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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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zwang ihre Lider zu blinzeln, ihre Kehle zu schlucken. Und sagte nichts.
    Er trat noch einen Schritt auf sie zu, und seine Füße waren nur noch wenige Zentimeter von ihren entfernt. »Du siehst verändert aus«, bemerkte er. »Dein Haar ist zu dunkel.« Er griff in ihr Haar und riss sie daran hoch. »Schätze, an den Wurzeln ist es noch so blond wie eh und je. Vielleicht sollten wir mal nachsehen.« Er wickelte sich eine Hand voll Haarsträhnen so weit um sein Handgelenk, bis er sie gezwungen hatte, auf Zehenspitzen zu stehen. Tränen traten ihr in die Augen. »
Wo ist mein Sohn?«
    Die Frage hatte er ihr bereits gestellt. Wie oft? Ein Dutzend Mal? Öfter? Sie hatte sich so tief in sich zurückgezogen, dass sie nicht mehr mitzählte. Schon früher, wenn er hatte wissen wollen, wo sie Robbie versteckt hatte, war sie stumm geblieben, was ihn in Rage brachte, und dann hatte sie den Schmerz gefühlt, wenn er zuschlug. Sie hatte das früher überlebt. Sie würde auch jetzt überleben.
    Caroline schloss die Augen, zwang sich zur Ruhe, zwang sich, an etwas anderes zu denken. An irgendetwas. An irgendetwas, das die Wahrheit aus ihrem Bewusstsein verdrängte, damit sie sie nicht unwillkürlich verriet. Der kalte Lauf des Schalldämpfers bohrte sich in ihre Schläfe, und sie verzog das Gesicht.
    »Sag’s mir, Mary Grace«, schnurrte er mit samtiger Stimme. »Ich weiß, dass du ihn gegen mich aufgehetzt hast. Ich weiß, dass du ihm beigebracht hast, mich zu hassen. Du hast ihn gelehrt, seinen eigenen Vater zu hassen. Wirklich, Mary Grace, das gehört sich einfach nicht. Du sagst mir jetzt, wo er ist.« Er riss an ihrem Haar, und sie schluckte den Aufschrei herunter. »Ich weiß, dass er zeltet. Ich möchte nur wissen, wo.« Er drückte ihr den Schalldämpfer noch härter an den Kopf. »
Sag mir, wo.«
    Caroline hielt die Augen geschlossen, die Lippen versiegelt, das Bewusstsein verschlossen. Und wenn er sie umbrachte, sie würde nichts sagen. Innerlich erzitterte sie, konnte das Bild vor ihrem inneren Auge nicht loswerden, dass Tom ihre Leiche hier auf dem Sofa finden würde. Dass er sie tot vorfinden, in diesem Zustand für alle Zeiten in Erinnerung behalten würde.
    »Nein«, flüsterte sie mehr zu sich selbst, als an Rob gerichtet. Tom würde sie so, wie sie als Lebende war, in Erinnerung behalten. Dana würde ihm helfen. Was auch geschehen mochte, Rob würde ihren Sohn nie in die Finger bekommen. Sie sog scharf den Atem ein, als Rob noch heftiger an ihrem Haar zerrte.
    »Du wirst reden. Du wirst es mir schon sagen.« Er zog sie mit einem Ruck an sich und fuhr mit dem Mund über ihr Kinn. Sie schauderte, konnte es aber nicht verhindern. Der kalte Lauf des Revolvers folgte der nassen Spur, die seine Lippen hinterlassen hatten. »Ich habe Möglichkeiten, dich zum Reden zu bringen, Mary Grace. Du magst glauben, dass du sie schon alle kennst, aber da irrst du dich. Die vergangenen Jahre habe ich damit verbracht, meiner Kunst … den letzten Schliff zu geben.«
    In diesem Moment klingelte das Telefon, und Rob hielt inne, noch immer die Hand in ihrem Haar, mit dem er ihren Kopf in den Nacken riss. Ihre Kehle bloßlegte.
Halt die Augen geschlossen
, ermahnte sie sich. Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln.
Solange du ihn nicht siehst, kannst du dir einreden, irgendwo anders auf der Welt zu sein. Überall, aber nicht hier.
Das war vor sieben Jahren ihre einzige Rettung gewesen. Sie betete, dass sie noch immer über die Fähigkeit verfügte, ihn im Geiste auszuschalten. Sie war jetzt schon so erschöpft. Endlich sprang der Anrufbeantworter an. »Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.« Es war Elis Stimme. Er hatte die Ansage vor Jahren für sie aufgenommen, schlicht und freundlich, damit niemand auf den Gedanken kam, dass sie eine allein stehende Frau war. Der Signalton folgte.
    »Das ist bestimmt wieder dein Geldonkel«, bemerkte Rob und fuhr mit dem Schalldämpfer an ihrem Hals entlang.
Max
. Er wusste von Max. Caroline erstarrte, und Rob lachte. »Er hat schon zweimal angerufen, während ich auf dich gewartet habe. ›Bitte ruf mich an, Caroline. Es tut mir so Leid, Caroline‹«, imitierte er Max höhnisch. »Wie ich hörte, hattet ihr heute Morgen einen ordentlichen Streit.«
    Carolines Gedanken schweiften zu Max, sie dachte an die Verzweiflung in seinem Blick und wusste, dass sie jetzt vielleicht zum letzten Mal seine Stimme hörte.
    »Caroline, verdammt noch mal, heb den Hörer ab.«
    Unwillkürlich riss Caroline die

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