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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Santos ...«
    »Lassen Sie mich ausreden. Auch wenn ich nun wie eine Laienpsychologin klingen mag, so glaube ich, dass Sie ein für alle Mal einen Schlussstrich ziehen wollen ...« »Blödsinn! Jetzt hören Sie mir gut zu. Ich kann keinen Schlussstrich ziehen, ich muss warten, bis ich in Pension gehe, was noch ein paar Jährchen dauert. Das Einzige, was ich tue, ist, dass ich Ihnen ein paar vertrauliche Informationen an die Hand gebe in der Hoffnung, dass Sie sorgsam damit umgehen. Ich hätte vor zwanzig Jahren aussteigen sollen, als ich noch nicht über dieses Insiderwissen verfügte, aber irgendwann kommt man an diesen berühmten Point of no Return. Ich bin schon lange darüber hinaus, es gibt kein Zurück mehr. Ich bin kein Entscheider im klassischen Sinn, ich bin nur hin und wieder dabei, wenn Entscheidungen von großer Tragweite getroffen werden ...« »Was für Entscheidungen?« »Ich möchte Sie nicht noch mehr verwirren ...« »Zu spät, nun wollen wir alles wissen«, entgegnete Santos.
    »Also gut. Zum Beispiel Entscheidungen über Kriegseinsätze, über Waffenlieferungen an Staaten, die auf der schwarzen Liste stehen, aber irgendwohin müssen die Waffen ja, sonst würden unsere Lager aus allen Nähten platzen. Außerdem gilt es auch, Arbeitsplätze in der Waffenindustrie zu erhalten. Oder wenn es um hochsensible Produkte geht wie Plutonium, angereichertes Uran oder Osmium, oder aber auch nur um schnöden Aluminium- und Nickelhandel. Auch wenn es sich um Menschen handelt, wobei Handel hier doppeldeutig zu verstehen ist. Und vieles, vieles mehr, wirtschaftliche Transaktionen von nationaler oder globaler Bedeutung. Sollten Sie der Auffassung sein, unsere Politiker würden allein die großen Entscheidungen treffen, muss ich Sie enttäuschen, die großen, die ganz großen Entscheidungen werden auf einer Ebene gefällt, zu der keiner von uns Zutritt hat. Ich erinnere nur an Waffenhändler und Geldwäscher, die nie juristisch belangt wurden, weil sie von einer Lobby unterstützt werden, die für die Justiz zu mächtig ist.
    Erinnern Sie sich an den Bürgerkrieg in Sierra Leone? Dort ging es im Wesentlichen um Diamanten. Wer, glauben Sie, hat am meisten von diesem Krieg profitiert? Die dortigen Machthaber? Falsch, die haben zwar gutes Geld bekommen, aber die eigentlichen Profiteure waren wir und unsere Freunde im westlichen Ausland. Wir haben diesen und auch andere Kriege finanziert, die Menschen spielten dabei eine untergeordnete Rolle, sie waren nur Mittel zum Zweck. Bevor Sie sich wieder echauffieren, lassen Sie sich gesagt sein, dass es so seit Tausenden von Jahren läuft, ganz gleich, ob bei den alten Ägyptern, den Römern, Griechen oder anderen Kulturen. Die Geschichte wiederholt sich eben immer wieder, es ist ein ewiger Kreislauf. Warum ist das so? Weil die Menschen sich nicht verändern.«
    »Und Frau Schumann?« Santos gab sich unbeeindruckt. »Sie diente lediglich als Vermittlerin.« »Das klang vorhin aber noch ganz anders. Sie ist die Einzige, die das Phantom kennt, das haben Sie selbst gesagt ...«
    »Und? Was haben Sie vor? Wollen Sie den Namen aus ihr herausprügeln? Mit welcher Begründung würden Sie das tun? Wir haben gehört, dass Sie einen Auftragskiller kennen, der seit fünfundzwanzig Jahren auf der ganzen Welt Menschen umbringt? Der auch Ihren Mann umgebracht hat, in Ihrem Auftrag? Bitte, versuchen Sie Ihr Glück, aber welchen Beweis haben Sie schon? Nicht den geringsten, außerdem genießt sie sozusagen Immunität. Sie werden sie nie wegen einer Straftat belangen können, wie auch immer Sie es anstellen, es wird immer jemanden geben, der sie beschützt.« »So wie Sie«, bemerkte Santos lakonisch. »Zum Beispiel. Ich denke, unser Gespräch ist hiermit beendet, Sie haben genügend Informationen erhalten, um damit arbeiten zu können ...«
    »Stopp«, wurde er von Henning unterbrochen, »was um alles in der Welt sollen wir denn tun?« »Kümmern Sie sich um Friedmann und Müller, aber seien Sie vorsichtig. Die beiden sind verdammt gefährlich. Wenn sie spitzkriegen, dass ihr Doppelspiel aufgeflogen ist, werden sie nicht zögern, die ihnen am bedrohlichsten erscheinenden Personen aus dem Weg zu räumen. Glauben Sie mir, die sind nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel.«
    »Wunderbar. Heißt das, wir sollen die beiden umbringen?«
    »Tun Sie, was getan werden muss. An das Phantom kommen Sie so oder so nicht ran. Aber Sie können diese Welt von zwei widerlichen Schmeißfliegen befreien.«

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