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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Sitzposition her.
    Nun, da Shade langsam immer wacher wurde, kehrte auch die Erinnerung zurück. Jemand hatte sie in der Wild Goose überfallen, betäubt und verschleppt. Aber wohin? Sie befand sich weder in einem Keller noch in einem Bunker oder einem anderen dunklen Loch. Ihr Herz pochte aufgeregt in ihrem Brustkorb. Selbst wenn man in einen goldenen Käfig gesperrt wurde, war man dennoch gefangen.
    Besorgt ließ sie ihren Blick umherschweifen. Sie saß in einem feudalen Blockhaus, das ihr unter anderen Umständen gut gefallen hätte und sicherlich eine beachtliche Summe gekostet hatte. Die ganze Front war verglast, und wer immer hier wohnte, besaß das nötige Kleingeld, um eine Reinigungsfirma extra auf den Berg kommen zu lassen. Denn ohne professionelles Equipment konnte man die Fensterwand nicht putzen und erst recht nicht das Oberlicht, das entweder aus Panzerglas gefertigt sein musste, damit es die Schneemassen im Winter trug, oder es gab eine stabile Jalousie, die man elektrisch ein- und ausfahren konnte.
    Von diesem Hang aus hatte man einen Ausblick auf Bridgeport und das halbe Tal. Die Sonne versteckte sich an diesem Morgen hinter einem diesigen Schleier. Oder war es bereits Vormittag? Wie viel Zeit mochte verstrichen sein?
    Links hinter ihr machte Shade eine Couchgarnitur und einen niedrigen Tisch aus. Rechts lag, erhöht auf einem Podest und abgetrennt durch einen Tresen, die offene Küche. Sie versuchte, den Stuhl zu bewegen, indem sie kippelte, aber er war zu schwer. Deshalb drehte sie ihr Gesicht, so weit sie konnte, herum. Eine hölzerne Treppe führte auf eine Galerie hinauf. Sie vermutete das Schlafzimmer dort. Es war offen und nur mit einem Geländer versehen. Ihr fiel auf, dass weder Bilder an den Wänden hingen noch Dekoartikel oder Erinnerungsstücke herumlagen. Auf den ersten Blick wirkte diese Wohnung eindrucksvoll, auf den zweiten jedoch lieblos, regelrecht kalt.
    Als eine Toilettenspülung zu hören war und genau hinter ihr eine Tür aufschwang, wusste sie, dass genau unter der Empore das Badezimmer zu finden war.
    Der Mann, der sie entführt hatte, schritt in ihrem toten Winkel gemächlich auf sie zu. Shades Nervosität stieg. Angst schickte ein Prickeln über ihre Kehrseite. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie krallte ihre Hände um die Armlehnen, an denen sie mit dicken Seilen festgebunden war.
    Als er stehen blieb, versuchte sie, sein Gesicht in der Scheibe zu erkennen, doch da es im Raum keine Lichtquelle gab, war die Spiegelung zu gering. Ihr Puls raste. Sie bemühte sich, langsam zu atmen, doch es gelang ihr nicht.
    Als Earl Hartcourt vor sie trat, trug er noch immer seine Sheriff-Uniform. Der Reißverschluss seiner olivgrünen Jacke war geöffnet, sodass der Sheriffstern und die amerikanische Flagge, die sein Hemd in Höhe seines Brustkorbs rechts und links zierten, zu sehen waren. Seine Hände hielt er hinter seinem Rücken, und Shade befürchtete schon, er trüge eine Waffe bei sich, doch dann drehte er sich zum Fenster, und sie sah erleichtert, dass er lediglich seine Finger ineinandergeschlungen hatte.
    »Eine wunderschöne Aussicht, nicht wahr? An einem anderen Ort als dem Mono County wäre sie unbezahlbar. Aber so weit ab vom Schuss möchte kaum jemand wohnen, daher ist es billig zu bauen.«
    »Mörder!«, entwich es Shade, bevor sie darüber nachgedacht hatte, ob sie es sich in ihrer Lage leisten konnte, frech zu sein. Aber er hatte sie nicht umsonst gekidnappt. Sie war ihm bereits ein Dorn im Auge. Die Karten auf den Tisch zu legen würde ihre Situation kaum verschlimmern. Sie befand sich in Lebensgefahr, dessen war sie sich so sehr bewusst, dass sie zitterte. Mit ihrer Patzigkeit überspielte sie lediglich ihre Angst.
    Hartcourt ließ seine Handknöchel knacken. »So kann man das nicht sagen.«
    »Sie haben einen alten Mann auf dem Gewissen.« Das Blut rauschte in ihren Ohren. Vor Wut. Vor Furcht. Und weil es in diesem Haus so still wie in einer Gruft war. Es war nichts zu hören – keine weiteren Personen, nicht das Ticken einer Uhr, nicht einmal das Rauschen des Kühlschranks. So schön, wie dieses Gebäude auch aussah – es wirkte tot.
    »Er stand im Weg und wollte nicht beiseitetreten, obwohl ich ihn gewarnt hatte.« Hartcourt bemerkte, dass seine goldene Krawattennadel verrutscht war, und richtete sie in aller Seelenruhe. Ihre Vorwürfe schienen ihn nicht zu erschüttern.
    »Wie können Sie nur so eiskalt sein?«
    »Bin ich gar nicht. Sein Tod tut mir leid.« In

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