Eiskalt in Nippes
müssen.
Jedenfalls stand ich in der Schlange am Walter-Pauli-Ring und wartete auf Grün, als plötzlich die alte Frau mit ihrem Rollwägelchen von dem schwarzen BMW gerammt wurde und dann durch die Luft flog. Dann sind auch sofort Leute ausgestiegen, um zu helfen“, beendete sie ihre Erzählung.
„Hätte der BMW an der Frau vorbeifahren können?“
„Aber locker, da hätte ein Lkw dran vorbei gepasst. Der ist sogar extra noch einen Bogen gefahren, um sie voll zu erwischen. Also, der hat förmlich gezielt, da bin ich mir hundertprozentig sicher.“
„Haben Sie sehen können, wer den Wagen gefahren hat?“, hakte Westhoven nach.
Caroline Bart schüttelte den Kopf:
„Tut mir leid, aber das ging alles so schnell. Ich kann nur sicher sagen, dass es ein großer schwarzer BMW war und für mich so aussah, als wenn der Unfall eben kein Unfall war. Vielleicht war der Fahrer ja auch einfach nur besoffen“, mutmaßte sie.
„Also doch ein Mann, der gefahren ist?“
„Weiß ich nicht, kann auch genauso gut eine Frau gewesen sein. Ich habe den Wagen ja nur von schräg hinten gesehen, die hinteren Scheiben waren dunkel, so dass man nicht durch sie hindurchschauen konnte.“
„Meinen Sie nicht, Sie hätten damals warten sollen, bis die Polizei und die Rettungskräfte eintrafen?“
„Da waren doch genug andere, und außerdem hatte ich nur meine verletzte Kollegin und diese schreckliche Gerichtsverhandlung im Kopf. Mir war das einfach zu viel. Aber Sie haben recht, Herr Westhoven, ich hätte es nicht machen sollen. Werde ich jetzt dafür bestraft?“
„Das kann ich nicht sagen und auch nicht entscheiden. Ihre Aussage kommt so in die Ermittlungsakte, und wenn der Staatsanwalt meint, da was draus machen zu müssen...“, zuckte er mit den Schultern. „Ich werde jedenfalls keine Anzeige vorlegen.“
„Muss ich also wieder vor Gericht?“, ihre Stimme klang jetzt besorgt.
„Wenn wir das Auto finden und den passenden Fahrer oder die passende Fahrerin, müssen Sie ganz sicher als Zeugin vor Gericht und dorterzählen, was Sie hier und heute zu Protokoll gegeben haben.“
„Okay, ich möchte schließlich auch nicht, dass so jemand davonkommt. Kann ja wohl nicht wahr sein, dass jemand eine alte Frau über den Haufen fährt und sich dann womöglich noch rausredet oder wieder so ein Anwalt seinen Mandanten rausboxt. Mit mir können Sie rechnen“, schien sie entschlossen zu sein.
Westhoven bedankte sich für ihre Aussage und brachte sie wieder zum Ausgang herunter, wo sie das Gebäude verließ, in ihren Ford Fiesta einstieg und davonfuhr.
Westhoven ging danach sofort wieder zum Leiter des KK 11 und berichtete vom Ergebnis der Zeugenvernehmung.
„Damit ist wohl alles klar, Paul. Ihr übernehmt den Fall, oder gibt es irgendwelche Einwände?“
„Ganz im Gegenteil“, freute sich Westhoven, denn er spürte, dass sein Gefühl ihn nicht getäuscht hatte. Die tiefgefrorene Leiche aus der Truhe und die tote Erna Schmitz hatten eine Gemeinsamkeit, und die galt es zu finden.
Zur gleichen Zeit telefonierte Toni Krogmann mit dem Einwohnermeldeamt der Stadt Köln. Sie wollte die Spurenakte „Eigentümer Blecher“ endlich abschließen.
„Ich suche einen Uwe Mankowicz. Die einzigen Daten, die ich habe, sind der Name, seine Mutter hieß Katharina Mankowicz, verheiratete Blecher, und die Familie wohnte 1982 in der Viersener Straße. Können Sie mit diesen Angaben etwas anfangen?“ Nach einer kurzen Pause bekam sie von der Sachbearbeiterin des Einwohnermeldeamtes die Antwort.
„Frau Krogmann, ich habe hier im Archivsystem einen Datensatz gefunden: Uwe Mankowicz, geboren 22.02.1955 in Köln. Ich werde Ihnen den Datensatz zufaxen, denn leider können wir aus dem alten Archivsystem keine E-Mail versenden.“
Krogmann dankte für die Auskunft, hinterließ ihre Faxnummer und wartete, dass das Fax auf Ihrem Bildschirm angezeigt wurde.
Nach nur wenigen Minuten erschien der Schriftzug: Sie haben ein neues Fax erhalten. Sie klickte mit der Maus darauf, um das Fax zu öffnen, und las:
„Uwe Mankowicz, geboren 22.02.1955 in Köln
Vater: unbekannt
Mutter: Katharina Mankowicz, geboren 06.02.1933 in Königsberg letzter Wohnsitz: 5000 Köln 60 (Nippes), Viersener Straße
am 22.06.1987 nach Hongkong, 2014 Darlington Road, App. N407 abgemeldet.“
Danach kamen noch einige Vermerke, dass Uwe Mankowicz seinen Pass und einen Personalausweis jeweils nach Ablauf in den deutschen Generalkonsulaten in Hongkong, Taipeh, Jakarta und
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