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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Statue verborgen waren, führten das Wasser einer unterirdischen Quelle in das Becken, das sich unter der ausgestreckten Hand der Statue befand.
    Manche glaubten, die Statue und der genau bemessene Wasserstrom seien das letzte Bindeglied, das die Harmonie vollendete, im Grunde der Kreis des Lebens selbst. Auum glaubte an die Energie, welche die Erde am Leben erhielt, doch die Elfen selbst und nicht die Götter hatten die Statue erschaffen. Es war nicht anzunehmen, dass ihr irgendetwas Göttliches innewohnte.
    Auum und Serrin knieten vor dem Teich und der Statue nieder und beteten zu Yniss, er möge ihnen für die kommenden Aufgaben seine Unterstützung gewähren. Zum ersten Mal im Leben war Auum sich der Kraft seines Gebets nicht sicher. Der Grund dafür war, wie er schließlich erkannte, dass er sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund im Tempel nicht wohlfühlte. Als er Serrins Blick einfing, erkannte er, dass der Schweigende ähnlich empfand.
    »Bleibe hinter mir«, sagte Auum.
    Serrin nickte. Auum ging links am Becken vorbei und umrundete die Statue Yniss’. Es kam durchaus vor, dass der Tempel leer war, doch es war schier unglaublich, dass die Meditationskammern und die Leseräume nicht von Wächtern beschützt wurden. Dort drinnen ruhten die größten Schätze der Elfenreligion. Eine einsame Gestalt kam ihnen im Durchgang entgegen. Auum war ungeheuer erleichtert.
    »Sildaan«, sagte er. »Wir haben schon befürchtet, Feinde hätten den Tempel besetzt. Dort draußen auf den Steinen ist überall Blut.«
    Sildaan fuhr auf, starrte ihn mit offenem Mund an und fasste sich, um weiterzugehen. Sie warf einen raschen Blick über die Schulter zurück.
    »Ich habe nicht mit euch gerechnet«, sagte sie. »Ihr solltet doch noch gar nicht hier sein.«
    Sildaan trug die Tracht einer Schriftgelehrten, das beigefarbene Gewand war mit aufgestickten Zitaten und Leitsprüchen verziert. Sie wirkte fahrig und ein wenig verwirrt. Auums Gegenwart schien sie zu beunruhigen.
    »Du scheinst schockiert. Es tut mir leid, dass wir nicht zur Stelle waren, um die Fremden abzuwehren.« Auum hielt inne. »Sildaan? Wo sind die anderen, die TaiGethen und die Priester?«
    Sildaan runzelte die Stirn. »Warum bist du hergekommen? «
    »Menschen sind in der Nähe, ihre Spuren sind überall im Wald. Oder besser, sie waren in der Nähe.«
    Sildaan hob abrupt den Kopf. »Was meinst du damit?«
    »Ich bin ein TaiGethen«, erklärte Auum. »Ich reinige den Regenwald.«
    Sildaan riss die Augen weit auf. »Du warst das?«
    Auum wechselte einen Blick mit Serrin. Der Schweigende spreizte die Finger. Auch er verstand nicht, was Sildaan meinte. Auum versuchte es noch einmal.
    »Zwanzig Männer haben sich dem Tempel genähert. Wir haben einen verschont, damit er zurückkehren und es denen erzählen kann, die ihn hergeschickt haben. Wir haben ihn bis hierher verfolgt und fürchteten, andere hätten den Tempel besetzt. Es ist ein Segen, dass wir uns irren.«
    Sildaan war erbleicht, rang sich aber ein Lächeln ab.
    »Der Tempel ist sicher«, sagte sie und blickte sich wieder über die Schulter um.
    »Was ist los, Sildaan? Dort hinten droht keine Gefahr. Wir müssen jedoch Wachen aufstellen. Wo sind die TaiGethen?«
    Sildaan deutete hinter sich. »Ich habe etwas vergessen. Wenn ihr mich entschuldigen wollt?«
    »Natürlich. Yniss möge dich segnen, Sildaan. Wir sind froh, dich lebendig angetroffen zu haben.«
    Sildaan setzte ein schmallippiges Lächeln auf und drehte sich um. Einen kleinen Augenblick zu spät, wie sich zeigen sollte.
    »Sildaan, es ist Zeit zu gehen. Ich kann das Geheul der Magier nicht mehr ertragen. Wo sind …«
    Es war die Stimme eines Menschen. Einer der beiden, die im Flur aus einer Tür getreten waren, hatte gesprochen und marschierte in die Kuppel des Tempels hinein, als sei er hier zu Hause. Blitzartig zog Auum die beiden Schwerter. Was Sildaan gesagt hatte und wie sie sich verhalten hatte – auf einmal erkannte er die schreckliche Wahrheit und verfluchte sich selbst für seine Blindheit. Serrin hatte sich stocksteif aufgerichtet und fauchte wortlos vor Wut. Schon krümmte er die Hände zu Krallen.
    Die Männer blieben dicht hinter Sildaan stehen und starrten Serrin und Auum an. Einer lächelte.
    »Es war freundlich von dir, dass du mich am Leben gelassen hast«, sagte einer der beiden in der modernen Elfensprache, die er gut beherrschte. Haleth, so hatten ihn die anderen genannt. »Du hättest wohl nicht gedacht, dass ich dich

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