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EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)

EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)

Titel: EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saul Peterson
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tatsächlich war. Fomin glaubte nicht, dass er noch soviel Zeit hatte, darauf zu warten, bis auch der neue Generalsekretär dieser traditionellen Dummheit verfallen war. Die neue Führung war gerade erst dabei, sein geliebtes Mütterchen Russland zu schwächen. Sie schwächte es da, wo es nun aber am dringendsten Stärke zeigen musste. Doch waren ihm in dem ganzen neuen politischen Minenfeld, das quasi um alle Generäle herum aus dem Nichts heraus entstanden war, Ketten an den Hals gelegt worden und er musste sich mitunter auch Entscheidungsunwilligkeit vorwerfen lassen.
    Dieser Fall nun, der anfing, die innere wie auch die äußere Sicherheit des neuen Russlands zu bedrohen, wäre in der guten alten Zeit kein Fall gewesen, der irgendjemandem im Kreml oder in der Lubjanka ein graues Haar hätte wachsen lassen. Doch diese Zeiten schienen vorbei und Fomin war auf der Hut, auf den letzten Metern seiner Karriere noch einen Fehler zu begehen. Russische Gefängnisse waren eine Legende, die man besser als einen Mythos in seinem Kopf spazieren trug,
    als sich tatsächlich in seinem Alter dorthin zu verlieren.
    Generaloberst Kasakov hatte andere Motive gehabt. Kasakov wäre über Leichen gegangen, um sein Ziel zu erreichen, und letztendlich wäre dies wohl auch der einzige Weg für ihn gewesen, um größeren Schaden von der Partei abzuwenden. Man musste wie Generaloberst Kasakov vorgehen und einen Sabotageakt als ein zunehmend privates und persönliches Dilemma verkaufen. Russland war somit fein raus, denn das Gesicht von Mütterchen Russland blieb gewahrt.
    Aber wäre er erst einmal, wie nun auch Generaloberst Kasakov, als ein Sabotage-General entlarvt oder stünde er gar im Verdacht, einer zu sein, wäre das Leben eines KGB-Generals keinen Pfifferling mehr wert. Nicht einmal mehr heute, an diesem Donnerstag, diesem wunderschönen 28. März 1985, an dem man zum ersten Mal in diesem Jahr von einem Tag mit Sonne sprechen konnte. Das Innenministerium hatte ihn an diese Sonderabteilung im Kreml verwiesen. Und nun war er hierher in den Kreml gekommen, um den neuen Machthabern Russlands ein altes Stück Spionagegeschichte zu präsentieren, für die er sich dann einen Einsatzplan erhoffte, der nicht mehr in seinen Verantwortungsbereich fiel.
    An diesem letzten Donnerstag im März fünfundachtzig war General Fomin aber auch bereit, jeden Preis zu zahlen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu bekommen.

    Eine Tür am Ende eines riesigen Saales wurde geöffnet und ein gutgekleideter Parteisekretär, dem
    man seine ausländische Ausbildung bereits an der sehr lässigen Gangart ansah, kam aus einem
    lichtdurchfluteten hohen Raum auf ihn zu. Er war nicht älter als vierzig, dunkelhaarig und trug einen eng geschnittenen, dunklen Anzug, den Fomin nur aus dem Westen kannte.
    „General. Bitte, ich bin so weit!“, rief der adrette Sekretär ihm zu. General Fomin spürte, wie sich eine Schlinge um seine Eier legte. Früher hätte ein Anruf ausgereicht und dieses gelackte Bürschchen wäre von der Bildfläche verschwunden. Nun aber war es so, dass sich General Fomins Gedanken um einen von ihm nicht mehr zu begreifenden Machtapparat drehten. Und im Auftreten dieses Parteijünglings manifestierte sich eine Furcht vor diesem, ihm nun fremdgewordenen, ausgelagerten Bereich des Innenministeriums und lehrte ihn ganz subtil, was es hieß, einmal auf der anderen Seite der Macht zu sitzen. Fomin ging es gar nicht gut, als er sich von seinem Stuhl erhob; er hatte das Gefühl, sich gleich nass zu machen. Er zog die Kappe seiner Generalität vom Kopf und zwängte diese unter seinen linken Arm, während er dem Parteisekretär entgegenschritt, die Hand schüttelte und den hohen, hellen Raum betrat.
    Der adrette Parteisekretär, den General Fomin noch nicht beim Namen kannte, wies ihm einen
    Sessel vor einem alten französischen Schreibtisch zu. Die vergoldeten Bronzeapplikationen und die dunkelrote Bullenledereinlage des Tisches verfehlte seine Wirkung auf Fomin nicht. Nicht dass Fomin von dem Wert des Schreibtisches beeindruckt war oder gar von dessen Ausmaßen. – Fomin schätzte, dass der Schreibtisch etwas mehr als zwei Meter lang war. – Nein, was Fomin so sehr an diesem Schreibtisch, im Gegensatz zu allen anderen Schreibtischen, denen er im Innenministerium je begegnet war, beunruhigte, war seine Leere. Es stand oder lag nichts darauf, außer einem leeren Blatt Papier und einem goldenen Füllfederhalter, den sich der Sekretär wohl extra für seinen

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