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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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herauszufinden.«
    »Wo warst du letzte Nacht?«, erkundigte sich Brander im Anschluss an die Sitzung bei Tropper. Sie hatten als Letzte den Konferenzraum verlassen und stoppten in der Kaffee-Ecke.
    »Ich hatte ausnahmsweise mal keine Bereitschaft. Ich habe mein Handy ausgeschaltet, war mit meiner Exfrau essen, und danach hab ich mir einen halben Liter Whisky einverleibt«, sagte Tropper. Es klang nicht nach einem fröhlichen Fest.
    »Warum triffst du dich mit deiner Ex, wenn es dir nicht guttut?«, wunderte sich Brander.
    »Es tut mir gut, sie zu sehen«, widersprach Tropper. »Was mir nicht guttut, ist, wenn ich hinterher allein nach Hause gehen muss.«
    »Ähm …« Brander sah den Kollegen stirnrunzelnd von der Seite an. »Sag mal, wie lange seid ihr jetzt geschieden?«
    »Neun Jahre. Aber sie ist immer noch so verdammt sexy, und sie ist die Mutter meiner Kinder«, erklärte Tropper mit ernster Miene.
    »War es wenigstens ein guter Whisky?«
    Tropper nickte zufrieden. »Ardbeg ten. Und ich hab mir noch ‘ne Zigarre dazu gegönnt.«
    Der Islay-Whisky hatte bereits ohne die Unterstützung einer Zigarre ein sehr rauchiges und torfiges Aroma. »Du weißt, dass Rauchen ungesund ist?«, fragte Brander.
    »Deswegen trinke ich jetzt ja auch einen Vitaminsaft.« Tropper ließ eine Brausetablette in ein Wasserglas fallen.
    »Ich habe gerade mit Laura Gille telefoniert. Sie bringt Frau Risch zu uns«, erklärte Peppi, als Brander in ihr gemeinsames Büro zurückkehrte.
    »Gut. Geht es ihr besser?« Er setzte sich an seinen Schreibtisch.
    Peppi zuckte die Achseln. »Wir werden es sehen.«
    Branders Blick fiel auf den Schreibtisch seiner Kollegin. »Oh Peppi, bitte nicht!«
    »Was denn?«
    »Das da!« Er deutete auf ein kleines, grinsendes Plüschrentier.
    »Es ist bereits der zweite Dezember, und da muss Rudolph hier stehen.« Sie drückte boshaft lächelnd auf den Bauch des Tieres, und eine ohrenschädigende Melodie, die entfernt an »Jingle Bells« erinnerte, klang durch den Raum, dazu wippte das Rentier munter von links nach rechts und nickte fröhlich mit dem Kopf. Brander sah gequält zu der Kollegin. Sobald sie das Büro das nächste Mal verließ, würde er die Batterien aus dem Untier entfernen.
    »Sag mal, ich wusste gar nicht, dass wir einen neuen Staatsanwalt haben«, sagte Peppi, nachdem Rudolphs Gesangs- und Tanzeinlage beendet war.
    »War doch klar, dass ein Neuer kommt, wenn Lehmann in Pension geht.«
    »Hmm.«
    Brander hob den Blick zu seiner Kollegin, die nachdenklich auf dem Ende ihres Kulis kaute. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Und?«, fragte er schließlich.
    »Und was?« Sie nahm den Kuli aus dem Mund.
    »Ach nichts«, entgegnete er, und sein Grinsen wurde breiter. »Enchanté.«
    »Ein kultivierter Mann, was man hier in der Dienststelle nicht von jedem sagen kann.«
    »Hey!« Brander hob drohend den Zeigefinger.
    »Jeder zieht sich den Schuh an, der ihm passt«, entgegnete Peppi mit einem herablassenden Wimpernaufschlag.
    »Ich denke, mit Rudolph wirst du richtig viel Eindruck auf Herrn Schmid machen.«
    »Konzentrieren wir uns auf unsere Arbeit.«
    »Deswegen sind wir hier.« Brander widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch. Er durchsuchte die Unterlagen nach Fotos vom Tatort und fand zwei Bilder, die das Opfer im Schnee liegend zeigten, als der Rettungsdienst bereits vor Ort war. Die Iscans hatten Decken um den Mann gewickelt. Am Hinterkopf des Opfers war der Schnee dunkel verfärbt. Die Bilder waren schlecht beleuchtet, sodass die Farben nicht gut zu erkennen waren. Dennoch wusste er, dass der dunkle Fleck im Schnee Blut war.
    Brander nahm ein leeres Blatt, skizzierte mit einem Bleistift die Szene. Häuser links und rechts der Straße, ein paar Autos am Straßenrand, ein schwer verletzter Mann auf dem Gehsteig im Schnee. Er deutete im oberen Drittel der Zeichnung den Sternplatz an und skizzierte weiter entfernt eine Kirchturmspitze als Symbol für die Eberhardskirche. In einigen Häusern in der Eugenstraße waren in den unteren Etagen Läden, erinnerte er sich, aber nicht in den Häusern direkt am Tatort. Er nahm einen roten Stift, zog einen Pfeil vom Haus der Iscans zu dem Mann.
    Was gab es in der Umgebung? Wohin konnte der Täter geflüchtet sein? Die Diskothek Top10 an der nahen Reutlinger Straße war dienstagnachts geschlossen. McDonald’s lag ebenfalls in der Nähe und hatte rund um die Uhr geöffnet. Der Hauptbahnhof war nicht allzu weit

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