Eiskalt Wie Die Suende
fürâs Geschäft. Für unseres und für ihres.â
âSie bekommt auch einen Anteil von dem, was Sie hier verdienen?â, fragte Will.
âSie nimmt sich das Geld und gibt uns unseren Anteil, und das ist gerade mal die Hälfte von dem, was wir verdient haben â habgieriges altes Luder.â
âDas ist aber ungerechtâ, meinte Will mitfühlend.
âTja, entweder so oder ab auf die StraÃeâ, sagte Pru nüchtern. âFrüher warâs mal umgekehrt, da haben wir das Geld genommen und Mutter die Hälfte abgegeben, aber Mutter hat immer gedacht, wir würden sie bescheiÃen. Wenn wir ihr gesagt haben, wir hätten es gerade französisch gemacht, hat sie behauptet, es hättâ zu lange gedauert, das wäre normal gewesen, und schon hat sie alles für sich behalten, weil normal nämlich doppelt so viel kostet wie französisch.â
âWenn das so ist â¦â, sinnierte Will, â⦠sind Sie doch bestimmt auch mal in Versuchung gekommen, heimlich was auf die Seite zu schaffen. Also ich weiÃ, dass ich das bestimmt getan hättâ.â
âAb und an schonâ, gab Pru zu. âAber nicht zu oft, denn wir wollten unser Glück nicht zu sehr herausfordern. Einmal â das ist jetzt vier oder fünf Jahre herâ, verstohlen schaute sie die Treppe hinauf und senkte die Stimme, âhat dieses eine Mädchen, Ellie hieà sie, es zu weit getrieben und zu viel für sich behalten. Ein bisschen übermütig geworden, die Gute. Mutter hat es natürlich rausbekommen, und ehe Ellie es sich versah, trieb sie mit dem Gesicht nach unten im Charles River. Es heiÃt, sie wäre erwürgt und in den Fluss geworfen worden. Danach haben wir uns an gewisse Regeln gehalten, wenn Sie wissen, was ich meine. Als Mutter dann angefangen hat, selbst abzukassieren, war ich richtig froh.â
âVerständlichâ, sagte Will. âAber eine Frage hätte ich doch noch, wenn es Ihnen nichts ausmacht.â
âSie haben ganz schön viele Fragen, was?â
âWie ich schon sagte â ich will wissen, was hier eigentlich los ist, bevor ich Geld für diese Wohnung auf den Tisch lege.â
âIch hab Ihnen doch gesagt, was passiert ist.â
âHat noch jemand gesehen, was Sie gesehen haben?â, fragte Will unbeirrt weiter. âScheint, als hätte es da noch mehr Zeugen gegeben.â
âJa, da warân noch soân paar Schnösel, die hinten was geraucht haben.â Sie nickte in die Richtung der Opiumhöhle. âAls sie mich schreien hörten, kamen sie rausgestolpert und haben Cook auch da stehen sehen â mit der Knarre über Johnny. Aber die waren ziemlich hinüber. Einer musste sich an der Wand abstützen, damit er nicht umkippte. Der andere fing an zu kichern, als ob das alles furchtbar komisch wär oder so. Ich bin schleunigst nach oben gerannt, und ich denk mal, die beiden haben sich wieder hingelegt und weitergeraucht, denn nachher hab ich sie nicht mehr gesehen.â
âHaben Sie die beiden erkannt?â, fragte Will.
âHab die beiden vorher nie gesehen. Wahrscheinlich so Schnösel aus Beacon Hill oder der Back Bay, die mal Lust auf ein bisschen Gesindel haben. Nächtlicher Ausflug ins North End, kennt man ja.â
âWissen Sie, ob der Constable die beiden befragt hat?â
âKeine Ahnung, aber wenn ja, dürften die ihm dasselbe erzählt haben wie ich. Auf den blöden Denny Delaney brauchen Sie nicht zu hören. Er will es nur nicht wahrhaben, dass sein verehrter Detective Cook so was gemacht hat, aber ich hab gesehân, was ich gesehân hab und weiÃ, was ich weiÃ. Wenn Sie mich fragen, dann hat Cook die gute Mary gerade gevögelt, als Johnny reinkam und die beiden erwischt hat. Johnny dürfte sich mächtig aufgeregt und ordentlich Ãrger gemacht haben, und da hat Cook ihm dann eben in den Kopf geschossen und ist mit Mary abgehauen.
âIrgendeine Ahnung, wo die beiden sein könnten?â, fragte Will.
âWas weià ich. Und ist mir auch egal, aber wenn sie schlau ist, lässt sie sich hier nicht mehr blicken. Finn sagt, sie ist schuld, dass sein Bruder tot ist. Wegen ihr wär er umgebracht worden. Wenn sie sich hier jemals wieder blicken lässt, kriegt sie âne Kugel in den Kopf, sagt er.â
10. KAPITEL
Nell und Will standen an der Tür zum Hinterzimmer und hörten zu,
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