EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
kompliziert.
„Und dann gibt es noch etwas, dass ich Ihnen über Kathy erzählen muss!“, fügte Eisenheim weiter an. Forester starrte still in sich hinein; irgendwo tief in sich drinnen vernahm er ein hämisches Lachen.
Alleine schon aus der Erzählung konnte Forester soviel heraushören, dass in Eisenheim große Wissenslücken klafften. Sie rührten daher, dass Ekaterina Kasakov ihrem Ehemann Jonathan Eisenheim zu viele Dinge verschwiegen hatte. Dinge, dachte Forester misstrauisch geworden, die man seinem frisch angetrauten Ehemann normalerweise nicht verschwieg.
Ihr Vater war ein hoher Militärgeneral in Russland und Ekaterina hatte mit einer möglicherweisen Verschleppung ihrer Tochter durch den eigenen Großvater gerechnet. Das Wieso konnte Eisenheim nicht beantworten. Beim ersten Wort Eisenheims über Ekaterinas Vater aber war für Forester die Verbindung zu dem ehemaligen Mitarbeiter des KGBs Michail Bobrow gegeben. Forester hätte am liebsten Eric angerufen. Es webte sich vor Foresters Augen ein immer undeutlicheres Bild dieser Entführung. Und was er vermuten durfte, gefiel ihm immer weniger. Hatte der Großvater Bobrow beauftragt, Hanaa zu entführen? Hieße das auch, dass Hanaa nun schon längst in Russland war?
Aber wenn alles bereits über die Bühne gegangen war, wieso musste Kingfield dann sterben?
Forester entschied sich, weiter vorsichtig zu sein. War es ein Fehler gewesen, gegenüber Eisenheim den Namen Natalia erwähnt zu haben? Wenn Kingfield gestorben war, weil er diesen Namen gekannt und genannt hatte, dann wäre es auch gut möglich, dass weder Eisenheim noch er sich in Sicherheit befanden.
„Diese Kerle im Van, die uns verfolgt haben?“, fragte Forester, dabei noch tief in Gedanken an Ekaterina Kasakov versunken.
„Sauber. Unbeschriebene Blätter“, wiederholte Eisenheim und bemerkte, wie Trevor auf seinem Platz hinter Forester unruhig wurde. Trevor war die ganze Zeit über abwesend gewesen, nun aber geradezu aus seiner Dämmerung erwacht. Er erhob sich von seinem Platz und schloss auf zu ihnen an den Schreibtisch. Eisenheim konnte daraus lesen: Die Furcht Trevors rührte von der Verfolgung her. Trevor war irgendwie mit in diese Geschichte verwickelt. Nicht nur er hatte bei Forester im Wagen gesessen, sondern er war der Einzige der Beiden, der wirklich Angst zeigte.
„Hat Kathy Familienangehörige in den Staaten?“, fragte Forester weiter.
Eisenheim verneinte diese Frage. Kathy hatte sich bereits drei Jahre vor ihrem Tod aus Russland
abgesetzt. Sie war nach einer Tournee in den Staaten nicht mehr nach Russland zurückgekehrt. Irgendwann in dieser Zeit war sie nach Eisenheims Erkenntnis auch drogenabhängig geworden.
An der Erzählweise Eisenheims bemerkte Forester, dass die Drogenabhängigkeit seiner verstorbenen Frau – trotz der Neuigkeiten, die er anscheinend jetzt erst von den Clines über Kathy erfahren durfte – ein viel größeres Rätsel für ihn geblieben war.
„Sie meinen, sie war erst in den Staaten an Drogen herangekommen?“, hakte Forester nach.
„Es scheint so. Schauen sie sich alte Bilder von ihr an. Die Clines haben noch welche. Aufnahmen von Kathy in Russland. Kathy hatte mir während unserer Therapiesitzung erzählt, dass die Drogen der Preis gewesen waren, den sie für ihr Flucht zu bezahlen hatte – eigenartige Sichtweise. Oder? Ich meine, das hatte sie doch nur im übertragenen Sinn gemeint haben können?“, antwortete Eisenheim nachdenklich.
Forester schwieg in sich hinein. Kurz sah er über seine rechte Schulter auf zu Trevor, der dicht an ihn herangerückt war, dann wieder zu Eisenheim.
„Können Sie mir sagen, wo Ekaterina begraben liegt?“ fragte Forester.
„Mount Benedict Cemetery“ antwortete Eisenheim.Forester kannte den Friedhof. Eisenheim erklärte ihm, wie er das Grab von Kathy dort finden würde.
Stutzig geworden, fragte er Forester: „Ich verstehe nicht. Was wollen Sie am Grab von Kathy?“
„Trevor und ich – wir gehen jetzt fischen. Vielleicht haben wir Glück!“, antwortete Forester.
Trevor verzog dabei das Gesicht. Dieser Vorschlag gefiel ihm oder auch nicht. Er war nervös und sah sich weiterhin nur verstohlen um.
„Sagen Sie, Trevor“, Eisenheim richtete sich spontan an den jungen, nervösen Mann, „darf ich fragen, was Sie beruflich machen?“
Trevor tanzte von einem Bein auf das andere. Verunsichert blickte er zu Forester, der aber mit dem Rücken zu ihm saß und so keine Hilfe sein konnte. Er war alleine,
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