Eiskalt in Nippes
erfahren. „Wo muss ich denn hin?“
„Nach Kalk, Walter-Pauli-Ring 6. Melden Sie sich bitte beim Pförtner, ich hole Sie dann dort ab.“
„Dann bis gleich, ich versuche so schnell wie möglich da zu sein.“
Ursula Meierbrink sah, dass der Anrufbeantworter blinkte. Über zehn Anrufe. Sie drückte die Taste „abspielen“. Bei der siebten Nachricht hörte sie die vertraute Stimme von Gertrud Janka, der Freundin ihrer Mutter: „Hallo Ulla, hier ist die Gertrud, ich versuche schon seit Tagen, deine Mutter zu erreichen. Ist sie nicht da? Hat sie dir was erzählt? Bei unserem letzten gemeinsamen Nachmittag im ‚Kappes’ war sie plötzlich so anders. Ich weiß nicht, was mit ihr los war. War irgendetwas? Bin ich ihr auf den Schlips getreten? Ruf mich doch bitte einmal zurück, ich muss mit dir reden. Außerdem wollten wir den Termin für unseren jährlichen Ausflug mit dem Schiff nach Linz abstimmen, sonst kriegen wir nachher keine Bootskarten mehr. Noch einen schönen Gruß aus Nippes, bis bald, Gertrud.“
Ursula Meierbrink musste sich beeilen, sie wollte endlich wissen, was hier gespielt wurde. Ohne sich umzuziehen und sich weiter um den Koffer im Flur zu kümmern, stürzte sie sich aus dem Haus, stieg in ihren mit Pollenstaub übersäten Wagen und fuhr über die Zoobrücke zum Präsidium. Sie kannte den Weg, denn in den Köln-Arcaden nebenan war sie schon einkaufen gewesen. Der Pförtner versuchte, ein Mitglied der MK 6 zu erreichen. Aber es war Mittagszeit und deshalbbat er Ursula Meierbrink, im Foyer im Wartebereich an einem Tisch Platz zu nehmen. Es würde mit Sicherheit gleich jemand kommen.
Beim Mittagessen in der Kantine saß die MK 6 zusammen an einem Tisch. Heinz Dember hatte mit seiner Vorliebe für deftige rheinische Küche voll daneben gegriffen. Das, was auf dem Schild an der Essensausgabe als „Kölsche Rievkooche“ angepriesen worden war, war zum Teil noch halb roh, zum Teil angebrannt und höchstens dazu geeignet, größere Maschinenteile damit einzuölen. Nach einem Bissen schob Dember den Teller weit von sich und holte sich das Beschwerdebuch, welches an der Kasse auslag.
Während Dember noch schrieb, erzählte Krogmann von ihren Ermittlungen im Einwohnermeldeamt.
„Wir hatten in der Spur Blecher eine falsche Frage gestellt. Wir suchten die beiden Söhne von Eugen Blecher. Der hat aber nur einen Sohn. Der andere Sohn wurde von seiner Ehefrau Katharina mit in die Ehe gebracht. Weil er nie adoptiert wurde, wurde er auch nicht als der Sohn von Eugen Blecher geführt. Der Sohn Uwe Mankowicz ist jedoch schon vor über 25 Jahren nach Ostasien gegangen. Ich werde noch den Bruder Edmund Blecher befragen, ob er etwas über die Abmauerung unter der Treppe weiß. Ich sehe danach keinen Grund, die Spur weiterzuverfolgen. Ich habe sie erst einmal beiseitegelegt.“
Als sie die Kantine verließen, winkte ihnen der Pförtner zu.
„Herr Westhoven oder Herr Dember, die Dame mit der blauen Jacke, vorne an dem zweiten Tisch, wartet seit circa 10 Minuten auf Sie.“
Westhoven ging hinüber zum Wartebereich im Foyer und sprach die Dame in der blauen Jacke an.
„Mein Name ist Westhoven, guten Tag, was kann ich für Sie tun, Frau…?“
„Guten Tag, ich bin Ursula Meierbrink. Sie hatten mit mir telefoniert. Es handelt sich um den Tod meiner Mutter Erna Schmitz.“
„Frau Meierbrink, erst einmal mein aufrichtiges Beileid. Bitte kommenSie doch mit in mein Büro. Hier im Foyer können wir nicht ungestört miteinander sprechen.“
Im Büro angekommen bot Westhoven seiner Besucherin einen Stuhl an.
„Frau Meierbrink, kann ich Ihnen ein Mineralwasser anbieten? Unseren Kaffee kann ich niemandem empfehlen.“
Während er das Mineralwasser eingoss, hantierte Ursula Meierbrink nervös mit ihrer Handtasche.
„Wie ich Ihnen schon am Telefon mitgeteilt hatte, wurde Ihre Mutter Erna Schmitz von einem Auto überfahren. Wie sich jetzt herausgestellt hat, handelt es sich nicht um einen Unfall, sondern vermutlich um Mord. Ihre Mutter wollte bei uns eine Aussage machen, vermutlich wegen eines Fahndungsplakats, welches sie gesehen hatte. Auf dem Weg zu uns wurde sie überfahren. Wir haben bis jetzt aber keinen Ansatzpunkt für weitere Ermittlungen. Wir hoffen, Sie können uns helfen. Ich würde Sie bitten, uns zu unterstützen.“
„Meine Mutter ermordet? Die alte Frau hatte doch keine Feinde. Und wie soll ich Ihnen helfen? Das kann ich doch gar nicht.“
Das Gespräch wurde abrupt durch das Klingeln des
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