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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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optimistisch klingenden Tonfall. »In Ordnung, Chef. Ich veranlasse dann gleich alles Notwendige.«
    Keine Reaktion. Auch Grafert rührt sich nicht, studiert Devcon wie ein besorgter Arzt einen schwer kranken Patienten. »Und, schon einen Namen für unsere neue SOKO parat?«
    Devcon sieht noch immer nicht auf, hält den Blick starr auf die Schreibtischkante gerichtet. »Cherub. Nenn sie SOKO Cherub.«

19
    Das spitze Blatt der Kreuzhacke saust auf den vereisten Boden. Wieder und wieder. Lockert Zentimeter für Zentimeter der tief gefrorenen Erde. Die fahlen Hände, sie stecken in dick gefütterten Arbeitshandschuhen, umschließen den Griff aus Karbonstahl wie ein gusseisernes Schwert. Der Kampf gegen den Frost muss etwa fünfzig Zentimeter tief geführt werden. Dann wird der Boden weicher. Fünfzig Zentimeter, bei der Witterung ein Job für vier bis fünf Stunden. Die ersten dreieinhalb sind um – und noch immer fährt der Pickel mit einer unbändigen Wucht auf die Erde hinunter.
    »Jeder Stich eine Kondolenz«, murmelt der Mann und zieht geräuschvoll die Nase hoch. Sie läuft unablässig. Beißend kalter Wind tobt über das Gelände. »Eine Kondolenz für die anonymen Opfer des Lichts …« Er hebt den Kopf, von einer Russenkappe gegen die Kälte geschützt. Und die grünen Augen hinter der Maske, sie sondieren das Areal.
    Niemand zu sehen, sehr gut.
    Die Hacke saust auf den Boden. Kraftvoll. Und präzise. Als würde eine Menschmaschine, ein Hybrid sie schwingen. Eine Maschine, die für nichts anderes geschaffen worden ist.
    Der Grabstein, graviert nur mit einer Trauerweide, dem Namen und den Lebensdaten der Toten, wird unbeschädigt bleiben.
    So soll es sein.
    Stella Z.s sterbliche Überreste – momentan in einem blauen Plastiksack am Fußende der Grabstätte lagernd – werden hier ihren Platz finden. Auf einem Meter in der Breite und einem weiteren in der Tiefe. Das ist die Faustregel beim Verscharren der Schüler. Der Schüler, die das Recht auf eine letzte Ruhestätte nicht verwirkt haben und deren Leichen bisher nochniemand fand in den vergessenen Gräbern der Frankfurter Friedhöfe.
    Doch für Stella Z., die kleine, unschuldige Stella Z., hat er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Zwar ist das Risiko beträchtlich. Denn heute Nacht, da gräbt er immerhin auf dem Hauptfriedhof. Und die Ruhestätte, sie ist auch keineswegs vergessen, nein. Davon zeugt die liebevolle Bepflanzung, die es bei den Temperaturen allerdings weitgehend dahingerafft hat. Aber dennoch, Schändung bleibt Schändung. Doch das , das ist die Sache wert. Diesen Glücksfall einer unverhofften Entdeckung … nein, diesen Glücksfall kann er sich unmöglich entgehen lassen.
    Die Hacke lehnt am Grabstein. Und die grünen Augen, sie fixieren den Namenszug. »Sei mir gegrüßt, oh du mein längst verwestes Rehlein.« Ein tiefer, genüsslicher Atemzug. In den Pupillen ein wilder Glanz. Der wilde Glanz eines Kriegers in der freudigen Erwartung, seinen Todfeind zu quälen. Mit Genuss zu quälen. Und ihn schließlich ganz zu besiegen. Nicht körperlich, nein. Im Gegenteil. Der Körper muss reibungslos funktionieren. Das ist wichtig. Um die Schmerzen fühlbar zu machen, die die psychischen Attacken auslösen. Fühlbar als eine Krankheit. Eine Krankheit zum Tode hin. Eine Krankheit, an der er selbst schon so lange leidet. Tag für Tag, Stunde um Stunde. Was der weiße Ritter nicht erkennt. Aber bald, schon sehr bald, wird er es begreifen. Alles begreifen. Und dann wird er nicht mehr sein.
    Denn dann, dann werden wir eins.
    »Uh! Der Vollmond kommt durch! Ja! Ich spüre es! Gleich werde ich mich verwandeln, uaaaah!« Ein Juchzen durchschneidet die Stille der eisigen Nacht. Dann schrilles Mädchengekreisch.
    Die Hacke, sie fällt zu Boden. Geduckte Haltung. »Mist!« Nur einen Moment nicht aufgepasst – Ruhig! Lage peilen.
    Die grünen Augen nehmen ein junges Pärchen ins Visier. Beide im Gothic-Stil gekleidet, die Gesichter hell gepudert. Um die Augen des schwarzhaarigen Mädchens dunkle Schminke. Der junge Mann im fußlangen schwarzen Mantel legt den Kopf weit in den Nacken und stößt ein wölfisch klingendes Geheul aus. Er hat eine Wodkaflasche in der Hand, die andere ruht auf der schmalen Hüfte seiner Begleiterin. Die streckt jetzt ihre Hand aus. »Hey, guck mal, da vorn …«
    Die grün leuchtenden Augen verengen sich zu Schlitzen. Der Jäger ist gesehen worden. Und das Wild, es steuert direkt auf ihn zu.
    »Was is’n da

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