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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Irgendjemand trat auf Frieda zu und fragte sie, ob sie ein Taxi brauche. Sie tat, als hätte sie es nicht gehört.
    In dieser Nacht – oder an diesem Morgen – fühlte sich die Stadt ein wenig anders an als sonst. War es die Klarheit, die einherging mit Kälte, Dunkelheit und Stille? Oder lag es daran, dass sie sich wieder jemandem geöffnet hatte? Der Gedanke an die mit ihm verbrachten Stunden ließ sie erschaudern. Sie blickte sich um. Schon eine ganze Weile marschierte sie dahin, ohne auf ihre Umgebung zu achten, so dass sie sich erst wieder orientieren musste. Drei-, vierhundert Jahre zuvor hätte um diese Zeit Hochbetrieb geherrscht. Die Straßen wären voller Karren gewesen, beladen mit Lebensmitteln, und voller Vieh, das in die Stadt getrieben wurde. Als sie aufblickte und den Straßennamen las, Lamb’s Conduit Street, musste sie lächeln, weil ihr dieser Name vorkam wie ein Echo ihrer Gedanken. Doch obwohl der Name nett klang, wären die Lämmer auf diesem Teil ihrer Reise vermutlich schon unruhig geworden, verstört durch den vom Fluss heraufwehenden Gestank der Schlachthäuser von Smithfield.
    Sie schaute sich um. Wieder dieses Gefühl. Sie wanderte am liebsten nachts durch London, weil sie sich dann allein und unberührt fühlte. Dass das im Moment anders war, lag nicht nur an ihren Gedanken an Sandy, der in seiner Wohnung schlief. Da war noch etwas anderes. Sie musste an ein Spiel aus ihrer Kindheit denken. Man wandte dabei in unregelmäßigen Abständen den Kopf, um die anderen Spieler, die dann ganz still stehen mussten, bei einer Bewegung zu ertappen. Jedes Mal, wenn man sich umblickte, standen die Verfolger reglos da, waren aber wieder ein Stück näher herangerückt. Bis sie einen hatten.
    Als sie zu Hause eintraf, war es halb sechs. Sie zog sich aus und stellte fest, dass sie Sandy noch an sich riechen konnte. Zwanzig Minuten lang stand sie unter dem Duschstrahl und versuchte sich zu entspannen und alle Gedanken auszublenden, aber es gelang ihr nicht. Ihr wurde klar, dass sie Karlsson anrufen musste. Nur war es dafür noch zu früh. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, ließ sie sich unten in ihren Sessel sinken. Sie fühlte sich müde und gleichzeitig hellwach, und ihre Augen brannten. Draußen sangen bereits die Vögel. Auch wenn es noch nicht danach aussah, lag doch schon der Frühling in der Luft. Kurz nach sieben stand sie auf und machte sich Kaffee und Toast. Eine Minute nach acht rief sie Karlsson an.
    »Ah, Sie sind es«, sagte er.
    »Woher wissen Sie das?«
    Er schwieg einen Moment. »Ihnen ist aber schon klar, wie das bei den Handys funktioniert, oder?«, fragte er. »Dass Ihr Name auf meinem Display erscheint, wenn Sie mich anrufen?«
    »Wahrscheinlich wollen Sie gar nichts von mir hören.«
    »Ich freue mich immer, von Ihnen zu hören.«
    »Ich weiß, dass Sie wegen meiner Befragung von Frank Wyatt enttäuscht waren.«
    »Jeder hat mal einen schlechten Tag.«
    »Ich hatte keinen schlechten Tag.«
    »Jedenfalls konnten Sie ihn nicht zu einem Geständnis bewegen.«
    »Das stimmt«, räumte Frieda ein. »Erheben Sie Anklage gegen ihn?«
    »Wie gesagt, wir arbeiten daran. Ich versuche gerade die letzten offenen Fragen zu klären. Heute Nachmittag fahre ich rüber zur Wohnung von Michelle Doyce. Wir lassen einen Teil ihrer Sachen einpacken.«
    »Wann machen Sie das?«
    »Vormittags habe ich ein paar Besprechungen. Irgendwann am Nachmittag.«
    »Nehmen Sie mich mit? Ich würde mir die Wohnung gern ansehen.«
    »Aber Sie haben sie doch schon gesehen, oder nicht?«
    »Nur von außen, als wir uns die Gasse angeschaut haben, aber drin war ich nie.«
    »Kein Problem«, meinte Karlsson, »Sie können gerne dazukommen.«
    »Wäre es möglich, dass ich einen Blick darauf werfe, bevor Ihre Leute die Sachen verpacken?«
    »Treffen wir uns dort um halb elf.«
    Kaum hatte sie das Gespräch beendet, läutete ihr Telefon.
    »Du bist davongelaufen.«
    »Ich bin nicht davongelaufen. Ich musste einfach allein sein. Nachdenken.«
    »Darüber, dass du einen Fehler gemacht hast?«
    »Nein, darüber nicht.«
    »Ich sehe dich also wieder.«
    »Ja, du siehst mich wieder.«
    Frieda wählte nicht den kürzesten Weg zum Haus, sondern nahm erst die U-Bahn und dann die Kleinbahn über die Isle of Dogs und unter dem Fluss hindurch hinüber zur Cutty Sark . Dort stieg sie aus und ging zu Fuß in Richtung Westen weiter, bis sie vor dem Haus der Wyatts stand. Drinnen brannte Licht. Sie wandte sich dem Fluss zu. Es war

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