Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)

EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)

Titel: EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saul Peterson
Vom Netzwerk:
erstarrten Körpern zu bezeugen.
    Kalinin eilte durch die Menge der Tische zu dem nächstfreien Telefon, wählte hastig eine Nummer, setzte einen Auftrag ab und eilte danach quer durch diesen Raum auf eine weitere Tür zu. Und als er sie endlich erreicht hatte, drehte er sich aber noch einmal um und widmete den beschäftigten Männern in diesem Raum doch noch seine vollste Aufmerksamkeit. Er blickte sie scharf an, was diese in ihrer Geschäftigkeit aber gar nicht bemerken konnten, dann hob er den Ordner in die Höhe, den Fomin ihm überreicht hat, und schließlich hob er auch seine Stimme:
    „Männer, ich hab‘s!“
    Kalinin konnte sich in den Sekunden, die darauffolgten, nicht vorstellen, dass auf dem Zentralfriedhof von Moskau jemals solch eine Stille herrschte wie nun, da die Männer allesamt aufblickten und den Ordner an seinem ausgestreckten rechten Arm wie eine Stück blutiges Fleisch begutachteten, das sie die ganze Zeit über gejagt hatten.
    Kalinin lächelte sie an und prahlte dabei bewusst mit seiner lückenlosen Zahnreihe. Er wiederholte schließlich seine Worte. Nur dieses Mal sprach er ganz leise:
    „Ich hab‘s!“
    Dann öffnete er die Tür und verschwand im nächsten Raum.
    Kalinin trat an den Schreibtisch des Mannes, der seit Anfang des Jahres die Leitung dieser Einheit innehatte. Sein Name war Generaloberst Timofejew.
    An Timofejew war der Wandel im Kreml spurlos vorübergegangen. Die neue Führung hatte ihn nicht interessiert, genauso wenig wie ihm die alte Führung der Partei Interesse abzuringen geschafft hatte. Es gab nur einen Grund, warum er hier saß und er wie auch sein Stab von etwa zwanzig Mitarbeitern unantastbar für die alte wie auch neue Regierungsspitze Russlands war. Sie hatten einen Auftrag übernommen, der da hieß: Generaloberst Kasakov ausfindig zu machen und zu eliminieren. Timofejew kannte Kasakov seit den Jahren, in denen sie noch als junge Offiziere in den Militärschulen von Moskau ihr Unwesen getrieben hatten. Schon damals in ihren jungen Jahren war Kasakov unter all den anderen jungen, hochrangigen Offizieren aufgefallen. Jurij Kasakov war kein Stratege in eigentlichen Sinn gewesen, sondern schon in jungen Jahren als impulsiver Draufgänger bekannt. Timofejew erinnerte sich daran, dass Kasakov jegliche unsinnige Wetten mit all den anderen angehenden Kommandeuren an der allgemeinen Militärakademie der russischen Streitkräfte in Moskau provoziert hatte, nur um seine Entschlossenheit zu demonstrieren. Es gab das Gerücht, dass Jurij Kasakov sich aus solch einer niederen Wette heraus sogar die Pulsadern aufgeschnitten haben soll. Irgendwann einmal war es dann ruhig um Generaloberst Kasakov geworden und sie waren sich dann nur noch sporadisch bei Empfängen im Kreml über den Weg gelaufen. Schließlich war Generaloberst Kasakovs Job keine Arbeit gewesen, bei der er es sich leisten konnte, ständig in einem Moskauer Ministerium seinen Hintern platt zu sitzen. Generaloberst Kasakov hatte die Leitung sämtlicher strategischer Raketentruppen unter sich, wie auch anfänglich noch das Raumfahrtprogramm der UDSSR. Was rückblickend natürlich ein großer Fehler gewesen war. Die Weltraumtruppen von den strategischen Raketentruppen zu trennen, stand nun auf der Umstrukturierungsliste der neuen Parteiführung. Dieser Entschluss aber aus ganz anderen Gründen geführt wurde. Ihre Arbeit – oder das Versagen von Generaloberst Kasakov – hatte nach Meinung von Generaloberst Timofejew damit jedenfalls nichts zu tun.
    Timofejew ließ seine müden Augen über den Tisch auf zur Tür wandern. Als er das Lächeln auf Kalinins Gesicht entdeckte, war ihm, als versetzte ihm jemand einen Tritt in den Hintern. Ihm wurde bewusst, dass er bereits zu viele Stunden an diesem noch jungen Tag an seinem Schreibtisch gesessen hatte. Er erhob sich – nicht wegen seines Assistenten, der eben gerade auf ihn zuschritt, sondern um Leben in seine Knochen zu bekommen. Timofejew war optisch genau das Gegenteil von Kalinin. War Kalinin groß, schlank und modern, war Timofejew dagegen klein und rund, was jetzt noch mehr ins Auge fiel, da sie sich am Schreibtisch des Generaloberst gegenüberstanden.
    Kalinin reichte Timofejew den Ordner Fomins. Der nahm ihn und ließ ihn kurz in seiner Hand auf und ab schweben, als wolle er sich allein durch dessen Federgewicht klarmachen, wie schwer der Inhalt dagegen wohl wiegen mochte.
    „Ist es das, was ich mir erhoffe?“, fragte Generaloberst Timofejew.
    Kalinin nickte,

Weitere Kostenlose Bücher