Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Schnee, weder von einem Auto noch sonst welche. Aber bei diesem Wetter …«
Sie beschlossen, zurückzufahren und in Erfahrung zu bringen, ob jemand wusste, wo sich Marklund aufhielt und wie man ihn erreichen konnte.
Auf dem Rückweg rief Hedman in der Jugendherberge an, die eigentlich geschlossen war. Man versprach, ein Zimmer zu heizen. Nach einigem Zögern hatte Levin beschlossen, die Heimreise auf den nächsten Tag zu verschieben, da sie nun schon einmal so weit gereist war. Hedman setzte sie bei der Jugendherberge ab, die in einem schon lange stillgelegten Bahnhofsgebäude untergebracht war. Er selbst hatte noch vor, ein paar interne Nachforschungen anzustellen, wie er sich ausdrückte. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen.
Pia Levin war ganz allein in dem großen, kalten Bahnhof. Nachdem sie die Küche der Jugendherberge durchsucht hatte, ohne etwas Essbares zu finden, zog sie die dicke Jacke an und begab sich zum Imbiss am Markt.
Wenig später tropfte ihr das Dressing auf die Finger, und eine Tomatenscheibe fiel auf den Tisch, als sie von ihrem Hamburger abbiss. In einer Ecke des Lokals plärrte laut ein Fernseher. Der Geruch von altem Frittieröl hing wie ein unsichtbarer Nebel im Imbiss. Wahrscheinlich würde er sich auch in den Kleidern festsetzen. Levin überlegte, ob sie überhaupt genug Kleider zum Wechseln hatte. Sie wollte nicht nach Wurstbude riechen, wenn sie am nächsten Tag Anders Hedman traf. Er hatte sie angerufen und ihr gesagt, es gebe noch weitere Informationen über Gabriel Marklund, aber nichts Ungewöhnliches und nichts, was nicht bis zum nächsten Tag Zeit habe. Ob sie bis dahin zurechtkomme?
Obwohl sie sich bereits ziemlich einsam fühlte, hatte sie bejaht. Sie hatte das Hamburgerrestaurant nicht nur des Hungers wegen aufgesucht.
Sie schob das letzte frittierte Kartoffelstückchen in den Mund, wischte sich dann die Hände an einer Serviette ab, roch an ihnen, verzog das Gesicht und trank ein paar Schlucke von ihrer Limonade, während sie sich im Lokal umschaute. Außer ihr saß dort nur noch eine Frau mittleren Alters, die langsam und methodisch eine Pizza aß. Sie schnitt ein kleines dreieckiges Stück ab, aß es und drehte dann den Teller ein wenig, um das nächste Stück abzuschneiden. Immer wieder die gleichen Bewegungen. Levin hatte noch nie jemanden eine Pizza mit solcher Sorgfalt und Konzentration essen sehen. Sie konnte es nicht bleiben lassen, die Frau anzustarren. Diese sah plötzlich von ihrem Teller auf und begegnete ihrem Blick.
Levin schlug die Augen nieder und schämte sich ihrer ungenierten Blicke.
»Sie sind nicht von hier, oder?«
Die Stimme klang neugierig und nicht im Geringsten feindselig.
»Ich bin nur ganz kurz zu Besuch«, sagte Levin.
»Touristin?«
Levin lachte.
»Nein, geschäftlich.«
»Sind Sie schon mal hier gewesen?«
»Noch nie.«
»Im Sommer ist es sehr schön.«
»Dann muss ich eben im Sommer noch einmal herkommen«, sagte Levin und legte den ganzen Abfall auf ihr Tablett.
»Sie sind Polizistin, nicht wahr?«
Levin zuckte zusammen.
»Ja. Sieht man das?«
Die Frau lachte.
»Nein. Aber wenn sich ungewöhnlicher Besuch in dieses Nest verirrt, dann wissen alle davon.«
Levin lächelte und erhob sich. Sie stellte ihr Tablett in eine Ablage neben der pizzaessenden Frau.
»Und wie läuft’s?«
»Was?«
»Na, das was Sie machen. Sie sind doch eine Polizistin aus der Großstadt, die aus beruflichen Gründen hier ist. Da will man natürlich wissen, wie es läuft.«
Levin erwog, eine abweisende Antwort zu geben, überlegte es sich aber plötzlich anders.
»Kennen Sie Gabriel Marklund?«
»Ich weiß, wer das ist. Wieso? Hat er was verbrochen?«
»Nein. Ich bräuchte nur ein paar Informationen. Darf ich mich setzen?«, fragte sie und deutete auf den freien Stuhl am Tisch der Frau.
»Natürlich. Nehmen Sie nur Platz.«
Es gab fast keine Helligkeit, die der Schnee hätte reflektieren können. Pia Levin sah nur wenige Meter weit, und es fiel ihr schwer, sich zu orientieren. Die Tasche schnitt in ihre Schulter, und sie hätte gerne die Taschenlampe angemacht, aber damit wollte sie noch warten. Sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Der Taxifahrer hatte sie seltsam angeschaut, als sie ihm ihr Ziel genannt hatte.
»Wollen Sie wirklich hier aussteigen?«, hatte er gefragt. Sie hatte ihm versichert, dass alles in Ordnung sei. Für das letzte Stück hatte sie zwanzig Minuten gebraucht. Der Wind wurde immer stärker und blies ihr
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