Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
wichtigste Verkehrsweg der ganzen Festung. Sie ist hundert Fuß breit, und selbst du kannst sie nicht verfehlen. Bleib stehen und orientiere dich: Die Principalis führt als Querachse vom linken zum rechten Tor und stößt beim Hauptquartier im rechten Winkel auf die Via Praetoria. Das Hauptquartier wiederum steht immer frontal zum Feind. Solange du also sehen kannst, aus welcher Richtung die Wurfgeschosse kommen, solange kannst du dich in jeder Festung der Welt orientieren …«
    »Wo ist der Feind?« Er war ganz konfus.
    »An dem anderen Flußufer.«
    »Und wo ist der Fluß?«
    »Na da lang !« Ich verlor die Geduld und verschwendete meine Zeit. »In der Richtung, aus der wir gekommen sind«, erinnerte ich ihn, aber der arme Kerl war schon zu verwirrt.
    »Und wohin gehen wir jetzt?«
    »Zum Antrittsgespräch bei den netten Kollegen von der Vierzehnten Gemina.«
    Es wurde kein Erfolg. Aber damit hatte ich auch gar nicht gerechnet.
    Zum einen waren meine Fälle nie so leicht zu lösen, und zum anderen hatte die Vierzehnte Gemina keine netten Kollegen.

XVII
    Das Hauptquartier war dafür ausstaffiert, jeden Barbaren, der es wagte, bis hinters Prätorianertor vorzudringen, in Ehrfurcht erstarren zu lassen. Es lag jetzt genau vor uns, und im Näherkommen wurden auch wir ganz gehörig eingeschüchtert.
    Die Verwaltung war in einem Block untergebracht. Die beiden zur Zeit hier stationierten Legionen hatten ihre Quartiere rechts und links davon, teilten sich aber dieses Gebäude, das die Beständigkeit der Festung symbolisierte. Und wirklich war es wie für die Ewigkeit gebaut. Die Fassade bestand aus säulenbewehrten Mauern zu beiden Seiten eines gebieterischen, dreiflügeligen Tores, das uns über die Via Praetoria hinweg entgegenstarrte. Wir kamen uns sehr klein vor, als wir links durch den Bogengang schlichen. Vor uns lag ein ausgetretener Exerzierplatz, der größer war als das Forum einer durchschnittlichen Provinzstadt. Zum Glück fand gerade kein Aufmarsch statt. Mein hasenfüßiger Begleiter hätte sonst vor Schreck den Geist aufgegeben.
    »Wir können da nicht reingehen!«
    »Wenn einer pampig wird, dann beiß deine Perlzähnchen zusammen und überlaß das Reden mir. Und merke dir eins: Leg dich mit keinem an, der ein Schwert trägt, solange wir hier drin sind! Ach, und Xanthus, versuche nicht, so auszusehen wie die zweite Besetzung in einem von Neros Theaterstücken …«
    Auf drei Seiten war der Kasernenplatz von Vorratsspeichern und den Büros des Quartiermeisters gesäumt.
    Gegenüber stand die Gerichtshalle, Zentrum der offiziellen Veranstaltungen beider Legionen. Dorthin mußten wir, deshalb steuerte ich quer über den Exerzierplatz darauf zu. Aber auf halbem Weg fühlte selbst ich mich wie auf dem Präsentierteller. Es schien eine gute halbe Stunde zu dauern, bis wir endlich drüben waren, und währenddessen spürte ich förmlich die giftigen Blicke wütender Zenturionen aus den umliegenden Büros. So muß dem Hummer zumute sein, wenn das Wasser im Kochtopf langsam heiß wird.
    Die Principia war gigantisch. Sie erstreckte sich über die ganze Breite des Kastells. Die Dekoration war freilich eher karg; der Bau wirkte durch seine Größe. Dem vierzig Fuß breiten Mittelschiff waren, durch mächtige Säulen abgesetzt, jeweils halb so große Seitenschiffe angegliedert. Die Säulen trugen ein gewaltiges Dach, über dessen Gewicht man sich tunlichst keine Gedanken machte, solange man darunter stand. An einem Regentag konnte eine ganze Legion hier stehen, wie Sardellengräten in einer Fischpastete. Die übrige Zeit blieb diese imposante Halle leer, hütete still ihre Geheimnisse und präsentierte sich dem Bewunderer als stolzes Wahrzeichen der Baukünste unseres Heeres.
    Im düsteren Halbdunkel erkannten wir vorn in der Apsis die Umrisse des Tribunals. Der Innenraum wurde beherrscht vom Legionsschrein, gleich gegenüber dem Portal.
    Als ich darauf zuging, hallten meine Schritte auf den Fliesen wider. Es roch schwach nach Salböl; frisch, nicht ranzig. Hinter einer Blendmauer verborgen lag ein feuerfestes Gewölbe, das ein anderes »religiöses« Heiligtum barg: den unterirdischen Tresorraum. Hier oben, im frei zugänglichen Teil der Basilika, stand der tragbare Altar, von dem aus die Weissagungen verkündet wurden. Ringsum waren die Feldzeichen aufgepflanzt.
    Die Vierzehnte hatte für ihr Schaustück den besten Platz beschlagnahmt und ihre Waffenbrüder von der Ersten Legion in ein Seitenschiff abgedrängt. Den

Weitere Kostenlose Bücher