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Einstein, Orpheus und andere

Einstein, Orpheus und andere

Titel: Einstein, Orpheus und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Schaltpult hervor und richtete mich grunzend auf, gähnte, kratzte mich. Als ich in den Gang trat, erlosch das Licht.
    Ich ging nicht den gleichen Weg zurück, den ich gekommen war, sondern ging wieder weiter vorwärts. Es gibt eine ganze Menge von Durchbrüchen hinauf in die oberen Stockwerke. Ich werde gehen, bis ich das Morgenlicht sehe, dann hinausklettern. Ungefähr eine halbe Stunde später sehe ich einen meterbreiten Streifen davon (vom Morgenlicht) in der Decke, hinter schwarzem Blattwerk, und ich springe hinauf. Gute Sprungkraft in diesen Schinken.
    Ich krabbelte hinaus auf lockeren Boden und zwischen harmlosen Dornen, ich stolperte über eine Ranke, aber im allgemeinen schaffte ich es ganz gut. Draußen war Kühle, Dunst. Fünfzig Meter drüben blitzte die Zunge eines Sees. Ich ging durch das Gestrüpp auf den offenen Strand zu. Felsblöcke, dann Geröll, dann Sand. Es war ein großer See. Auf der einen Seite des Strandes verschwamm die Sicht in Schilf und Sumpf und so. Auf der anderen Seite lag eine Ebene voll Stechginster. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Aber ich wollte nicht in den Sumpf geraten, und darum ging ich in die andere Richtung.
    Trsch, trsch, schnapp!
    Ich blieb stehen.
    Trsch! Mitten im Dschungel bewegte sich etwas und kämpfte. Der Kampf war an einem Punkt angelangt, an dem einer der Gegner nahezu erschöpft ist: Die Angriffe erfolgten in kurzen heftigen Anläufen. (Hissssss!) Neugier, Hunger, Übermut trieben mich mit erhobener Machete vorwärts. Ich kroch einen steinigen Hang hinauf, schaute über den Kamm in eine Lichtung hinunter.
    Blumen hatten einen Drachen angegriffen. Die Blüten hingen wie Edelsteine auf seinen Schuppen, dorniges Gestrüpp strickte sich um seine Beine. Während ich zuschaute, versuchte er sie wieder mit den Zähnen wegzuziehen, aber sie trippelten zurück, schossen Wurzeln über seine Haut oder peitschten gegen seine gelben Triefaugen.
    Die Echse (zweimal so groß wie Easy und mit einem warzigen, kreuzförmigen menschlichen Brandzeichen auf dem linken Hinterschenkel) versuchte ihr externes Kiemen-Lungen-System zu schützen, das um ihren Hals flappte. Die Pflanzen hatten sie schon fast gelähmt, aber als eine Blüte sich näherte, um ihren Atem fortzureißen, kratzte und trommelte sie mit einer freien Klaue auf sie ein. Die Echse zerquetschte ziemlich viele Blüten, und die Blütenblätter regneten über die zerwühlte Erde.
    Das Kreuz sagte mir, daß das Tier mich nicht angreifen würde (sogar wenn sie wahnsinnig vor Angst sind, benehmen sich Echsen, die einmal an Menschen gewöhnt sind, rührend, sind selten gefährlich), also sprang ich von meinem Felsblock herunter.
    Eine Blüte, die herankroch, um anzugreifen, entleerte überrascht ihre Luftblase wenige Fingerbreit von meinem Fuß: Ssssssss …
    Ich hackte sie ab, und Nervenmatsch (nervlich insofern, als die Nerven dieser Pflanze aus diesem Zeug bestehen) rülpste grünlich zu Boden. Gedörn geißelte meine Beine. Aber ich habe euch ja schon von der Haut da drunten erzählt. Ich muß nur auf meinen Bauch und die Handflächen aufpassen; die Füße sind okay. Mit dem Fuß packe ich eine Ranke an der Schulter des Drachen und zerre sie weit genug weg – befleckte Zähne machen klick-klick-klick, platzen von der Drachenhaut los, an der sie gekaut hatten –, so daß ich meine Klinge unter sie schieben kann, ich drehe sie … und … zerre!
    Nervenmatsch tröpfelte auf die Haut des Drachen.
    Diese Blumen standen irgendwie miteinander in Verbindung und glitten auf mich zu, eine erhob sich plötzlich auf ihren Ranken und sprang: »Sssssss …« Ich bohrte meine Klinge drehend in ihr Gehirn.
    Ich rief dem Drachen ermunternd zu, grinste ihn tapfer an. Er stöhnte reptilienhaft. Lo Hawk sollte mich jetzt sehen, wie ich seiner Fertigkeit Ehre antat.
    Die Drachenmähne streifte meinen Arm, mit den Zähnen zermalmte er eine Blume, die Ranken ringelten sich aus den Mundwinkeln. Er kaute eine Weile, fand, daß er es nicht mochte, und spuckte die Dornen aus. Ich hieb noch zwei Blumen ab: sein Fuß wurde frei.
    »Sssssss …« Ich schaute nach rechts.
    Und das war ein Fehler, denn es kam von links.
    Solche Fehler sind Scheiße. Etwas Langes und Stechendes wickelte sich um meine Fessel und versuchte, mich aus dem Stand zu reißen. Glücklicherweise ist das einfach nicht drin. Also bohrte es eine Menge Zähne in meine Waden und fing an zu nagen. Ich wirbelte herum und packte weißen Blütenblätter (es war ein Albino), die

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