Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
sehr stark verbrannt. Keine Fingerabdrücke, keine persönliche Habe. Die Identität lässt sich vermutlich nur mit Hilfe von DNA klären, aber die Ergebnisse des GFFC liegen noch nicht vor. Wir haben von dort im Übrigen überhaupt noch nichts bekommen.«
»Ich kümmer mich drum, dann sehen wir weiter. Noch etwas?«, fragte C.
Niemand antwortete. Nachdem es ein paar Sekunden lang still gewesen war, dankte sie ihnen für ihr Kommen und wandte sich wieder den Papieren auf ihrem Schreibtisch zu.
Das Trio trottete davon.
»Man könnte fast glauben, dass sie die Vorermittlung führt«, murmelte Mauritz Höög, als sie mit dem Fahrstuhl nach unten fuhren.
Holtz und Brandt antworteten nicht. Sie stiegen in der sechsten Etage aus, verabschiedeten sich vom Staatsanwalt und gingen dann den leeren Korridor entlang.
»Wo ist eigentlich Levin?«, fragte Brandt.
»Sie versucht deinem Wunsch gemäß, Gabriel Marklund ausfindig zu machen, aber ich habe noch nichts von ihr gehört.« Holtz öffnete die Tür seines Büros. »Sie ruft an, wenn es was Neues gibt.«
P ia Levin klappte das Tischchen hoch, drehte den kleinen abgenutzten Plastikhebel in Position und lehnte sich mit geschlossenen Augen im Sitz zurück. Obwohl sie darauf vorbereitet war, wurde ihr abwechselnd heiß und kalt, als das Fahrgestell mit einem Ruck ausgeklappt wurde und die ganze Maschine vibrierte.
Der Boden zog in rasendem Tempo unter ihr vorbei, und sie versuchte, an etwas anderes zu denken.
Fünf Minuten später war das Flugzeug zum Stillstand gekommen, und die kleine Schar Menschen, überwiegend Männer, erhob sich von ihren Sitzen und holte Taschen und Mäntel aus den Gepäckfächern. Pia Levin ließ alle aussteigen, bevor sie sich erhob und ihre Sachen zusammensuchte. Sie hatte es nicht eilig.
»Danke, dass Sie mit uns geflogen sind. Beehren Sie uns bald wieder. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag.«
Die Stewardess schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, und Levin beantwortete es unwillkürlich, ehe sie auf die Treppe trat. Ein eisiger Wind fuhr ihr ins Gesicht. Sie zog den Reißverschluss der Jacke höher und eilte die Treppe hinunter auf das überdimensionierte Flughafengebäude zu.
Obwohl es vom Flugzeug zum Eingang nicht weit war, trieb ihr die Kälte die Röte in die Wangen, und ihr kamen Zweifel, ob sie genügend warme Kleidung mitgenommen hatte.
Das Terminal war fast ausgestorben. Ein Schild wies darauf hin, dass das Restaurant geschlossen sei. Die Reisenden wurden an Automaten am anderen Ende des Raumes verwiesen.
Levin sah sich nach einem Informationsschalter um oder nach jemandem, der ihr die Telefonnummer der Taxizentrale sagen konnte. Außer ihr befand sich in der Halle jedoch nur ein Mann, der fast ganz in einem riesigen Anorak mit Pelzkragen verschwand. Er war ziemlich groß und lächelte ihr dümmlich zu.
Der Dorftrottel, dachte sie. In diesem Augenblick setzte er sich in ihre Richtung in Bewegung.
»Ich vermute, Sie sind Pia Levin«, sagte er in breitem Dialekt, als er vor ihr stand.
»Äh … ja.«
»Anders Hedman, Bezirkskriminalpolizei.« Er streckte seine Hand aus.
»Hallo! Ich hatte nicht damit gerechnet, abgeholt zu werden«, sagte Levin und schüttelte ihm die Hand.
»Es ist nicht ganz einfach, hier wegzukommen. Außerdem bekommen wir nicht oft so feinen Besuch.«
Levin war sich nicht sicher, ob Ironie in seinen Worten mitschwang, aber er wirkte aufrichtig, und sie schämte sich ihrer Gedanken, als sie ihn erblickt hatte.
Anders Hedman nahm ihr die Tasche ab und ging zu einem Auto, das mit laufendem Motor vor dem Flughafengebäude stand. Eine riesige Abgaswolke quoll aus dem Auspuff. Levin hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Zögernd stieg sie in das warme Auto, nachdem er die Tasche auf dem Rücksitz verstaut und ihr die Beifahrertür geöffnet hatte.
»Ich dachte, dass wir erst mal in der Dienststelle Kaffee trinken und die Lage besprechen, ehe wir zu dem Haus fahren. In Ordnung?«
»Das klingt prima.«
Während der Autofahrt redeten sie nicht viel, aber das Unbehagen darüber, schweigend neben einem vollkommen Fremden zu sitzen, ließ nach, als sie merkte, dass ihm das überhaupt nichts auszumachen schien. Sie würden schon noch früh genug miteinander sprechen, dachte sie und bewunderte stattdessen die vorbeiziehende Landschaft. Sie hatte noch nie so viel Weiß auf einmal gesehen. Die Bäume, die Erde, der Himmel, alles war weiß. Kaum eine Menschenseele war zu sehen.
»Nicht viele Leute unterwegs
Weitere Kostenlose Bücher