Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Apparat und erfuhr, was die GFFC -Experten herausgefunden hatten.
»So viel zur Gabriel-Marklund-Theorie«, meinte er mürrisch und dankte für die Auskünfte.
Ratlos blieb Holtz im Strom der Weihnachtseinkäufer stehen. Ein kalter Wind fegte durch die Fußgängerzone. Ein Schauer durchfuhr ihn, und er schlug den Mantelkragen hoch. Dann nahm er den Schal aus der Tüte und wickelte ihn sich um den Hals und vor das Gesicht. Die Wolle roch neu. Die glänzende, teure Tüte mit dem Namen des Ladens in Prägedruck warf er in einen überquellenden Mülleimer.
Rasch ging er in Richtung Präsidium. Er schlängelte sich zwischen den Leuten mit ihren unzähligen Paketen hindurch und wich Straßenhändlern aus, die ihm den Weg versperrten. Ellen Brandt hatte mitgeteilt, sie habe frei und man dürfe sie nur stören, wenn es sehr wichtig sei. Er rief sie an.
D ie Frau, die mit gefalteten Händen Ellen Brandt gegenübersaß, verstand nicht. Sie konnte die Information, die die Kriminalpolizistin ihr gerade gegeben hatte, nicht verarbeiten.
Sie empfand überhaupt nichts.
Brandt hätte schwören können, dass es im Zimmer kälter geworden war. Als wäre alles plötzlich zum Stillstand gekommen.
Sie beugte sich über den Schreibtisch und nahm die Hände der Frau. Sie waren eiskalt.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen?«, fragte sie und hörte selbst, wie dumm das klang. Als würde ein Glas Wasser den unfassbaren Schmerz lindern. Sie war kaum fähig gewesen, die Nachricht zu formulieren, und konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es sein musste, selbst betroffen zu sein.
Die Frau schüttelte den Kopf. Langsam traten ihr Tränen in die Augen. Kein Schluchzen, kein Schreien, kein lautes Weinen. Nur Tränen.
»Sind Sie sicher? Kann es sich nicht doch um einen Irrtum handeln?«, flüsterte sie.
Brandt holte tief Luft.
»Leider. Ich bin mir ganz sicher. Es besteht kein Zweifel daran, dass es sich um Ihren Sohn handelt.« Unfreiwillig sah sie auf die geschlossene Schreibtischschublade, in der die Fotos von der Brandstätte und der Obduktion sowie das DNA -Ergebnis vom GFFC lagen. Die Seriennummer der Kniescheibenprothese hatte auch gestimmt. Es konnte also kein Zweifel an der Identität des Opfers bestehen.
Die Fotos der bis zur Unkenntlichkeit verbrannten obduzierten Leiche des Sohnes befanden sich nur wenige Zentimeter unter den eiskalten Händen seiner Mutter. Nur eine dünne Schreibtischplatte aus Birkenfurnier trennte das Bild, das die Mutter von ihrem Sohn in Erinnerung hatte, von der Wirklichkeit.
Es hatte den Nachrichtendienst weniger als eine Stunde gekostet, ein Profil zu erstellen. Die Identität war leicht festzustellen gewesen, da die Person mit der fraglichen DNA mehrfach vorbestraft war.
Jesper Mannfred war neunzehn Jahre alt und wegen kleinerer Straftaten auffällig geworden. Er gehörte einer radikalen antifaschistischen Organisation an, die für die schlimmsten Straßenschlachten der letzten Jahre verantwortlich gewesen war. Man hatte ein Stück Straße besetzt, eine Party veranstaltet, dann die Schaufenster eingeschlagen und die Läden geplündert.
Gemäß etlicher übereinstimmender Quellen waren einem kleinen Kreis die Straßenfeste zu langweilig geworden. Diese Gruppe von Leuten hatte ihr Tätigkeitsfeld erweitert. Sie schlug Neonazis zusammen und verübte mit Sprengsätzen und Brandbomben Anschläge auf ihre Treffpunkte. Die Gruppe nannte sich Kommando Marsupilami, ihre Mitglieder waren an einer Tätowierung mit einem kleinen schwarzgepunkteten, affenähnlichen Wesen, das einen langen, sehr wehrhaften Schwanz besaß, zu erkennen.
Die Polizei bezeichnete die Angelegenheit als einen Krieg auf Sparflamme, der beide Seiten schwerer schädigte, als aktenkundig wurde, da es äußerst selten Zeugen gab. Solange sie nur übereinander herfielen, hielten sich die Behörden augenfällig zurück.
Das Kommando Marsupilami war eine der linksradikalen Organisationen, die man anfänglich verdächtigt hatte, in den Mord an Johan Seger verwickelt gewesen zu sein. Es gab jedoch keine Hinweise, die diesen Verdacht erhärteten. Die Ermittler hatten bei den Antifaschisten keinen Stein auf dem anderen gelassen und besaßen daher einen außergewöhnlich guten Überblick über diese Gruppierungen.
Jesper Mannfred hatte noch nicht lange zum innersten Kreis gehört. Das entsprach der Theorie des Nachrichtendienstes, dass alle, die sich um Aufnahme in diesen Kreis bemühten, ihre Loyalität beweisen mussten, wodurch die
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