Eiskalt Wie Die Suende
wieder in ihrer Tasche verschwinden lieÃ.
âAch, ich weià schon, wem ich vertrauen kann. Und wer reich und mächtig ist, versucht meist nichâ, sich vorâm Zahlen zu drücken, wenn es dann mal so weit ist. Die wissen nämlich ganz genau, was ich ihnen antun kann, wenn mir danach sein sollte.â Sie nahm sich etwas Tabak aus der Dose Black Cat, die auf ihrem Schreibtisch stand, und stopfte sich ihre Pfeife.
âWenn Sie erlaubenâ, sagte Will, beugte sich lächelnd vor und gab ihr Feuer, ganz der galante Gentleman.
Mutter musterte ihn mit kühlem Blick. Das Oberteil ihrer Schürze spannte sich über ihren kolossalen Brüsten und war von Bierspritzern und Fettflecken übersät sowie von kleinen, faserigen Fleischstückchen, die es nicht bis in ihren Mund geschafft hatten.
âDie Wohnung wärâ Ihnen also recht?â, fragte sie und bezog auch Nell in ihren prüfenden Blick mit ein.
âJa, doch, ich denke schonâ, meinte Will. âWenngleich das Blut â¦â
âDas kann ich noch wegmachen lassenâ, versprach ihm Mutter. âWann wollân Sie einziehen?â
âFrühestens in ein paar Tagenâ, erwiderte Will.
âBis dahin isses verschwunden. Wenn Sieâs nicht wüssten, kämen Sie nicht drauf, dass es mal da war.â
âStimmt es denn, dass der Vormieter ermordet wurde?â, fragte Nell.
âVon einem Bullenâ, knurrte Finn. âUnd alles nur wegen diesem elenden Weibsstück, mit dem er zusammengelebt hat.â
âElendes Weibsstück?â, wiederholte Mutter und grinste. âNa, jetzt aber, Finn â ich hab doch gesehen, wie du sie angeglotzt hast, wenn dein Bruder gerade mal nicht hingeschaut hat.â
âWar ich ja wohl nicht der Einzige. Jeder hier hat sie angeglotzt, so wie sie aussahâ, verteidigte sich Finn. âMit ihrem dämlichen Schulkleidchen, und wie sie mit ihren blauen Kulleraugen mit allem kokettiert hat, was Hosen anhatte.â
âKomischâ, meinte Mutter, âich kann mich gar nicht erinnern, dass ihre Kulleraugen jemals deine Hose eines Blicks gewürdigt hätten.â
âSie ist ein hinterhältiges, verlogenes Miststückâ, zischte er so heftig, dass der Speichel flog. âIn der Hölle soll sie verrotten! Wegen ihr ist mein Bruder jetzt tot, weil sie es mit einem Bullen getrieben hat â Himmelherrgott, mit einem Bullen! â, aber das ist Ihnen ja wohl scheiÃegal, was?â
âDas reicht, Finnâ, beschied Mutter mit unheilvoll leiser Stimme.
âWegen diesem kleinen Luder hat man Finn eins in den Kopf geknallt, und Sie hocken hier wie eine ⦠wie ein fettes, altes Spanferkel und denken nur daran, wie viel Geld Sie aus seiner â¦â
âRiley!â, brüllte sie.
Eilends kam der Barkeeper angerannt. âJa, Maâam.â
âUnser Freund hier vergisst sichâ, sagte Mutter, ohne dabei ihren erbosten Blick von Finn zu wenden. âEr redet wirres Zeugs, das mich glauben lässt, dass er nichâ mehr ganz richtig im Kopf ist. Vielleicht solltest du ihn schleunigst zurück in den Hühnerstall bringen â bevor ihm noch etwas zustöÃt.â
In Mutters letzten Worten schwang eine leise Drohung mit, kaum merklich zwar, doch daraus, wie Finn und Riley jäh erbleichten, lieà sich schlieÃen, dass ihnen die Warnung nicht entgangen war. Wenn ein brutaler Schläger wie Finn Cassidy sich so sehr vor einer Frau fürchtete, sagte das einiges über Mutter Nabbys Macht und ihre Methoden, jene zu bestrafen, die ihr Missfallen erregten. Wahrscheinlich war die unselige Ellie nicht das erste und nicht das letzte Opfer ihrer Rachegelüste gewesen.
âKomm schon, Kumpelâ, sagte Riley und zerrte Finn am Hemdsärmel fort. âLeg dich jetzt erst mal hin und schlaf eine Runde, und wenn du morgen aufwachst, versuch mal ausnahmsweise, dich nichâ wieân Pferdearsch zu benehmen.â
âStimmt es denn, was er sagt â dass Johnny Cassidy von einem Bullen erschossen wurde?â, fragte Nell, nachdem die beiden verschwunden waren.
âMary hat einen gevögelt, das weià ichâ, erwiderte Mutter Nabby, riss sich mit bloÃen Fingern ein Stück Fleisch von der Hammelkeule auf ihrem Teller und stopfte es sich in den Mund. âEiner vom State Constabulary, ganz groÃe Nummer. Der tauchte hier immer mal wieder auf, um
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