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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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Gesichts. Als neues Bilddokument definieren. Dunkel umrahmt.
    Anhängen. Speichern.
    Dann die gesamte Datei als Filmabspann einfügen.
    Passt!
    Die fahlen Hände ruhen jetzt andächtig auf der Tastatur. Kein Muskel bewegt sich im Körper. Nur die Gedanken arbeiten.
    Das Schutzschild der Schwäche   zerborsten wie dünnes Glas. Als Blendwerk enttarnt.
    Ein Rascheln. Klackende Geräusche beim Wühlen in der Hosentasche.
    Zeit, das frische Geweih an die virtuelle Wand zu nageln.
    USB-Stick andocken. Die neue Filmdatei einspielen.
    Und alsdann wird er streuen, der Tumor in der wehrlosen Datenwelt.
    Den externen Datenspeicher auswerfen und herausziehen. Zurück in die Tasche damit.
    B ereit zur nächsten Injektion.
    Laptop zu.
    Kellerraum verriegeln.
    Treppe hoch.
    Jacke an, Schlüsselgeklapper.
    Haustür öffnen, wieder schließen, zum Auto gehen.
    Fahrtziel: ein anderes Internetcafé. In einer anderen Stadt. Und die Finger der fahlen Hand, sie sind leicht zittrig, als sie den Zündschlüssel drehen.
    Mission, Phase zwei – in Kürze erfolgreich erfüllt.

13
    »Aber so dämlich ist doch kein Täter, dass er uns vorher noch schnell ein Gedicht schickt!« Tatjana Kartan, die Hände in die Hüften gestemmt, beobachtet fassungslos, wie Devcon seit mehreren Minuten den Papierwust auf seinem Schreibtisch durchforstet. Sascha Grafert steht dabei und grinst nur. Mittlerweile ist es früher Nachmittag, aber ohne Beleuchtung wäre es im Büro schon wieder duster. Die dichte Schneewolkendecke frisst jeden Sonnenstrahl und hüllt den »Schwarzen Kasten« – interne Bezeichnung für das Präsidiumsgebäude in der Addickesallee – in ein mystisch-unheimliches Dämmerlicht.
    »Reg dich nicht auf, sonst wird dir nur wieder schlecht.«
    »Halt’s Maul, Sascha!«
    »Wow, jetzt aber mal friedlich, Prinzessin! Andernfalls war das definitiv dein letzter Auftritt auf dieser Bühne hier, ist das klar! Für heute ist speziell dein Soll an cholerischen Ausfällen bereits erfüllt. Übererfüllt! Verstanden?« Devcons Miene lässt keine Zweifel an der Endgültigkeit seiner Worte aufkommen.
    Tatjana Kartan kaut auf ihrer Unterlippe und nickt. Andeutungsweise.
    Grafert mustert sie beide, Überraschung, Ärger und Argwohn im Blick.
    »Na also, hier ist es ja …« Devcon zieht das Papierknäuel auseinander, das er gerade unter seinem Schreibtischstuhl entdeckt hat. Er streicht es mehrfach glatt, starrt mit gerunzelter Stirn auf das Bild, das die schlechte Kopie einer Winterlandschaft zeigt. »Die Natur vereist, es gefriert das Herz. Und übrig bleibt nur ein quälender Schmerz …«
    »Toll! Das kann ich jetzt auch schon auswendig. Und es sagt doch überhaupt nichts.«
    Devcons Kopf schnellt hoch, die Brauen tief über der Nasenwurzel zusammengezogen. Kartan, den Mund noch geöffnet, holt erst einmal Luft, bevor sie mit möglichst sachlich klingender Stimme fortfährt: »Was ich damit sagen will – das passt doch bloß deshalb, weil wir momentan rein zufällig tiefsten Winter haben.«
    »Rein zufällig?« Devcon sieht nicht von dem Blatt auf, das er wieder eingehend betrachtet. »Zu dieser Jahreszeit soll das öfter mal vorkommen, hab ich mir sagen lassen.«
    »Sollen wir’s ins Labor geben?«, fragt Grafert. Leichthin.
    Devcon lässt das Blatt sinken. Und lächelt den Kommissar mitleidig an. »Pro forma, klar. Doch ich verwette meine schon fast verspielte Pension darauf, dass die nichts finden werden, was uns auch nur einen Millimeter weiter bringt.«
    »Na, immerhin hast du noch was zum Verspielen! Bis wir mal so weit sind – ach, was red ich, bis dahin gibt’s sowieso keine staatliche Pension oder Rente mehr. Und entweder haste dann privat genug auf die Seite geschafft, oder du bist verratzt.«
    »Wobei das mit dem privat auf die Seite Schaffen bei der Lohnentwicklung für die meisten von uns wohl eher Wunschdenken bleibt«, ergänzt Grafert.
    Kartan nickt. »Genau so ist es. Globale Verarmung und eine immer kleiner werdende Kaste der Superreichen …«
    »Verzeihung, wenn ich störe.« Devcon, allem Anschein nach noch immer mit dem Papier beschäftigt, gibt ein Räuspern von sich. »Ich habe hier zwei Mordfälle, bei deren Bearbeitung ich durchaus ein wenig Unterstützung gebrauchen könnte. Meint ihr, dass ihr das noch hinbekommt, bevor der großphilosophische Diskurs zur Lage der Welt eure geistigen Ressourcen komplett bindet?«
    »Also weißte«, Kartan richtet ihren Zeigefinger auf ihn, »so was kann nur einer sagen, der in

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