerüchte, die ich beim besten Willen nicht gebrauchen konnte.
„Corinna,
es geht dich zwar eigentlich nichts an, aber da ich absolut keine Lust auf
irgendwelches Getratsche habe, nur zu deiner Information. Ich habe einen
Freund, mit dem ich sehr glücklich bin und der heißt nicht Phil Berger!“,
schnauzte ich sie schärfer an, als ich es beabsichtigt hatte.
„Was
regst du dich denn so auf? War ja nur ‘ne Frage, was wäre denn Schlimmes
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