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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Was aber in den einzelnen Sammelstellen so passiert, kann ich natürlich nicht sagen. Das sind meistens Nebenberufliche, die das dort machen. Und noch wäscht doch eine Hand die andere.«
Der Mann hatte natürlich recht. Judith wusste nicht mehr, was sie noch fragen sollte. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, kann man eigentlich nicht mehr nachvollziehen, woher genau die Dinge kamen, die Sie hier lagern«, stellte sie nüchtern fest, »und wohin irgendwelche, hm, interessanten Sachen gelangen, auch nicht.«
Diesmal nickte Achim Kuserke deutlich und Judith Brunner blieb nur, sich für das Gespräch zu bedanken. Ihr war klar geworden, dass sie Fritzi Bauers Sachen hier vergeblich suchen würde.
Beim Pförtner wartete Dr. Grede schon auf sie, um mit ihr zur Hausdurchsuchung von Dampmanns Haus zu fahren.
     
     
    ~ 46 ~
     
    Inzwischen war es dämmrig geworden und vom Mittelpunkt der Welt war nicht mehr viel zu erkennen. Der Dorfkrug hatte mittwochs Ruhetag und es brannte nicht einmal das Licht im Reklameschild. Lediglich aus einigen Stuben der niedrigen Bauernhäuser drang etwas Helligkeit.
Das Haus von Dampmann wurde allerdings grell von den Scheinwerfern angestrahlt, die die Fahrzeuge der Spurensicherung auf seine Vorderseite gerichtet hatten. Es wirkte klein und verlassen.
Als Judith Brunner und Dr. Grede aus ihrem Auto stiegen, wurden sie von Thomas Ritter, der schon mit Walter Dreyer wartete, begrüßt: »Die Schlüssel passen, Dampmann hat uns die richtigen mitgegeben.« Zügig verteilte er die Einmalhandschuhe.
»Dann kann es ja losgehen. Wir suchen vor allem große leere Pappkartons, Kinderkleidung und natürlich sonst alles, was uns weiterhilft«, gab Judith vage Instruktionen. Sie betrat hinter den Männern der Spurensicherung das Haus und sah sich um. In einem schmalen Flur schmückten mehrere gerahmte Familienfotos unterschiedlicher Größe die unebene, ockerfarbig gestrichene Lehmputzwand. Ein paar Kleiderhaken dienten als Garderobe. Darunter standen auf einer alten Matte Gummistiefel und Filzlatschen. Gegenüber vom Hauseingang lag am Ende des Flurs eine Tür, die sicher zum Hof führte.
Zwei der Männer von der Kriminaltechnik waren gleich in der Küche verschwunden und Dr. Grede in den Raum, der neben der Hoftür lag.
Thomas Ritter hatte sich in den Wohnraum links des Flurs begeben, sodass Judith Brunner und Walter Dreyer das rechts gelegene schmale Schlafzimmer inspizierten. Die Deckenlampe spendete in dem kleinen Raum nur spärlich Licht, was am Lampenschirm aus orangefarbigem plissiertem Material lag. Immerhin passten die beiden Nachttischlampen als Set dazu. Diese zierten eine kleine Kommode am Kopfende des Bettes, das an der Wand genau gegenüber der Tür stand. In deren Schubfächern fand Walter nichts Ungewöhnliches: Medikamente mit längst überschrittenen Verfallsdaten, einen alten Wecker, Taschentücher, Ersatzglühbirnen, mehrere Brillenetuis mit oder ohne Inhalt und Eukalyptusbonbons. Walter Dreyer untersuchte als Nächstes das Bett und Judith Brunner nahm sich den dreitürigen Kleiderschrank vor, der die ganze Wand gegenüber dem einzigen Fenster einnahm. Hinter der ersten Tür füllten einige Garnituren Bettwäsche die zwei unteren Schrankfächer. Dann griff sie zwischen die Handtücher der anderen Fächer und förderte drei Stücke Duftseife zutage.
»Hast du in Erinnerung, wie lange Dampmanns Mutter schon tot ist?«, erkundigte sie sich bei Walter.
»Ein paar Jahre sind es schon. Es war ihr Zimmer, stimmt’s?«
»Ich denke schon. Es ist zwar sauber, aber ganz sicher unbenutzt. Das Bett nicht bezogen, nur die Überdecke, kein Buch, keine Pflanzen.«
»Vielleicht hat er es für Gäste genommen«, mutmaßte Walter Dreyer. Er öffnete neugierig die beiden anderen Schranktüren. Hochkant standen, an die Rückwand gelehnt, diverse zusammengefaltete Pappkartons verschiedener Größen, die schon einmal benutzt und nun für eine erneute Verwendung aufgehoben worden waren. Und auf dem Bord, das den Schrankraum oben abschloss, lagen mehrere gebundene Bücher.
»Judith, sieh dir das mal an.« Vorsichtig hob Walter eines runter. »Illustrierte Weltgeschichte für das Volk. Band 1 von 1880. Nicht schlecht.« Er lugte in den dunklen Schrank. »Hast du mal eine Taschenlampe? Danke.« Dann bestätigte sich seine Vermutung. »Die anderen Bücher sehen auch so aus, sicher die übrigen Bände.«
»Wir haben da was gefunden.« Thomas Ritter stand in der Tür und sah sie auffordernd an.

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