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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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funkelte ihn an. »Wir – das bedeutet: Sie und ich – tun gar nichts.
Ich
werde versuchen, ihn zum Rauskommen zu bewegen. Gott steh uns bei, falls er von dem Aufruhr in der Stadt weiß. Wenn ja, müssen wir uns womöglich auf seine Forderung über freies Geleit über die Landesgrenzen gefasst machen.« Toni seufzte leise. »Und Sie wissen, dass wir uns darauf nicht einlassen werden, nicht wahr, Steven?«
    Steven nickte niedergeschlagen, und sein Kopf fühlte sich bleischwer an. »Ich weiß.« Er legte den Kopf auf den Boden und spürte, wie sich ein Stein in seine Wange bohrte, doch das kümmerte ihn nicht. »Was habe ich mir nur dabei gedacht, Toni?«
    Sie klopfte ihm auf den Rücken. »Sie haben überhaupt nicht gedacht. Sie waren ein verzweifelter Vater, der spontan reagiert hat. Es war mein Fehler. Ich hätte Sie nicht mitnehmen dürfen.«
    »Ich dachte, ich könnte der Herr der Lage bleiben.« Mein Gott, was würde sein Fehler ihn kosten? Wenn Nicky nun gar nicht mehr aus der Hütte herauskam? Eine Woge der Angst überrollte ihn, so heftig, dass sein gesamter Körper bebte.
    »Wir alle glauben, wir könnten Herr der Lage sein, bis es uns persönlich trifft.« Toni warf einen Blick über die Schulter. »Jim?«
    Steven beugte sich etwas vor und sah Jim Crowley hinter einem Baum ganz in der Nähe hocken, das Gewehr lag völlig ruhig in seinen Händen. Nicht das geringste Zittern. Seine Miene war hart, doch in seinen Augen las er Verständnis. »Ich gebe Ihnen Deckung, Toni.«
    »Sie haben Ihre Weste an, Jim?«
    »Ja, Madam. Sie auch?«
    »Ja.« Toni verlagerte ihr Gewicht auf die Knie, sorgsam darauf bedacht, im Schutz des Baumes zu bleiben. »Winters! Hören Sie mich?«
    Ein weiterer Schuss peitschte auf, und noch mehr Baumrinde rieselte herab. Toni warf sich zurück und presste sich wieder flach an den Boden. »Er kann mich hören. Geben Sie mir den Lautsprecher, Jim. Ich stehe nicht noch einmal auf.«
    Jim reichte ihr das Gerät hinüber, und Toni suchte, den Lautsprecher in einer Hand, eine bessere Position auf dem schlammigen Boden. »Rob, hören Sie zu.« Ein sirrendes Geräusch erfüllte die Luft, und Steven spannte die Muskeln an, in Erwartung der nächsten Kugel, die hoffentlich wieder den Baum traf. Die letzte war knapp fünfzig Zentimeter oberhalb des Erdbodens eingeschlagen. Winters feuerte keine Warnschüsse ab. Er war bereit zu töten. An diesem Morgen hatte er bereits einen Polizisten umgebracht – Gary Jacobs, den Beamten, der sein Heim, seine Familie bewacht hatte. Winters würde auch sie alle, ohne mit der Wimper zu zucken, töten.
    »Ich weiß, dass Sie den kleinen Thatcher in Ihrer Gewalt haben«, fuhr Toni fort. Ihre Stimme klang so beschwichtigend, wie es durch den Lautsprecher eben möglich war. »Sie wissen so gut wie ich, dass Sie nichts gewinnen, wenn Sie den Jungen festhalten. Lassen Sie ihn gehen, Rob, und auch Ihre Frau. Sie wissen, dass ich Ihnen Strafmilderung zusagen kann, wenn Sie sich kooperativ zeigen.«
    »Fahr zur Hölle, Ross!« Die Antwort wurde von einem weiteren scharfen Knall begleitet. Der Einschlag erfolgte diesmal noch näher, und wieder regnete es Rinde. »Das nächste Mal ziele ich nicht auf den verdammten Baum. Wenn ihr nicht allesamt binnen fünf Minuten verschwunden seid, kriegt der Junge die nächste Kugel ab.«
    Angst und Wut vermischten sich in Stevens Kopf, und er sah nur noch seinen Kleinen vor sich, der verängstigt in einer Ecke der Hütte kauerte. »Nicky«, hörte er sich mit rauer, heiserer Stimme flüstern. Tonis Hand legte sich auf seinen Rücken und drückte ihn nieder, doch wieder hatte ihn das blanke Entsetzen fest im Griff. Seine Angst und die Liebe zu seinem Sohn waren so übermächtig, dass sie ihn hochrissen, auf die Beine zerrten, und Tonis Hand, die an seiner Jacke zog, wurde zu einer nebensächlichen Randerscheinung.
    »Ich bin’s, den Sie wollen, Winters«, sagte er laut und mit klarer Stimme. »Ich komme freiwillig zu Ihnen, wenn Sie meinen Sohn gehen lassen.«
    Das Lachen, das ihm als Antwort entgegenhallte, war kaum mehr als das Keckern eines Verrückten. »Tritt ins Licht«, verlangte Winters. »Unbewaffnet.«
    Ohne zu zögern, zog Steven seine Waffe aus dem Halfter und warf sie von sich, weit genug, um Winters zu zeigen, dass er gehorchte, aber auch so weit, dass Toni sie ergreifen konnte, sollte sich die Notwendigkeit ergeben. Er hatte sich wieder unter Kontrolle, so glaubte er zumindest. Er trat einen Schritt vor. »Ich will

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