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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Stadt. Blumen auf dem Glastisch, Champagner im Kühler, Pornokanäle im Hotel- TV . Ich glaube, selbst ein Robbie Williams nimmt wahrscheinlich nicht das hübscheste Mädchen mit auf sein Zimmer, sondern das, das da ist. Einfach da ist.«
    »Nun, deine Ritter sollten zumindest den Namen der Stadt wissen und ihres Hotels. Sie verbringen drei Wochen hier.« Gerhard rotzte ihr das hin, und siehe, da kam ja doch wieder Leben in Jo.
    »Ja, das tun sie auch, du Idiot. Bloß weil du die Ritter nicht magst, musst du nicht so polemisch werden. Du raffst es nicht, oder? Kaltenberg ist so unmittelbar, die begeisterten Massen jubeln dir zu. Wie im Mittelalter, wo es sonst wenig Zerstreuung gab. Dann all die Interviews im Thronsaal. Avancen im Restaurant, Autogrammwünsche und Blicke, die mehr wollen als nur eine Unterschrift. Viel mehr.«
    »Ja und? Welcher Mann würde bei so viel Angebot auch nein sagen.«
    »Na, du sicher nicht. Anfangs zumindest nicht. Aber dann wird es schal, und selbst du würdest vom Überangebot an Push-ups vor deiner Nase flüchten. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, du wahrscheinlich nicht.«
    Na also, da war sie doch wieder, die aufmüpfige Jo.
    »Jo, du irrst dich. Ich würde die Avancen nicht mal bemerken.« Er lachte. Von der anderen Seite kam auch ein Lachen.
    »Wahrscheinlich. Es ist einfach gut, jemanden zu spüren. Sich der eigenen Anwesenheit zu versichern.«
    »Durch jemand anderen?«, fragte Gerhard.
    »Ja.«
    »Ist es nicht komisch, wenn es einer ist, von dem du nicht weißt, wer er ist? Was ist Maske, was ist der Mensch? Wie viel Ritter steckt noch in dem Menschen, wenn er seine Rüstung abgelegt hat? Das ist doch nicht egal. Einen Ritter will man doch nur, weil er ein Ritter ist. Der gleiche Typ wäre doch sonst ein Mister Nobody.«
    »Weinzirl, du Arsch. Mit dir kann man nicht vernünftig reden.« »Gott sei Dank«, sagte Gerhard und atmete tief durch.
    »Was, Gott sei Dank?«
    »Du hast Arsch gesagt. Gott sei Dank. Ich hatte schon befürchtet, du hättest dich verloren. Jo, weißt du, was ich immer so an dir bewundert habe? Deine Ideale, deine klaren Gefühle. Dass du immer noch schwertschwingend voranpreschst, um der Gerechtigkeit auf die Sprünge zu helfen. Dass du nie eingewilligt hast. Dass du dein ungestümes Revoluzzertum auch weit über die Dreißiger hinaus gerettet hast. Dass du nie die Folgen bedenkst oder erst viel zu spät.«
    Schweigen am anderen Ende. Dann kam ein zögerliches: »So siehst du mich?«
    »Ja, und ich mach mir Sorgen, wenn du so depressiv bist. Einfach Sorgen, wegen dieser Ritter-Affäre. Jo, du hattest mal deinen olympischen Lover, du bist durch die Hölle der Erniedrigung gegangen. Warum schon wieder so einer? Ein Star? Was bringt das? Neue Erniedrigungen, am nächsten Morgen kennt er dich nicht mehr.«
    »Ich bin älter geworden. Und sicherer. Zumindest was das betrifft.«
    »Und was, wenn er andere Mädels mitnimmt? Vielleicht warst du nur in der Vorbereitung seine Nummer eins. Am ersten Wochenende. Aber dann? Was dann?«
    »Frag mich am Ende der drei Wochen Turnier«, sagte Jo.
    »Ich glaube, das werde ich nicht tun.«
    »Hasst du mich?«, fragte Jo ganz unvermittelt.
    »Nein, wieso?
    »Verachtest du mich?« Sie ließ nicht locker.
    »Nein, wieso?«
    »Hast du mich jemals geliebt?«
    Gerhard zögerte. Diese Gesprächswendung gefiel ihm nun wirklich nicht. »Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Wenn ich es einmal wirklich und ganz sicher gewusst hätte, dann wäre vieles vielleicht anders gekommen.«
    Auf der anderen Seite war Schweigen, also fuhr Gerhard fort: »Jo, liebe Jo, wenn wir aufeinander treffen, ist das, wie wenn jemand, wie wenn, verdammt, mir fehlt ein Vergleich …« Er brach ab.
    »Wie wenn jemand das Ofentürchen öffnet und das Feuer zerstörerisch gewaltig aufflammt? Wie wenn jemand Benzin in Flammen gießt?«, fragte Jo.
    »Ja, du kannst dich einfach viel besser ausdrücken als ich. Ich will doch nur, dass du auf dein Herz aufpasst. Für dich! Auch wenn ich ein Arsch und ein Idiot bin.«
    Am anderen Ende der Leitung war ein Lachen zu hören.
    »Such dir einen Mann, der dich liebt. Dich auf Händen trägt. Deinen Humor versteht, dein Temperament. Deine Klugheit kontern kann.«
    »Kennst du so einen? Stell ihn mir vor!«
    »Werd ich. Aber warum immer diese Affären, die dir mehr wehtun, als sie dir geben?«
    »So lebensklug, Herr Kommissar? Und selbst? Was ist mit deinen Affären? Wie viel gibst du, und wie viel kriegst du wieder? Was

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