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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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meinem Herrn.«
    »Der Eisige Lord, auf dem Mount Jackson?«
    »Nicht körperlich, nur ein Teil von ihm, der hier war und doch wieder nicht. Man kann ihn nicht sehen oder berühren, und dennoch ist er da, man nimmt ihn auf einer metaphysischen Ebene wahr.«
    »Der Frost ist seine Hinterlassenschaft?« Shade zog ihre Mütze tiefer ins Gesicht, denn ihr Augenbrauenpiercing tat schon weh von der Kälte.
    »So etwas wie eine Nachwirkung, ja.«
    Wenn allein der Odem Luzifers einen solchen Temperaturabfall bewirkte, wie kalt war es dann erst in der Hölle?
    »Was wollte er von dir?«
    »Mich an meine Aufgabe erinnern. Ich habe noch nie so lange gebraucht, um meine Beute aufzuspüren.«
    Sein Herr hatte ihn gewarnt, mutmaßte Shade. Er hatte Roque daran erinnert, wie eiskalt es im Schattenreich war, und vielleicht damit gedroht, ihm das Privileg, sich hin und wieder auf der Erde zu wärmen, abzusprechen, sollte er seinen verdammten Job nicht erledigen. Dennoch blieb der Eisengel bei ihr und hielt sein Versprechen, Arthurs Mörder gemeinsam mit ihr zu finden. Warum?
    Der Schnee war gefroren, sodass es bei jedem ihrer Schritte knackte. »Lenke ich dich von deiner Jagd ab? Das täte mir leid.«
    »Du lügst.«
    »Wie bitte?« Obwohl sie dick eingepackt war, bekam sie eine Gänsehaut.
    »Niemand grinst so breit, wie du es gerade tust, wenn er etwas aufrichtig bereut.«
    Er bemühte sich, seine kühle Fassade aufrechtzuerhalten, aber es gelang ihm nur mäßig. Shade sah ihm an, dass er nur mit Not ein Lächeln unterdrückte, deshalb schwieg sie. Ihr Blick blieb an seinen Brustwarzen kleben. Sie hatten sich durch die Kälte zusammengezogen. Nur allzu gern hätte sie seine Nippel mithilfe ihrer Zunge aufgewärmt.
    »Meine Zielperson ist ganz in der Nähe, ich wittere sie, aber ich kann ihr Gesicht immer noch nicht erkennen.« Leise sagte er zu sich selbst: »Ich darf nicht versagen.«
    Weil er sonst nicht mehr seine alte Heimat besuchen durfte? Shade wagte es nicht, ihn darauf anzusprechen, weil seine Anspannung greifbar war. Außerdem fürchtete sie seine Antwort. Sie wollte nicht den Killer in ihm sehen, der Menschen umbrachte, um sie an einen Ort zu bringen, der so kalt war, dass alles erstarrte, und wo ein grausamer Herrscher, der das Böse schlechthin verkörperte, sie unterwarf.
    Stattdessen konzentrierte sie sich auf seine gute Seite. Roque selbst war ein Opfer und ein Sklave des Eisigen Lords. Entweder hatte sein Herr ihn gezwungen, zu seinem Krieger zu werden, oder Roque hatte eingewilligt, um dem arktischen Frost wenigstens für eine kurze Zeit zu entkommen. Dieses Privileg drohte er vermutlich zu verlieren, sollte er scheitern. Doch statt sich vollkommen seinem Auftrag zu widmen, blieb er bei ihr.
    Shade betrachtete ihn, diesen Soldaten aus dem Orkus, der ebenso stolz wie verzweifelt war und genauso tödlich wie eingeschüchtert. Am liebsten hätte sie ihre Arme um ihn geschlungen, aber sie gab diesem Wunsch nicht nach.
    »Hier ist die Stelle, wo ich Averell den Hang hinuntergeworfen habe«, erklärte Roque und blieb stehen.
    »Das kann nicht sein.« Shade schüttelte ihren Kopf und schaute sich suchend um. »Du musst dich irren.«
    »Dort unten liegt noch sein Schal.«
    Er zeigte auf etwas, das sie nur als dunklen Flecken ausmachte. Für sie sah es eher nach einem Erdklumpen aus. »Aus dieser Entfernung erkennst du das?«
    »Mein Gehör ist besser als das menschliche, und meine Augen sind es auch.«
    »Und du kannst Gefühle wahrnehmen. Welche Fähigkeiten besitzt du noch?«
    »Ich bin ein guter Liebhaber.«
    »Ach ja?«, hakte sie spöttisch nach, dabei konnte sie seine Aussage eigentlich nur unterstreichen. »Du bist Superman und Herkules in einem, das akzeptiere ich. Aber jetzt auch noch Casanova? Ist das nicht ein wenig übertrieben?«
    Erschrocken schrie sie auf, als er sie packte und hochhob wie eine Braut, die der Bräutigam über die Schwelle der Haustür trug. Überraschenderweise schaute er sie sogar verliebt an. Doch unter diesen glühenden Blick mischte sich eine dunkle Gier, die ihr ohne Worte zu verstehen gab, dass er sie zwar begehrte, sie jedoch ans Bett fesseln wollte, um zu nehmen, wie es ihm gefiel. Ihr Herz pochte furchtsam schneller, aber ihre Mitte prickelte.
    Für einen Moment hörte die Welt auf, sich zu drehen. Sie sahen sich einfach nur an. Shade fragte sich, ob er genauso gern in die Hütte zurückgehen und seine Fertigkeiten erneut unter Beweise stellen wollte.
    Sie unterdrückte ein

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