Eiskalt in Nippes
erhitzen oder Rührei machen. Viel mehr brachte er am Herd nicht zustande.
„Was heißt ‚funktioniert‘? Klar, die Küche ist funktionstüchtig, aber ich will endlich mal eine neue haben. Eine eigene und nicht eine, wo schon deine Ex drin gekocht hat. Unseren Golf hast du doch gerade erst für viel Geld durch den TÜV bekommen. Nein, Paul, zwei Jahre wird der noch gefahren. Es sei denn, er bricht unter uns zusammen“, erwiderte sie energisch und stellte so das Gespräch auf eine andere Grundlage.
Ihm war klar, wenn er jetzt ein falsches Wort aussprach, würde Anne explodieren. Gegen dieses Argument war er machtlos. Jetzt konnte er nur noch mit aller Kraft zurückrudern.
„Sternchen, so kenne ich dich ja gar nicht. Du scheinst es ja wirklichernst zu meinen. Gib noch mal her“, deutete er auf den Prospekt.
„Die Küche sieht wirklich richtig schick aus, muss ich ja zugeben. Schon gut, du hast Recht. Es steht dir wirklich deine eigene Küche zu. Ich würde dir doch auch so nichts abschlagen“, versuchte er die Situation noch zu retten.
„Heißt das, wir gehen mal ins Küchenstudio?“
„Können wir machen, aber ich weiß nicht wann. Du weißt doch, ich habe diesen Fall mit der tiefgefrorenen Leiche in Nippes. Ich kann nicht absehen, wann wir endlich greifbare Informationen bekommen“, versuchte er sich zu drücken, ohne Annes Wunsch abzulehnen.
„Kein Problem, Paul. Ich fahre da heute einfach mal nach Feierabend hin und lasse mir einmal durchrechnen, was eine Küche, die ich mir vorstelle, kostet. Ich nehme den Grundriss von unserer Küche mit, das sollte ausreichen“, triumphierte sie. „Okay?“
Westhoven hatte keine Wahl, ihm fiel auch kein passendes Argument mehr ein, um Anne von diesem Beutezug abzuhalten.
„Okay und viel Spaß“, war schließlich seine kurze Antwort.
Er trank noch seine Tasse Kaffee leer, blätterte die Zeitung bis zum Ende durch und umarmte Anne zum Abschied. Beim Kuss dachte er noch immer an den Geländewagen, der langsam am Horizont verschwand.
Auf dem Weg zur Garage graute es ihm jetzt schon davor, bald die alte Küche abbauen zu müssen. Anne würde schon dafür sorgen.
DREIUNDZWANZIG
Bei der morgendlichen Frühbesprechung hatte Paul Westhoven Arndt Siebert hinzu gebeten. Endlich gab es einige Neuigkeiten in dem Tiefkühltruhenfall. Der Leiter des KK 11 sollte sie sofort aus erster Hand erfahren. Als Erstes berichtete Heinz Dember von der Unterredung mit Frau Janka. Alle waren sich einig, dass die Lösung des Rätsels in der Vergangenheit von Erna Schmitz liegen musste. Paul Westhoven konnte als Neuigkeit hinzufügen, dass die Tochter von Erna Schmitz, Frau Meierbrink, heute Mittag am Flughafen Köln/Bonn ankäme. Sie würde bei der Durchsuchung der Wohnung ihrer Mutter eine großeHilfe sein, da sie ihnen bestimmt wichtige Hinweise geben können würde.
Als Paul Westhoven in sein Büro zurückkam, blinkte die Rückrufanzeige seines Telefons.
Georg Urban vom Verkehrskommissariat hatte in seiner Abwesenheit angerufen und wünschte einen Rückruf. Er gab den Rückruf frei und Urban meldete sich am Telefon.
„Hallo Paul, ich habe es eben schon einmal versucht.“
„Ja Schorsch, was kann ich für dich tun?“
Er hatte sich damals, als er den Streifendienst verließ, zusammen mit Georg Urban für die gehobene Laufbahn bei der Polizei beworben, dann mit ihm in Selm-Bork die Fachhochschulreife nachgeholt, bevor sie zum Studium an die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln am Thürmchenswall zugelassen wurden. Nach dem Studium trennten sich dann ihre Wege. Urban blieb bei den Uniformierten, während Westhoven seinen weiteren Werdegang ganz der Kriminalpolizei verschrieben hatte.
„Paul, ich habe eine wichtige Information für dich. Für den tödlichen Unfall der Erna Schmitz vor dem Polizeipräsidium hat sich eben eine Zeugin gemeldet. Ich habe mit ihr nur kurz am Telefon gesprochen. Aber was sie sagte, lässt nur einen Schluss zu: Es war kein Unfall, sondern Mord. Ihr hattet Recht mit eurer Vermutung. Die Zeugin, Frau Bart, erzählte mir, dass sie den Unfall beobachtet hat. Sie ist sich sicher, dass das Opfer absichtlich von dem Pkw überfahren wurde. Ich schlage vor, die Vernehmung der Zeugin übernehmt ihr am besten sofort. Dann fuschen wir euch da auch nicht hinein. Ich habe eine telefonische Mitteilung geschrieben, sie ist schon als E-Mail zu dir unterwegs.“
„Und wieso meldet die sich erst jetzt? Die hat wohl nicht alle Tassen im
Weitere Kostenlose Bücher