Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
wird kein Problem, Frau Brunner. Da gibt es Kataloge und jeder von uns hat da so seine Aufzeichnungen. Was meinen Sie, worüber wir uns auf Kongressen unterhalten? Über seltene oder wertvolle Bücher! Wer hat was gekauft? Wie kam er da ran? Und was hat er wohl dafür bezahlt?«
»Gut. Danke. Heute Abend kommt jemand von meiner Dienststelle vorbei und sieht sich mal Ihre Helfer an. Wir benötigen von jedem die Adresse.«
Das Telefon klingelte und Kreuzer reichte Judith Brunner den Hörer: »Ihre Dienststelle.«
Thomas Ritter rief aus Breitenfeld an: »Wir haben Michaelis«, begann er direkt.
Judith wunderte sich, warum er so reserviert klang und fragte zurück: »Und? Was sagt er? Wo hat er gesteckt?«
Ruhig kam die Antwort: »Er ist tot, Chefin. Sieht nicht gut aus. Am besten, Sie kommen gleich mit Dr. Renz her. Michaelis hat ein paar Wunden, die wir kennen. Messerschnitte.« Da er dann einige Sekunden nichts hörte, fragte Ritter nach: »Kommen Sie?«
»Ja. Sicher. Sagen Sie Dr. Renz bitte Bescheid? Ich kann die Angelegenheit von der Stadtbibliothek aus schlecht mit ihm besprechen. Und denken Sie an den Abtransport?«
»Mach ich«, sagte Ritter zu.
»Brauchen Sie noch was?«
»Nein, ich hatte alles dabei. Bin schon am Arbeiten.«
»Ich denke, in einer halben Stunde könnte ich vor Ort sein«, verabschiedete sich Judith Brunner von ihrem Mitarbeiter.
Laura Perch merkte, dass wieder etwas Schwerwiegendes passiert sein musste.
Judith Brunner wandte sich an den Bibliotheksleiter: »Ich muss Ihre Hilfsbereitschaft leider noch einen Moment strapazieren und möchte Sie fragen, ob Sie einen Bruno Michaelis kennen.«
Kreuzer war sofort interessiert. »Michaelis? Worum geht es denn?«
»Sie kennen ihn?«
»Ja«, bestätigte Kreuzer, »aus dem Heimatverein. Und er hilft hier mit bei der Neukatalogisierung. Heute Abend müsste er wieder dabei sein.«
Dass der Stadtbibliothekar Mitglied im historischen Heimatverein war, lag irgendwie nahe. Judith Brunner teilte ihm sachlich mit: »Heute Abend wird er nicht kommen, Herr Kreuzer. Seine Leiche wurde gefunden.«
Es blieb ruhig im Zimmer. Laura Perch sah sie erschrocken an. Judith fragte sich, ob sie behutsamer hätte sein sollen?
»Was ist denn da passiert?« Kreuzer war aufrichtig bestürzt. »Ich mochte ihn, er war einer der fleißigsten Ehrenamtlichen hier.«
»Wir wissen noch nicht, was genau geschehen ist. Sagen Sie, Michaelis’ Name steht gar nicht auf den Namenslisten, die Sie mir gegeben haben.«
»Na, da stehen nur die Fremden drauf, nicht die Leute, die ich kenne. Also manche kommen nur ein Mal und merken dann, dass ihnen die Sache keinen Spaß macht. Die sehen wir nicht wieder. Solche und alle Neulinge müssen sich in die Liste beim Empfang eintragen. Aber die Mitglieder aus dem Verein? Das wäre doch Blödsinn.«
Soviel zur Zuverlässigkeit von Anwesenheitslisten. Judith seufzte innerlich und bat Kreuzer: »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie heute Abend Ihren Helfern noch nichts mitteilen würden.«
»Oh, keine Sorge. Mir ist jetzt nicht mehr nach Gesellschaft zumute. Ich informiere gleich alle, dass heute wegen haustechnischer Probleme kein Arbeiten möglich ist. Das scheint mir immer noch die angemessenere Lösung zu sein.«
»Gut. Ich danke Ihnen.« Dann sah Judith ihre Begleiterin an. »Machen wir uns rasch auf den Weg, Laura. Ich setze Sie in Waldau ab«, und mit entschuldigendem Blick verabschiedeten sich die beiden Frauen vom Bibliothekar.
~ 51 ~
Damit hatte Judith Brunner nicht gerechnet.
Noch ein Mord!
Was verband Robert Wolff mit Bruno Michaelis außer einem Mörder, der ihre Leichen auf die gleiche Art perforierte? Nichts wies in den bisherigen Ermittlungen auf eine Verbindung der beiden Männer hin. Wo lagen die Mordmotive? Die Altkartondiebstähle waren zu lächerlich. Der antiquarische Bücherhandel? Hier gab es außer den Umschlägen in Dampmanns Haus keinen Bezug zu Michaelis.
Was war mit der Familie Bauer? War sie tatsächlich nur zufällig in diese Mordgeschichten reingeraten oder ging es vielleicht um mehr?
Judith hoffte, dass die Untersuchungen in Breitenfeld endlich ein paar Fragen klären halfen und nicht nur neue Probleme aufwarfen.
Die Fahrzeuge aus Gardelegen kamen nahezu gleichzeitig vor dem Haus von Michaelis an. Judith Brunner parkte hinter dem Wagen der Spurensicherung, in dem gerade ein Techniker nach irgendeinem Utensil kramte. Daneben stellte Dr. Renz sein Auto ab.
»Hinterm Haus, im
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