Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
Vom Netzwerk:
staatlich bezahlten Kraftstoff. Dir ist nicht zufällig aufgefallen, dass wir bereits einiges zu weit gefahren sind?«
    »Und dir ist nicht zufällig aufgefallen, dass hier alles zugeparkt ist? Soll ich den Wagen mitten auf die Straße stellen?«, konterte Peppi.
    Sie fanden schließlich doch noch eine enge Parklücke und mussten ein ganzes Stück zurücklaufen, um zu dem Mehrfamilienhaus zu kommen, in dem Drewitz gemeldet war. Als nach dem ersten Klingeln niemand öffnete, drückte Peppi etwas länger und energischer auf den Klingelknopf. Nach einer weiteren Weile öffnete sich in der ersten Etage ein Fenster. Ein Mann mit kahl rasiertem Schädel sah zu ihnen herunter.
    »Hausieren verboten«, rief er ihnen wütend zu.
    Peppi zückte ihren Dienstausweis und hielt ihn in Richtung Fenster. »Kripo Tübingen. Wir würden gern mit Herrn Andreas Drewitz sprechen.«
    Brander hatte das Gefühl, dass die Kollegin das Wort Kripo und den Namen des Mannes extra laut gerufen hatte. Er bemerkte, wie sich an einem der unteren Fenster eine Gardine bewegte.
    »Schreit das doch quer über die ganze Straße, Mann!« Der Kopf verschwand und kurz darauf wurde der Türsummer betätigt.
    »Er wollte doch wissen, wer wir sind«, spielte Peppi das Unschuldslamm. »Manieren sind das.«
    »Peppi.« Brander warf ihr einen mahnenden Blick zu.
    Sie stiegen in die erste Etage und wurden an der Wohnungstür von dem kahlköpfigen, kräftigen Mann erwartet, der sich nachlässig T-Shirt und Jogginghose angezogen hatte.
    »Sie sind Andreas Drewitz?«, fragte Peppi.
    »Steht doch da auf’m Klingelschild. Dienstausweis«, verlangte der Mann und streckte fordernd einen muskulösen, tätowierten Arm in ihre Richtung. Sie hielt ihm das Dokument vor die Nase. Auch Brander zeigte seinen Ausweis, wurde aber nur mit einem flüchtigen Blick bedacht.
    »Jetzt haben se schon Türken bei der Kripo«, murrte Drewitz.
    »Das ist ein griechischer Name«, klärte Peppi ihn auf. »Noch nicht ausgeschlafen, was?«
    »Nachtschicht.« Er bedachte die Beamtin mit einem abweisenden Blick.
    »Dürften wir bitte kurz reinkommen? Wir müssten mit Ihnen sprechen«, meldete sich Brander zu Wort.
    Drewitz sah zu ihm und wich einen Schritt zur Seite. »Wenn’s sein muss.«
    Durch einen kleinen Flur gelangten sie in ein spärlich eingerichtetes Wohnzimmer. Wider Branders Erwartungen standen keine leeren Bierflaschen auf dem Tisch, der Raum wirkte sauber und aufgeräumt. Drewitz ließ sich breitbeinig in einen Sessel fallen. Brander setzte sich ihm unaufgefordert gegenüber. Er ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Eine klassische Schrankwand links, Eiche Furnier, ein Phonoregal mit Fernseher und Stereoanlage rechts, an der kurzen freien Wand Bilder von Kameradschaftstreffen, dazu die Sitzgarnitur, auf der sie saßen, mit einem einfachen Couchtisch, auf dem ein leerer Aschenbecher, eine Fernsehzeitung und zwei geöffnete Briefe lagen. Es roch nach kaltem Rauch.
    »Und? Was gibt’s?«, wandte sich Drewitz an Brander.
    »Herr Drewitz, wir wüssten gern, wo Sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gewesen sind.« Peppi hatte es vorgezogen, sich nicht zu setzen. Sie stand mit dem Rücken gegen eine Fensterbank gelehnt und sah auf den Mann herab.
    Drewitz hob den Blick kurz zu ihr, blinzelte, weil er gegen das Licht gucken musste, und wandte sich wieder Brander zu. »Darf man fragen, warum Sie das wissen wollen?«
    »Klar dürfen Sie fragen«, entgegnete Peppi, bereits eine Spur unfreundlicher.
    Drewitz beschloss, die Kripobeamtin zu ignorieren, und heftete seinen Blick auf Brander. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Es geht um die Ermordung eines Südafrikaners«, kam es wieder vom Fenster. Brander hörte die mühsam unterdrückte Wut in Peppis Stimme.
    »Der Neger?« Noch immer vermied Drewitz es, in Peppis Richtung zu sehen. Sie war eine Frau, noch dazu eine – in seinen Augen – ausländische Frau. Sie hatte kein Recht, ihn zu befragen.
    »Ein Südafrikaner. Würden Sie uns jetzt unsere Frage beantworten?«, mischte sich Brander in das Gespräch. Er wollte das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen. Peppis beißender Ton und ihr grimmiger Blick gaben Brander Anlass zu der Sorge, dass die Kollegin in Kürze an die Decke gehen würde.
    »Nee, muss ich auch nicht. Was hab ich mit dem Neger zu tun?«
    Brander griff nach einem der Briefe auf dem Tisch, erkannte das Logo einer Balinger Firma. »Nichts, vermutlich.«
    »Legen Sie das bitte wieder hin.«
    Brander

Weitere Kostenlose Bücher