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Einstein, Orpheus und andere

Einstein, Orpheus und andere

Titel: Einstein, Orpheus und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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wiesen in den Park hinunter und kicherten. »Sie nennen dich La Taube.«
    Sie warf den Kopf zurück, strich sich das Silberhaar nach hinten. »Nein, Lobey.« Sie schüttelte den Kopf. »Wer hat dir das erzählt, Lobey? Wer hat dir das bloß erzählt? Ich bin Le Taube.«
    Mich fror. Die Taube streckte eine schmale Hand nach mir aus. »Wußtest du das nicht? Lobey, du willst doch nicht sagen, du hast das nicht gewußt?«
    Ich wich zurück, hob mein Schwert.
    »Lobey, wir sind nicht menschlich. Wir leben auf ihrem Planeten, weil sie ihn zerstört haben. Wir haben versucht, ihre Form anzunehmen, ihre Erinnerungen, ihre Mythen zu übernehmen. Aber sie passen uns nicht. Es ist eine Illusion, Lobey. Das meiste ist Illusion. Er hat dich zurückgebracht: Grünauge. Er ist der einzige, der deine Friza hätte zurückbringen können, wirklich zurückbringen …«
    »Grünauge …?«
    »Aber wir sind einfach nicht die gleichen, die sie waren, Lobey. Wir …«
    Ich drehte mich um und rannte von der Estrade.
    Drinnen warf ich einen Tisch um, wirbelte auf den bellenden Hund zu. »Lo Lobey!« Er saß auf dem Podest, auf dem die Party der Taube stattgefunden hatte. »Komm! Hast du die Show hier in der ›Perle‹ schon angesehen?«
    Ehe ich antworten konnte, drückte er mit der Nase einen Schalter in die Wand.
    Der Fußboden begann zu rotieren. Durch meine hysterische Aufregung hindurch machte ich mir klar, was geschah. Der Fußboden bestand aus zwei Scheiben polarisierten Kunststoffs, eine über der anderen. Die obere drehte sich, die untere stand still. Wenn sie Deckungstransparenz erreichten, konnte ich in den Rissen im Fels Gestalten sich bewegen sehen, weit drunten, unter den Stuhl- und Tischbeinen.
    »Die ›Perle‹ ist über einem der Gänge zum Käfig von Branning-at-Sea errichtet. Schau: sie schwankten da unten zwischen den Felsen, der da fällt, der andere dort klammert sich an die Wand, kaut seine Zunge und sabbert Blut. Wir haben hier keinen Käfigwärter. Das alte Computersystem, das die Menschen für Psychic Harmony Entanglements and Deranged Response Association benutzten, kümmert sich um ihre Illusionen. Da unten liegt eine ganze Hölle voll erfüllten Verlangens …«
    Ich warf mich auf den Boden, preßte das Gesicht gegen die transparenten Scheiben. »PHEADRA!« schrie ich. »PHEADRA, wo ist sie?«
    »Hallo, Kleiner!« Lichter glitzerten unter mir aus den Schatten herauf. Ein Paar mit viel zu vielen Armen stand in bewegungsloser Umarmung am Fuß der funkelnden Maschine.
    »PHEADRA!«
    »Es ist immer noch das falsche Labyrinth, Kleiner! Du kannst wohl hier unten eine neue Illusion finden. Sie wird den ganzen Weg bis zum Tor hinter dir hergehen, aber wenn du dich umwendest, um dich zu vergewissern, daß sie da ist, dann wirst du das Ganze erneut durchschauen, und du wirst allein weggehen. Warum solltest du dir also die Mühe machen, das bis zum Ende durchzustehn?« Die Stimme drang dünn durch den Plastikfußboden. »Mutter hat alles hier unten unter sich. Komm bloß nicht ’runter und spiel dein blutiges Messer in meiner Nähe. Du mußt eben versuchen, sie auf eine andere Weise wiederzugewinnen. Ihr seid ein Haufen von psychischen Manifestationen, polysexuell und körperlos, und ihr – ihr alle – versucht die einengende Maske der menschlichen Natur aufzusetzen. Mach noch eine Wendung, Lobey. Such irgendwo außerhalb des Spiegelrahmens …«
    »Wo …«
    »Hast du vor dem Baum gebeten?«
    Unter mir sabberten und zuckten und schnatterten die Verlorenen in den Tiefen des Käfigs unter den blitzenden Lichtern PHEADRAS. Ich machte mich davon. Der Hund bellte, als ich die Tür erreichte.
    Ich übersah eine Stufe und fing mich am Geländer, vier Stufen weiter unten. Das Haus schleuderte mich in den Park. Ich fand das Gleichgewicht wieder. Rund um den Platz brüllten Metalltürme voll tanzender Zuschauer auf den Terrassen, voll singender Neugieriger, dicht gedrängt in Fenstern.
    Ich stellte mich vor den Baum und spielte zu ihm, flehend. Ich hängte Akkorde an eine Passage von Septimen, die um seine Entscheidung baten. Ich begann demütig, und das Lied machte mich leer, bis in mir nur noch der Kern war. Ich stürzte mich hinein. Wut war da. Sie gehörte zu mir, also gab ich sie ihm. Liebe war da. Die schrillte unter dem Gesang in den Fenstern.
    Der Knochen an seinem Unterarm, mit dem man ihn an den Ast gefesselt hatte, war gebrochen. Seine Hand war von der Borke weggesackt …
    Ich schrie, als die heftige Wut in mir

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