Eiskalt in Nippes
richtig versöhnlich. Dember konnte nicht anders als ja sagen.
„Ja Paul, ich nehm´ auch ein Tässchen.“
Westhoven stellte gerade die Kaffeekanne zurück auf die Warmhalteplatte, als Dember plötzlich hinter ihm in der Teeküche stand und ihm seine Tasse vor die Nase hielt:
„Ich bin lieber in die Küche mitgekommen, bei zwei Tassen schlabberst du immer.“
Westhoven nahm sich wieder die Kanne, kippte diese und goss den flüssigen Teer ein, bis Dember „Stopp“ sagte und sich noch ein bisschen Milch hineinschüttete, was aber an der schwarzen Farbe nicht wirklich eine große Veränderung verursachte.
Westhoven wollte gerade gehen, als Dember ihn ansprach: „Sag mal Paul, wenn du die Wahl hättest zwischen einem Geländewagen und einem Porsche, welches Auto würdest du nehmen?“
„Willst du dir ein neues Auto kaufen, Heinz?“
„Ja, ich gucke schon seit Längerem danach. Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Beides hat was, aber für einen Cayenne reicht es eben nicht“, lachte er.
„Wenn du mit so einem Auto hier aufkreuzen würdest, wärst du sicher der Nächste, bei dem mal die Einkünfte überprüft würden. Es sei denn, du hast im Lotto gewonnen“, sagte Westhoven.
„Ja klar, von wegen korrupter Bulle und so. Aber was sollte ich schon gegen Geld erzählen können? Aber jetzt mal im Ernst, ich fahre meine Kiste schon seit über 10 Jahren. Und der TÜV wird auch bald fällig, geschweige denn Reparaturen, von denen ich noch nichts weiß. Da will ich einfach vorbeugen und nicht eiskalt überrascht werden.“
„Okay, ich würde mir den Geländewagen kaufen. Der Porsche ist einfach zu klein, ab und zu müssen wir ja Annes Eltern mitnehmen. Das kommt davon, wenn man seinen Schwiegervater überredet - aus Altersgründen, er war ja wirklich eine Gefahr für seine Umwelt - den Führerschein abzugeben. Aber bei dem Geländewagen würde Anne auch nicht mitspielen. Sie hält diese Allrader allesamt für Sprit fressende Drecksschleudern, die in der Stadt nichts zu suchen haben. Anne steht auf Volvo-Kombi. Aber die Überlegung brauchst du dir ja nicht zu machen, oder?“, blickte er Dember eindringlich an.
„Nee, natürlich nicht. Ich pass schon auf“, verriet er nichts von Dr. Webers Schwangerschaft, denn sie hatte ihm ausdrücklich untersagt,auch nur ein Sterbenswörtchen zu erzählen. Bei diesem Gedanken sah er sich schon als stolzer Papa, der sein Baby auf dem Arm hin und her wiegt. „Aber danke, Paul. Ich suche einfach mal weiter. Vielleicht springt mir ja eine gute Zwischenlösung ins Auge.“
Westhoven war schon ein paar Schritte auf dem Flur gegangen, als er noch laut sagte: „Guck doch mal nach einem Ford Kuga. Tolles Auto, ich kenn ein paar Leute, die so einen fahren und die sind total zufrieden damit.“
„Werde ich machen.“
26 Guten Morgen, hier ist Katrin Oehmchen vom Taxi 1022. Herr Dember
27 Ach nein, ich wollte nur einmal fragen, ob Sie schon etwas von den toten Frau wissen. Ich fahre zwar öfter Gäste zum Goldenen Kappes, aber die leben alle noch
28 Aber das habe ich doch schon alles dem netten Kommissar Dember erzählt
29 Sie wissen ja, ich habe das Taxi 1022. Die Frau, die vor dem Polizeipräsidium überfahren wurde, habe ich öfter zum „Goldenen Kappes“ gefahren, genau genommen jeden Monat einmal, immer donnerstags
30 Heute weiß ich das, damals habe ich aber gar nicht darüber nachgedacht. Man kann nicht bei jedem Fahrgast darüber nachdenken, warum der irgendwohin will. Im „Goldenen Kappes“ ist immer am letzten Donnerstag im Monat der Mädchenstammtisch, so eine Art Ü70-Treff für Frauen aus Nippes
31 Bestellen Sie Herrn Dember ganz, ganz liebe Grüße von mir, ich käme bald einmal auf einen Kaffee vorbei
32 Vorsitzende
33 Pädagogische Hochschule
EINUNDZWANZIG
Anne Westhoven hörte, wie ihr Mann den VW Golf in der Garage parkte und auf den Hauseingang zukam. Sie hatte den gut temperierten Rotwein dekantiert und schon einmal in die beiden großen Weingläser gefüllt, mit denen sie jetzt hinter der Tür stand.
„Herzlichen Glückwunsch zur anstehenden Beförderung“, hielt sie ihm eines der Gläser entgegen. Westhoven nahm das Glas und noch bevor er seine Aktentasche abstellen konnte, prosteten sie sich zu: „Du bist so ein Schatz, Anne“, grinste er wie ein Honigkuchenpferd. Doch seine Freude wurde urplötzlich getrübt, als er im gleichen Moment auf dem verschlossenen Brief auf der Anrichte die Schrift von Maria, seiner geschiedenen Frau,
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