Eisiges Feuer (German Edition)
verhätschelt von Vater und Bruder, zu dumm, um ohne genaue Anweisung das richtige Ende eines Schwerts zu finden. Es gibt noch mehr Gerede dieser Art, die Feinde meines Hauses werden nie müde.“
Kirian drückte ihn aufmunternd, er kannte all diesen Klatsch, der Teil des Intrigenspiels war.
„Ich hatte gehofft, wir könnten das hinter uns lassen, wenn sie mich erst einmal kennengelernt hätte. Aber Elyne will gar nichts hinter sich lassen. Was sie mir während des Festes alles zugeflüstert hat … pures Gift. Dass ich eine Missgeburt sei, die besser bei der Geburt ertränkt worden wäre, war noch das Harmloseste.“
„Vielleicht wollte sie damit ihre Angst vor der Brautnacht überspielen?“, fragte Kirian, doch Lys schüttelte augenblicklich den Kopf.
„Sicher hat auch das eine Rolle gespielt, aber sie hasst mich wirklich. Eben, als wir allein waren, da …“ Lys stockte, als die Erinnerung ihn überfiel.
Elyne riss sich die Kleider vom Leib, noch bevor er die Tür abgeschlossen hatte. Er dankte kurz dem Himmelsvater für die Einsicht, die jener Maruv geschenkt hatte, denn der König hatte ihnen das einzige Zimmer im gesamten Schloss zugewiesen – abgesehen von seinen eigenen Gemächern – dessen Wände und Türen zu dick waren, um lauschen zu können. Nach einem langen, qualvollen Tag voller Lügen und Schauspielerei hätte er es niemals geschafft, ein lustvolles Liebesspiel für die Zuhörer erklingen zu lassen.
Seine Frau schenkte ihm einen Blick, der einen Drachen hätte töten können und warf sich dann auf das riesige Himmelbett, das diesen Raum beherrschte.
„Beeilt Euch bitte, wenn möglich!“, befahl sie mit eisiger Stimme – es war ein Befehl, keine Bitte. „Ich bin müde und will Euch wirklich nicht zu viel von Eurer Kraft rauben. Sicher wollt Ihr morgen sofort nach Weidenburg aufbrechen.“
Wie vor den Kopf geschlagen setzte Lys sich auf die Bettkante, wandte ihr dabei den Rücken zu. Er hatte diesen Moment, in dem er die Ehe vollziehen musste, immer gefürchtet, sich aber nicht einmal in seinen finstersten Träumen ausgemalt, dass es so schrecklich werden könnte, bevor es auch nur begonnen hatte.
„Ich werde Euch nicht zwingen, Elyne“, sagte er leise. „Wir haben Liebe geheuchelt, es würde nicht viel ausmachen, wenn wir auch hier betrügen.“ Er zog seinen Dolch mit dem Wappen der Corlins und legte ihn auf die Decke. „Schneidet mich, wohin Ihr wollt, um Jungfernblut vorzutäuschen.“
„Seid Ihr ein Mann oder ein Hofnarr, Lyskir von Corlin?“ Der Hass in ihrer Stimme zwang seinen Kopf herum, er starrte in ihre Augen, die sich in seine Seele brannten. „Nehmt mich endlich zur Frau und versucht nicht, Euch zu drücken. Oder bin ich so hässlich?“
„Nein! Nein, Ihr seid eine schöne Frau. Ich hatte nur den Eindruck, meine bloße Nähe ist Euch zuwider, also wollte ich Euch …“
„Lügt mich nicht an!“, fauchte sie. „Ihr habt den ganzen Tag gelogen, vielleicht ist auch noch niemals ein aufrichtiges Wort aus Eurem Mund geflossen. Eure Fassade ist makellos, mein Gemahl, aber von innen seid Ihr völlig verfault und verdorben. Der Gehörnte selbst kann nicht finsterer sein als das, was Ihr Eure Seele schimpft!“
Sprachlos blickte er sie an, erschüttert von all dem Hass, der ihm entgegenschlug.
„Nun los, wenn Ihr Manns genug dafür seid! Vollzieht diese Ehe, damit wenigstens das Wahrheit sein darf, schwängert mich mit dem Sohn, den Ihr für Eure Intrigen braucht und lasst mich dann zufrieden. Ich will lieber selbst Euer Werkzeug sein als mir das Kind irgendeiner anderen Frau unterschieben zu lassen, falls Ihr das vorhattet.“
„Ich verstehe nicht“, murmelte Lys, obwohl er nur zu gut verstand. Sein zielstrebiger Griff nach politischer Macht schien sie glauben zu lassen, er sei völlig skrupellos, dabei aber zu feige, seine Untaten selbst zu begehen. So wie die meisten Adligen …
„Stellt Euch nicht dumm, ich habe durchaus bemerkt, dass Ihr kein Schwachkopf seid. Ihr würdet mir doch auch das Kind irgendeiner Bäuerin in die Arme legen, nur um einen Sohn präsentieren zu können und damit noch meinen Vater in der Thronfolge zu überholen, nicht wahr? Ihr würdet jeden Preis zahlen, um so schnell wie möglich König zu werden. Meinetwegen lasst Maruv ermorden, wenn Ihr einen Helfer findet. Aber hier ziehe ich die Grenze, Lyskir von Corlin: Ich werde kein Kind mein eigen nennen, das ich nicht selbst geboren habe.“
Sie begann zu weinen, wohl ebenso
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