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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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weiterhilft?«
    Da seine Stimme frostig klang, wusste sie, dass es keinen Zweck hatte, mit ihm zu reden. Nicht jetzt. Später vielleicht. Auch sie reinigte sich notdürftig, weil es kein fließendes Wasser gab.
    »Leider gar nichts. Arthur und er kannten sich. Sie fochten irgendeinen Disput miteinander aus. Welcher das war, weiß ich nicht. Tut mir leid.«
    »Wir müssen zu seinem Komplizen.« Er neigte sich zu dem Kaminfeuer herab und blies es aus. Einfach so, als handelte es sich nur um eine Kerzenflamme, als bestünde sein Atem aus Eis.
    »Averell ist tot!«, empörte Shade sich, weil sie immer noch fand, dass er den Mann nicht gleich hätte umbringen müssen. Aber dann hätte der Fremde ihn wahrscheinlich gesehen – ein Risiko, das Roque nicht hatte eingehen dürfen. Was sollte Averell ihnen indessen jetzt noch verraten? »Du kannst nicht zufällig Tote zum Leben erwecken?«
    Roques Mundwinkel zuckten. »Red keinen Unsinn!«
    »Das ist auch nicht abwegiger, als mit einem Engel zu schl…« Verlegen stockte sie, versuchte, die Hitze in ihren Wangen zu ignorieren, weil Roque sie, mit hochgezogenen Brauen wartend, anschaute, und schritt energisch an ihm vorbei. Sie schlüpfte in ihre Boots. »Als mit einem Engel zu fliegen, und das habe ich schließlich gestern getan!«
    »Fliegen?« Er schlenderte zu ihr. »So schön war es also.«
    Verdrießlich blinzelte Shade ihn an, doch noch immer wirkte er kühl, als würde das Thema Sex ihn nicht berühren. Das verärgerte sie nur umso mehr. »Was willst du bei Averell?«
    »Seine Taschen durchsuchen. Bestenfalls hat er seine Papiere dabei. Womöglich entdecken wir bei ihm eine Quittung oder sonst einen Hinweis, wo er herkam, und dort finden wir sicherlich auch Joe.«
    Murrend schlüpfte sie in ihre Skijacke, schlang den Schal um ihren Hals und zog ihre Handschuhe an. Unter ihrem Kleiderberg kam ihre Mütze zum Vorschein. »Oh! Hast du sie geholt, während ich schlief? Danke. Das war nett.«
    »Eigentlich habe ich die ganze Nacht nach meinem Opfer gesucht. Eher zufällig kam ich dort vorbei, wo ich sie weggeworfen hatte.«
    Konnte er denn nie etwas Nettes sagen? Da er sich von ihr wegdrehte, um die Tür zu öffnen, formte sie ihre Hände zu Klauen, als wollte sie sich auf ihn stürzen.
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun«, sagte er, ohne sie über seine Schulter hinweg anzusehen.
    Seufzend ließ sie ihre Arme hängen und folgte ihm hinaus. »Und wieso nicht?«
    »Du hättest nicht den Hauch einer Chance gegen mich.«
    »Da sei dir mal nicht so sicher!« Kaum hatte sie das ausgesprochen, schmolz der Schnee unter ihren Füßen. Binnen Sekunden gefror das Wasser, sodass Shade auf einer spiegelglatten Oberfläche stand, hektisch mit ihren Armen ruderte und keinen Millimeter vorwärtskam. »Mach das rückgängig!«
    Gelassen stand Roque am Rand auf sicherem Terrain. Das machte Shade erst so richtig sauer. Ihr fiel Arthurs Gewehr ein. Leider hatte Joe es mitgenommen. Sie hatten es bereits am Abend zuvor gesucht und nicht gefunden. Zu schade! Jetzt hätte sie Verwendung dafür gehabt.
    Da verlor sie die Balance. Ihre Füße rutschten weg. Der Boden kam auf sie zu.
    Plötzlich wurde sie hochgerissen. Die Luft, die Roques Flügel verdrängte, stach ihr in die Augen; sie tränten mit einem Mal. Vermutlich dachte er, sie stünde kurz davor, zu weinen, weshalb er sie noch enger an sich drückte und ein sinnliches »Scht« in ihr Ohr säuselte. Sie ließ ihn in dem Glauben und feierte den kleinen Triumph, ihn getäuscht zu haben, wenn auch eher zufällig, heimlich für sich.
    Er flog sie aus der Gefahrenzone und stellte sie ab. »Alles okay?«
    »Selbstverständlich!«, brachte sie etwas zu aufmüpfig hervor. Sie stieß ihn von sich fort und stapfte in die Richtung, wo sie die Leiche hatten liegen lassen, um Arthur zu retten. Aber sie kamen zu spät. Das würde Joe büßen! Sie ballte ihre Hand zur Faust.
    Roque schloss zu ihr auf. »Wir könnten auch zu der Stelle fliegen.«
    »Nein danke.« Shade wollte ihm nicht noch einmal so nah kommen. »Über den Wipfeln ist es bestimmt noch kälter. Es ist mindestens zwanzig Grad unter null. Warum?«
    Er murmelte etwas Unverständliches.
    Sie wollte ihn festhalten, weil er immer schneller ging, als würde er vor etwas fliehen, womöglich vor einer Antwort. Sie vermied jedoch, ihn anzufassen, da er sich einfach zu gut anfühlte. »Du beeinflusst doch das Wetter.«
    Roque atmete einmal tief durch. »Ich hatte gestern Nacht Besuch von

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