Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
dabei?
So ein kleines Techtelmechtel unter Kollegen kann doch prickelnd sein? Du bist
ganz schön empfindlich, aber ich sage dir, wenn du erst mal Kinder hast, dann
wirst du alles viel lockerer sehen. Hast du mit deinem Freund schon über Kinder
gesprochen, du weißt, tick tack!“ Arghhh! Ich versuchte mir vorzustellen, wie
ich sie langsam aber sicher erwürgte, leider half es nicht über meine Wut
hinweg. Mit Sven über Kinder reden! Ich hatte noch nicht mal mit ihm
geschlafen, da sah sie mich schon mit dickem Bauch und Kinderwagen durch die
Stadt rennen!
„Sei
dir sicher, du wärst die Erste, die erfahren würde, dass ich schwanger bin. Ich
kann dann sicherlich auf deinen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Und wer
weiß, wenn ich dann auch so zulege wie du, könnten wir ja gemeinsam zu den
Weight Watchers gehen. Klingt toll, oder?“ So, dass saß! Sie jammerte nämlich
generell darüber, dass die Schwangerschaften ihr die Figur zerstört hätten.
Dabei würde sie so gerne wieder in ihre alte Kleidergröße aus der Zeit vor
ihren Schwangerschaften passen, aber nichts was sie versuchte, schlug an. Sie schnappte
wie ein Fisch auf dem Trockenen und zischte empört, ohne ein weiteres Wort, ab.
„Was
hast du denn mit der gemacht?“, ertönte plötzlich eine tiefe Stimme neben mir.
Phil! Warum nur klopfte mein Herz bei seinem Anblick schneller als sonst?
Freute ich mich dermaßen ihn wiederzusehen? Hatte ich erwartet, dass das doch
alles nur ein Traum gewesen war und ich mir das Ganze nur eingebildet hatte?
Mit seinem Auftauchen jedoch konnte ich sicher sein, dass alles tatsächlich
geschehen war.
„Ihr
die Wahrheit gesagt, die sie nicht gut vertragen hat“, lautete meine
geheimnisvolle Antwort.
„Und
die letzten Tage gut verkraftet?“ Phil kam noch ein Stück näher an mich heran
und sprach bewusst leise, damit keiner versehentlich unsere Unterhaltung
mitbekam. Er sah frisch und erholt aus, ganz so, als hätte er einen Kurzurlaub
hinter sich, währenddessen ich vermutlich aussah, als hätte ich das ganze
Wochenende durchgefeiert, so fühlte ich mich jedenfalls.
„Kann
mich nicht beklagen und du?“
„Für
mich war es ja nichts Neues. Und willst du mir schon vorher sagen, wie du dich
entschieden hast?“ Er rückte noch ein Stück näher an mich heran. Wie eine
sanfte Wolke hüllte mich der Duft ein, den er verströmte. Was nahm er bitte,
dass er so gut roch? Ob ich es wagen sollte ihn zu fragen, damit ich das auch
für Sven kaufen konnte? Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass Corinna uns
neugierig beäugte. In ihren Augen mussten wir wie ein vertrautes Paar
aufeinander wirken, die etwas sehr intimes miteinander zu besprechen hatten und
nicht wie die Kollegen, die wir waren. Schnell rückte ich ein Stück von ihm ab.
„Nein!“
„Keine
winzig kleine Chance?“ Er bettelte nahezu darum, das hatte schon eine nette
Note.
„Verschwinde,
wir sehen uns später!“ Spielerisch schlug ich nach ihm und scheuchte ihn von
meinem Fach davon, damit ich zum Unterricht gehen konnte.
Auch
wenn er es weiterhin versuchte, aus mir bekam Phil nichts heraus. Er löcherte
mich während der gesamten Fahrt zum Büro, doch ich hielt dicht. Zumal ich mir
nicht sicher sein konnte, wie er reagieren würde. Seine Reaktion darauf, dass
er mich ausbilden sollte, war eher verhalten gewesen. Bisher wusste ich nicht,
ob es damit zu tun hatte, dass er mit mir zusammenarbeiten musste, oder dass er
weiterhin an der Schule tätig sein sollte.
„Du
bist gar kein Lehrer“, entfuhr es mir plötzlich. Am Samstag war ich zu
erschöpft gewesen, um das zu realisieren, aber mit einem Mal war es glasklar.
Wie hatte ich das Offensichtliche nur übersehen können?
„Ich
dachte, das wäre dir schon im Meeting mit Richard klar geworden!“ Belustigt
schaute er zu mir, so als hätte ich erst jetzt verstanden, dass die Erde sich
um die Sonne drehte.
„Aber
deine Referenzen, von denen Herr Schuhmann so geschwärmt hatte…“ Ich ließ den
Satz unbeendet, da ich seine Antwort bereits kannte.
„Gefälscht,
ich sagte dir doch, dass meine Aufträge bis ins kleinste Detail durchgeplant
sind. Es ist nicht anders, als bei einem Agenten in Undercover Mission auch!“
Ich war sein Auftrag, nicht wie seine sonstigen, aber ich war nur ein Auftrag,
nicht mehr und nicht weniger. An sich hätte ich mir nichts daraus machen
sollen, warum nagte es dann dermaßen an mir? War er deshalb zu Beginn so bemüht
gewesen, nett zu mir zu sein, weil er
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