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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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zugetragen hatte. Holtz sah sich um und überlegte, warum sich Koster wohl ausgerechnet dieses Café ausgesucht hatte. Es schien fast unmöglich zu sein, sich darin mit einem Rollstuhl zu bewegen.
    »Hallo«, rief jemand aus einer Ecke des Lokals.
    Mehrere Gesichter wandten sich dem Rufer zu. Die drei an der Kasse verstummten, starrten verärgert in seine Richtung und nahmen dann rasch ihren Schwatz über die Abenteuer des Vorabends wieder auf. Der Mann kam Holtz irgendwie bekannt vor und schien tatsächlich ihn gemeint zu haben. Holtz konnte ihn jedoch nicht einordnen.
    »Kommen Sie herüber, Marcus hat sich verspätet«, rief der Mann quer durchs Lokal, ohne sich im Geringsten um die anderen Gäste zu kümmern.
    Jetzt fiel bei Holtz endlich der Groschen. Es war der junge Mann, dem er im Bogenschützenverein begegnet war. Wie hieß er denn gleich wieder? Irgendetwas Lateinamerikanisches, überlegte Holtz, als er sich einen Weg zu ihm bahnte. Der Rollstuhl lehnte zusammengeklappt an der Wand, und sein Besitzer saß auf einem gewöhnlichen Stuhl.
    »Hallo! Gut, dass Sie da sind. Es fällt mir etwas schwer zu bestellen. Können Sie mir einen Kaffee und ein Teilchen holen? Ich sitze hier gewissermaßen fest«, sagte er und lachte.
    »Natürlich. Was hätten Sie gerne? Eine Safranschnecke?« Holtz hängte seinen Mantel über die Stuhllehne.
    »Egal, irgendwas.«
    Holtz ging zur Kasse und bestellte. Die drei jungen Frauen waren gegangen, und es dauerte nicht lange, bis er mit einem Tablett mit Kaffeetassen und Gebäck an den Tisch ganz hinten in der Ecke zurückkehrte.
    »Nett, Sie wiederzusehen«, sagte er und nahm Platz. »Es ist mir etwas peinlich, aber ich habe Ihren Namen vergessen …«
    »Massoud.«
    »Richtig. Jetzt erinnere ich mich wieder. Marcus hat gar nicht erwähnt, dass Sie auch kommen würden.«
    »Nicht? Er hat mich angerufen und gesagt, es sei wichtig, dass ich auch dabei bin. Stört Sie das?«
    »Nein, überhaupt nicht. Wo steckt er denn?«
    »Er kommt vermutlich gleich. Wir können doch schon mal Kaffee trinken?«
    »Natürlich.«
    Holtz und Massoud unterhielten sich über den Bogenschützenverein und über Wettkämpfe beim Behindertensport. Holtz hatte das Gefühl, sie würden sich schon lange kennen, so unbeschwert war die Konversation.
    »Wie ist Marcus eigentlich?«, fragte Holtz.
    Massoud dachte ein paar Sekunden nach, ehe er antwortete.
    »Engagiert. Seine Arbeit beim Stjärnan, beim Bogenschützenverein also, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Er ist jemand, der alles für andere gibt, ohne jemals etwas zurückzufordern.«
    »Gibt es solche Leute wirklich?«
    »Solche engagierten Leute gibt es überall. In Vereinen, als Pflegeeltern oder als ehrenamtliche Mitarbeiter gemeinnütziger Organisationen.«
    Holtz dachte an seine Tochter Linda, die um den halben Globus reiste, um anderen dabei zu helfen, eine sicherere und gerechtere Welt zu schaffen, und erkannte, dass er das bisher nie so gesehen hatte. Er war immer davon ausgegangen, das Abenteuer hätte sie gelockt. Kannte er seine Tochter überhaupt?
    »Aber anderen zu helfen hat natürlich auch eine egoistische Seite«, meinte Massoud.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es gibt einem das Gefühl, Teil von etwas Größerem, ein Teil des Lebens anderer zu sein. Und etwas zu erreichen kann einen sicherlich süchtig machen. Glauben Sie das nicht auch?«
    »Ich weiß nicht. Das klingt doch recht theoretisch. Oder fast religiös. Ich wollte Sie aber noch etwas anderes fragen.«
    »Ja?«
    »Was fehlt Marcus eigentlich?«
    »Hat er Ihnen das nicht erzählt?«
    »Ich habe ihn nie gefragt, und jetzt habe ich ihn so oft getroffen und das Gefühl, ich hätte ihn schon längst fragen müssen … Das verstehen Sie vielleicht.«
    Massoud ließ ein lautes, befreiendes Lachen hören.
    »Ich verstehe sehr gut. Er hat MS .«
    » MS ?«
    »Multiple Sklerose.«
    »Aha, er hat also nicht immer im …«
    »Nein. Seit zehn Jahren ungefähr. Vorher war er kerngesund.«
    »Unglaublich, er wirkt so …«
    »Wie? Wie wirkt er?«
    »Er wirkt irgendwie so zufrieden. Trotz allem.«
    »Vielleicht. Aber wer weiß schon, was in einem anderen Menschen vorgeht?«
    Holtz klaubte einige Krümel von seinem Teller und schob sie in den Mund.
    »Aber es muss doch ein Unterschied sein, ob man von einer Krankheit heimgesucht wird oder einen Unfall erleidet? Wie Sie, meine ich.«
    »Was meinen Sie?«, fragte Massoud und sah ihn verständnislos an. »Wer hat gesagt, ich hätte einen Unfall

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