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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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und sie war wirklich müde. In diesem Zustand sollte er sie nicht sehen.
Nun, am frühen Morgen, war sie unsicher, wie sie ihm begegnen sollte. Sicher hatte er auf sie gewartet. Warum brachte sie das überhaupt so durcheinander? Sie war keine siebzehn mehr und Walter erst recht nicht. Zwei erwachsene Menschen, die verliebt waren. Sie musste wirklich aufstehen, das Grübeln brachte sie nicht weiter. Auf in die Küche, Feuer anmachen!
Zu ihrer Überraschung saß Laura zu dieser frühen Stunde schon am Küchentisch und schrieb ein paar Notizen auf einen kleinen Zettel. Dabei wurde sie aufmerksam von Wilhelmina beobachtet, die mitten auf dem Tisch hockte und Judith jetzt neugierig ansah. Das Herdfeuer loderte hörbar. Laura schaute auf und fragte besorgt. »Guten Morgen, Judith. Können Sie nicht mehr schlafen?«
»Die erste Nacht im nichteigenen Bett, der gestrige Tag, … Ich grüble zu viel, wenn ich dann wach liege. Da dachte ich, ich stehe lieber auf. Störe ich Sie?«
»Nein, nein. So war das nicht gemeint. Kommen Sie, decken wir erst einmal den Frühstückstisch. Ich schreibe gerade die Namen von ein paar Leuten auf, die von Walter Dreyers Schlachtfest Kostproben bekommen sollen. Dann kann ich ihn nachher noch fragen, ob ich jemanden vergessen habe.«
Judith setzte sich in ihrem bunt karierten Flanellschlafanzug neben sie und kraulte der schnurrenden Katze den Nacken.
»Das ist so üblich«, erklärte Laura, »die Nachbarn, die Helfer, Freunde. Jeder bekommt ein wenig Wurstbrühe, einen Kloß frisches Gehacktes und lose Wurst. Machen alle so und man kann probieren, wer dieses Jahr Glück mit seinem Schlachter hatte und wer nicht.«
»Guten Morgen«, begrüßte Walter sanft das anmutige Bild der Frauen mit Katze, als er überraschend in der Küchentür stand. Allerdings sah er nur Judith an, was Laura nicht bemerkte, da sie sich nach ihrem im Luftzug heruntergefallenen Zettel bückte. Judith lächelte zart zurück, dann ging sie wortlos, um sich anzuziehen.
»Hier, fällt dir noch jemand ein, den du beglücken willst?«, drückte Laura dem Frühstücksgast das Stück Papier in die Hand.
Walter musste sich kurz sammeln, um zu begreifen, worum es ihr ging. »Ach, die Runde.«
»Was dachtest du denn?«
»Alfi Schuler kriegt auch was«, ergänzte Walter die Liste.
»Der hat sich gestern schon bedient.«
»Trotzdem, bitte.«
Laura musste lachen. »Der weiß wirklich, wie man durchs Leben kommt. Mir ist’s egal. Ich bring ihm was rüber.«
»Wie willst du das bloß alles schaffen?«
»Astrid kommt her. Wir bereiten die Portionen zusammen vor, dann geht es etwas schneller.«
Walter war ehrlich: »Ich kann nicht sagen, ob oder wann ich heute dazu komme, mit dem Fleisch weiterzumachen.«
»Na, pass auf«, konnte Laura ihm mitteilen, »die Sülze – da darf ich Tante Irmgard nachher den Kopf vorbeibringen, sie kümmert sich schon. Sie war vorhin hier und hat dir das Anschleppen von Alfi Schuler offenbar verziehen.«
Beide grienten.
»Aber du müsstest ihr vorher die Weckgläser rübertragen, damit sie gleich einkochen kann.«
»Wird erledigt.« Walter war erleichtert, von dieser Nachbarschaftshilfe zu hören.
Laura erklärte weiter: »Die Rippchen koche ich dir ein. Um die Schinken musst du dich allerdings selber kümmern.«
»Irgendwie bin ich froh, überhaupt noch etwas mittun zu können. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen.«
»Warum das?« Judith Brunner fragte ahnungslos vom Küchenfenster her. Sie hatte sich dunkle Jeans und einen eisblauen Rollkragenpullover angezogen, der hervorragend zu den weichen Wellen in ihrem Haar passte.
In der Morgendämmerung hatte Judith vor dem Fenster das hübsche hölzerne Futterhäuschen auf einem Pfahl entdeckt, das auf seine Gäste jedoch noch bis zum Hellwerden würde warten müssen.
Auch Wilhelmina wartete auf ihr Katzenfernsehen und hatte sich bereits eine bequeme Aussichtsposition auf dem Fenstersessel gesichert.
»Warum? Wegen seiner Abwesenheit als Hausherr beim eigenen Schlachtfest«, konstatierte Laura wahrheitsgemäß.
Walter hob bedauernd die Schultern und zwinkerte Judith zu.
Rasch war der Tisch gedeckt und die herzhaften Gaumenfreuden verdrängten, wenn auch nur für eine kleine Weile, die mit den Mordermittlungen anstehenden Probleme.
»Gestern haben wir nichts Neues mehr erfahren«, begann Judith, die Neugier der beiden anderen zu befriedigen. »Der Mann ist nicht als vermisst gemeldet, seine Fingerabdrücke sind nicht erfasst, und

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