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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Grede optimistisch zusammen.
Judith nahm die Kopie wieder an sich. »Der Meldekarte nach ist Lemke der Jüngste der drei Brüder. Er ist erst 32 Jahre alt, sogar hier in Gardelegen geboren. Wohnte wohl eine ganze Weile bei seiner Mutter in der Sandstraße in Gardelegen«, las sie weiter, »immer zwischen den Gefängnisaufenthalten. Hat dann vor sechs Jahren eine eigene Wohnung bekommen, die in Wiepke. Bei Beruf steht Lagerarbeiter, na ja, das kann alles Mögliche bedeuten«, seufzte sie und überlegte weiter. »Wenn Lemke der von Dampmann erwähnte dritte Mann ist, wofür einiges spricht, könnte eine Auseinandersetzung mit seinem Halbbruder Michaelis eskaliert sein und er hat ihn umgebracht. Für mein Gefühl könnte die Bemerkung von Michaelis, er hätte noch jemanden ›am Hals‹, durchaus auf einen Halbbruder wie Berthold Lemke passen und deutet zudem darauf hin, dass in der Beziehung nicht gerade eitel Sonnenschein herrschte.«
Dr. Grede brauchte einen Moment, um nachzudenken, dann sagte er: »Wenn Lemke die Leiche von Michaelis mit den Schnitten für eine spurlose Versenkung vorbereitet hat, bedeutet das mit Sicherheit, dass er auch Wolffs Leiche beseitigt hat und – seine Ortskenntnis in Wiepke berücksichtigend – sogar dessen Mörder sein könnte.«
Judith nickte zustimmend und hörte Dr. Grede interessiert zu, der sie am Ende seiner Überlegungen fragte: »Warum eigentlich sollte Lemke den Robert Wolff, einen völlig Fremden, erschlagen?«
»Da ist mir gestern während Dampmanns Verhör schon etwas aufgefallen, ein Gedanke, den ich nicht ganz greifen konnte«, meinte Judith Brunner ruhig, »doch eben wurde es mir klar: Dampmann meinte, zu ihren Kunden gehörten betuchte Leute. Er zählte auch Ärzte auf. Was ist, wenn Wolffs Treffen mit seiner Tochter in ›Feine Sache‹ nur ein willkommener Vorwand war und er sich eigentlich mit Michaelis verabredet hatte, um Bücher zu kaufen?«
Einen ganzen Moment sah Dr. Grede seine Vorgesetzte nur an, bis er beipflichtend sagte: »Wirklich gut, Frau Hauptkommissarin, wirklich gut. Das könnte einiges erklären.«
»Dabei haben sie sich in die Wolle bekommen und Michaelis ermordet seinen Kunden«, beendete Judith Brunner ihren Gedanken. Sie goss sich eine Tasse Kaffee ein und ließ Dr. Grede Zeit zu reagieren. Sie würde die Kollegen in Meißen um eine entsprechende Hausdurchsuchung bitten müssen, auch bei Wolffs Freund, dem Anwalt Jesco Waldner. Sie war ziemlich überzeugt, dass in beiden Haushalten einige wertvolle Bücher zu finden sein würden. Vielleicht war Laura Perch für die Männer nicht einfach nur eine verführerische Sommerbekanntschaft gewesen, sondern auch eine potenzielle Gutachterin für den Wert alter Bücher? Ob ihr etwas aufgefallen war? Heute Abend würde Judith sie fragen können.
Lisa Lenz klopfte und trat sofort ein. »Walter Dreyer hat sich aus Waldau gemeldet. Es ist alles in Ordnung so weit.«
»Ein Glück.« Judith Brunner sah auf die Uhr. »Lisa, wir fahren jetzt nach Wiepke zur Firma Vinzent Böhme. Lassen Sie bitte die aktuelle Adresse von Berthold Lemkes Mutter heraussuchen. Rufen Sie bitte bei Dr. Renz an und teilen ihm kurz mit, was los ist und dass ich ihn nach den Befragungen in Wiepke aufsuchen werde.«
     
     
    ~ 58 ~
     
    Der »Baubetrieb Vinzent Böhme & Co. KG, seit 1923« lag in Wiepke direkt an der F 71 und wies mit einem großen geschwungenen Schild über einem hohen Tor in einer Ziegelmauer auf seine Existenz hin. Von der Straße aus führte eine völlig ausgefahrene Überfahrt auf einen holperigen Hofplatz. Linker Hand stapelten sich unter einem Wellasbestdach zahlreiche Holzpaletten mit Baumaterial aller Art; außerdem standen hier zwei imposante Baufahrzeuge. Gegenüber der Einfahrt lag ein Wohnhaus mit Garagenanbau. An der rechten Seite des Hofes standen zwei Bauwagen und eine Bürobaracke.
Dr. Grede fuhr bis zu den Bauwagen und hielt neben dem Streifenwagen. Sie stiegen aus und Judith Brunner sah sich um. Alles wirkte ein wenig unaufgeräumt, was jedoch eher dem Zustand des großzügigen Platzes als den übrigen Gebäuden und Ausrüstungen geschuldet war: Am Rand des Hofes war Kopfsteinpflaster zu sehen, das an manchen Stellen sehr weit eingesunken war. Überall wuchs Unkraut zwischen den Steinen, das jetzt im Frost, bräunlich und vertrocknet, die triste Wirkung verstärkte. Offenbar hatte man vor vielen Jahren versucht, die gröbsten Unebenheiten auf Flächen, die benötigt wurden, mit Beton auszugießen;

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