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Eisblut

Eisblut

Titel: Eisblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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auffordernd. »So weit, so gut. Ganz normale
Neugier, könnte man behaupten. Was hast du ihm erzählt?«
    Â»Nichts Spezielles«, meinte Yvonne, doch sie wurde immer
kleinlauter, »nur, was auch in der Zeitung stand. Und … und dass es neuerdings
einen Zeugen gibt, der Uta an dem Donnerstag, an dem sie verschwunden ist, am
Grindelhof in ein Taxi hat steigen sehen. Zu jemandem, den sie kannte.«
    Â»Sie hat ihm allerdings nicht gesagt, dass der Zeuge das Gesicht des
Fahrgastes nicht sehen konnte«, ergänzte Anna.
    Â»Wie hat er darauf reagiert?«
    Yvonne schien sich ein wenig besser zu fühlen. Wenn Christian sie
bis jetzt noch nicht angeschrien hatte, würde sie dem erwarteten Donnerwetter
vielleicht entgehen. »Das mit dem Zeugen habe ich gestern Abend fallen lassen.
Er hat gar nichts dazu gesagt, aber irgendwie war er komisch. Ist ganz blass
geworden.«
    Â»Ganz ähnlich hat er reagiert, als er den Zeitungsartikel mit dem
Foto gesehen hat. Ich war zufällig dabei, in der Mensa. Aber er hat danach mit
keinem Wort erwähnt, dass er Uta kannte«, fügte Anna hinzu.
    Â»Dann werden wir den jungen Mann mal unter die Lupe nehmen. Und du
gehst nach Hause, Yvonne, und schläfst eine Runde, du siehst aus wie
ausgespuckt.«
    Yvonne lächelte Christian zaghaft an: »Du auch, wenn ich ehrlich
bin.«
    Christian lächelte zurück: »Soll ich dir ein Taxi rufen? Ich würde
gerne noch mit Anna reden. Oder sollen wir dich fahren?«
    Schnell wehrte Yvonne ab: »Nein, nein. Ich komme schon klar.«
    Drei Minuten später klingelte der Taxifahrer. Yvonne umarmte Anna,
bedankte sich leise bei Christian und verabschiedete sich. Als sie weg war, sah
Christian Anna lange an.
    Â»Ich nehme an, du willst mir nicht erzählen, was genau heute Nacht
passiert ist?«
    Â»Du kannst es dir doch sowieso denken. Yvonne ist unglücklich
verliebt in Daniel, hat sich betrunken und einen Fehler gemacht. Sie wurde
ausgenutzt. Mehr musst du nicht wissen. Viel wichtiger ist doch, dass dieser
Martin Abendroth vielleicht euer Mann ist.« Plötzlich wurde Anna ganz zittrig.
»Oh, mein Gott, stell dir vor, er hätte Yvonne …«
    Â»Wie hast du überhaupt davon erfahren?«
    Anna drückte sich ins Sofa, als könne sie zwischen den Kissen Schutz
finden vor schrecklichen Visionen. »An der Theke im R&B standen noch
zwei andere Studenten von mir. Die haben geplaudert.«
    Christian setzte sich neben sie. »Dann hatte dein plötzliches
Verschwinden nichts mit mir zu tun?«
    Lächelnd schüttelte Anna den Kopf, doch sie wurde sofort wieder
ernst. »Was hast du jetzt vor?«
    Christian sah auf die Uhr: »Die Nacht ist vorbei, auch für meine
werten Kollegen. Wir werden so schnell wie möglich diesen Herrn Abendroth
aufsuchen.« Er machte eine kleine Pause. »Ich bin froh, dass euch nichts
passiert ist. Noch so ein Alleingang, und ich versohle dir den Hintern, ist das
klar?«
    Â»Ich wollte Yvonne nicht vor dir bloßstellen. Sie bewundert dich.«
    Â»Sie muss sich vor mir nicht schämen. Wir haben alle in unserer
Jugend Mist gebaut. Rumexperimentiert. Mit Drogen. Sex. Der Liebe. Und tun es
ganz hilflos immer noch.« Christian ging ins Bad, um sich ein wenig frisch zu
machen für den Tag.
    Anna sah nun auch auf die Uhr. »Willst du sofort los? Oder können
wir noch zusammen frühstücken? Falls ich nicht am Tisch einschlafe, ich bin
todmüde.«
    Christian kam aus dem Bad, hob Anna vom Sofa hoch und trug sie ins
Schlafzimmer. Sanft legte er sie auf sein noch unberührtes Bett und begann, sie
auszuziehen. Ganz langsam, sehr behutsam und zärtlich. Es war fast sechs Monate
her, dass sie miteinander geschlafen hatten, er wollte nichts falsch machen.
Anna näherte sich ihm mit ebenso vorsichtiger Zaghaftigkeit, aber als sie
endlich ihre Köpfe ausschalteten und ihren Körpern die Regie überließen, fielen
sie mit dem Hunger eines halben Jahres übereinander her. Sie stillten ihn schnell.
    Â»Ich werde dieses Bett nie wieder verlassen.« Anna rekelte sich
wohlig zwischen den Laken und gähnte, während Christian sich anzog.
    Â»Hoffentlich kann ich mich darauf verlassen«, grinste er. »Ich rufe
jetzt die anderen an, treffe mich mit ihnen im Büro, dann fahren wir zu diesem
Typen, nehmen ihn mit, plaudern ein wenig, und schon bin ich wieder da. Und
wecke dich.«
    Er beugte sich über

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