Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
nichts zu tun.«
»Moment. Stand Lemke mit dabei, als Sie zum Telefon geholt wurden?«
»Ja, alle waren da, sagte ich doch.«
»Was genau hat Ihre Mitarbeiterin zu Ihnen gesagt?«
»Na, dass die Polizei aus Gardelegen am Telefon sei, und dass es wichtig ist.«
Judith Brunner und Hans Grede sahen sich an. Es war nun klar, dass Berthold Lemke ihr Mann war. Er hatte sofort reagiert und war abgetaucht. Hoffentlich würden sie ihn bald finden.
Dr. Grede wusste: »Einer der anderen hat gesehen, wie er mit seinem Fahrrad vorne am Feuerlöschteich von der Fernverkehrsstraße abgebogen ist, nach links, Richtung Waldau.«
»Dass er nach Hause ist, habe ich auch nicht angenommen«, meinte Judith Brunner gefasst.
»Ich gebe die Fahndung raus und sage in Waldau Bescheid«, verschwand Dr. Grede zum Funkgerät.
Heinz Böhme wirkte betroffen. »Was ist denn los? Hat der Lemke wieder was angestellt?«
»Was heißt wieder?«, wollte Judith Brunner wissen.
»Na, er saß doch schon öfter.«
»Das ist hier bekannt? Wussten das alle?«
Böhme meinte: »Klar. Ich hab öfter mal einen dabei, der schon gesessen hat. Die vom Kreis in Gardelegen fragen ab und zu nach, ob ich für einen Entlassenen Arbeit hätte. Hab kaum schlechte Erfahrungen mit denen gemacht, können gut zupacken, die Leute. Geklaut hat mir noch keiner was. Trinken manchmal zu viel. Aber nicht der Lemke. Macht sogar Sport, hält sich fit. Sieht schon richtig kernig aus, der Mann.«
»Wie viele Männer haben Sie?«
»Sechs im Moment, manchmal auch zehn. Kommt auf die Baustelle an. Der Lemke ist schon ein paar Jahre dabei, seit er damals hierher nach Wiepke gezogen ist.«
»Wir brauchen seine Personalakte und die Unterlagen zur Baustelle in Waldau vor einem Jahr, ein Wohnhausausbau in der Gärtnerei.«
Heinz Böhme sah nicht so aus, als wüsste er, wovon Judith Brunner redete, trotzdem versprach er, die Unterlagen rauszusuchen und dem Streifenwagen mitzugeben.
»Die Fahndung ist raus«, meldete Hans Grede, »in Waldau wissen sie Bescheid. Wir fahren gleich hin, nehme ich an?«
Judith Brunner nickte.
»Ich will zur Sicherheit trotzdem bei seiner Wohnung vorbeisehen. Wer weiß?«
»Herr Böhme«, wandte sie sich erneut dem Chef der Baufirma zu, »kennt jemand den Weg zu Lemkes Wohnung und kann uns dorthin begleiten?«
»Andreas!!!«, brüllte der Mann unerwartet resolut los.
Aus dem Bauwagen erschien ein durchtrainierter und mit einer Knastträne tätowierter Mann. »Fahr mal mit und zeig denen, wo der Lemke wohnt.«
Dem Angesprochenen behagte der Auftrag ganz und gar nicht, das war seiner Miene deutlich anzusehen, dennoch fügte er sich der Anweisung seines Chefs. Offenbar hatte Heinz Böhme seine Leute gut im Griff.
»Wo lang geht’s denn nun«, fragte Dr. Grede seinen unfreiwilligen Beifahrer.
Judith Brunner hatte im Fond Platz genommen.
Mürrisch antwortete der Bauarbeiter: »Links rum und dann wieder links.«
Grede folgte den Fahranweisungen.
»Und nun?«
Der Mann war maulfaul. Wie alle Straftäter wollte er natürlich nicht mit der Polizei reden und, wenn es sich schon nicht vermeiden ließ, nur das, was nötig war.
»Einfach weiter.«
»Sie finden den Berthold Lemke wohl gut, was?«, begann Judith Brunner, ohne das Missbehagen ihres Lotsen zu beachten.
»Wieso das denn?«, gab der immerhin zurück.
»Ich dachte nur. Er soll ja gut aussehen und mächtig was drauf haben.«
»Der? Wie komm’ Se denn darauf?«
»Hat Ihr Chef uns erzählt.«
»Pah!«
»Stimmt das nicht? Wir haben gehört, er ist derjenige, der hier eigentlich das Sagen hat und alle anderen in die Tasche steckt. Lemke soll der beste Mann hier sein.«
Jetzt begriff Dr. Grede, was die Hauptkommissarin vorhatte. Sie provozierte, und das wirklich gut. Noch sträubte sich der Mann.
»Hatte wohl allerhand auf dem Kasten und auch Schlag bei den Frauen«, machte Judith Brunner weiter und nun reichte es.
»Weiber? Dat gloobt der ja wohl selber nich! Bei ner richtig Juten sieht der keene Sonne. Bloß bei den ollen Dorfschlampen hier. Is ’n Anjeber. Die janzen Tätowierungen und der Scheiß, die Arme voll, der janze Hals und die Schulter. Pumpt sich die Muskeln groß, mit Jewichte.«
Judith Brunner ärgerte ihn weiter: »Manchen gefällt das.«
»Ich kenn keenen. Manche hatten sogar richtich Schiss vor dem. Hatte immer so ’n Messer bei, am Jürtel. Konnte jeder sehen. Hat seine Wurst immer damit jeschnitten.«
»Was für ein Messer?«
»So ’n jroßes, inner
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